Das Konzept - Bedeutung für das Heimkino

  • Angeregt durch einen User, der sein Kinobauvorhaben und sein bereits vorhandenes Equipment in groben Zügen umschrieb, kam schnell die Diskussion nach dem "Konzept" auf.


    Dabei ist mir aufgefallen, dass es anscheinend keinen eigentlichen Thread gibt, wo es um dieses doch zunehmend als sehr wichtig erachtete Thema geht. Viele sagen, ein Konzept sei von absolut fundamentaler Wichtigkeit für ein gutes Gelingen. Hier würde ich gerne dieses Thema detailliert erörtert sehen. Einfliessen sollen hier Antworten / Meinungen zu Fragen wie


    Was ist überhaupt ein Konzept ? Definition ?

    Das Henne-Ei-Problem des Kinobauers : Kommt zuerst der Raum oder das Konzept ?

    Welche Vorteile ergeben sich durch die Erarbeitung eines guten Konzeptes ?

    Welches Konzept habt Ihr für Eure Kinos angewandt ? Und wie weit wurden die Ziele erreicht ? Wurde das Konzept nachträglich noch geändert / verfeinert ? Warum ?


    Selbstverständlich sind auch andere Standpunkte, die dieses Thema für überbewertet halten, sehr willkommen.

  • Dann mache ich mal den Anfang ...


    Bemühe ich Google, kommt zur Frage der Definition eines Konzeptes bspw. "ein klar umrissener Plan, ein Programm für ein Vorhaben". Oder auch "eine Planung, welche aus den Ideen einer Absicht oder eines Entschlusses und deren Ziele die Mittel und Wege (Massnahmen) definiert, um die fixierten Ziele zu erreichen."


    Gerade die zweite Definition finde ich ganz gut, weil es das Ziel in den Mittelpunkt stellt. Daraus ergibt sich dann die Frage, mit welchen Mitteln (Produkten, Baumassnahmen) ich dieses Ziel erreichen kann oder möchte.


    Nun ist es aus meiner Sicht so, dass bei den meisten eine Schlüsselkomponente des Kinos von Anfang an schon mehr oder weniger gegeben ist: der Raum. Ich habe einen Raum X, wo ich ein Kino bauen kann. Für diesen Raum (mit seinen üblicherweise vorhandenen Limitierungen) wird dann nach Lösungen gesucht, um die individuellen Vorstellungen eines möglichst guten Kinos umzusetzen. Kurz: es wird ein mehr oder weniger ausgereiftes "Konzept" erarbeitet. Den Raum selber kann dabei in den meisten Fällen leider nur beschränkt an das Konzept angepasst werden ...

    Glücklich aus meiner Sicht, wer einen Raum genau in den Dimensionen bauen kann, um damit seine Vorstellung seines Idealen Kino umzusetzen. Der Raum wird dann quasi zur massgeschneiderten Komponente.


    Bei mir war es bisher leider immer so, dass der Raum von den Dimensionen bereits mehr oder weniger gegeben war. Ich musste somit also versuchen, mit diesem Raum bestmöglich meine individuell definierten Ziele zu gelangen. Wobei das "bestmöglich" neben dem finanziellen Aspekt IMO auch mit der der persönlichen Präferenz verbunden ist. Somit standen für mich die Ziele und damit meine persönliche Präferenz bei der Planung und Umsetzung im Vordergrund. Wo bin ich eher bereit, Kompromisse einzugeben und wo eher nicht ? Was dann darauf hinausläuft, die bestmöglichen Kompromisse bei den Ausgaben für Geräte und Baumassnahmen zu finden.


    Gibt es überhaupt ein Kino, wo keine Kompromisse vorhanden sind ? Ich meine klar "Nein !". Wer eher die Priorität beim Bild sucht, wird sich vermutlich zunehmend Richtung LED Walls orientieren müssen. Diese sind dann wiederum auf Grund der relativ grossen harten Fläche im Hinblick auf den Ton suboptimal.

  • Mehrere Konzepte helfen dabei verschiedene Varianten zu definieren und vergleichbar zu machen.


    Ein realisiertes Heimkino ist immer ein Kompromiss, da die wenigsten unlimitierte Ressourcen zur Verfügung haben werden. Nur fällt dieser Kompromiss für jeden einzelnen unterschiedlich aus. Mein Kompromiss ist, dass ich keine Maskierung habe, gerne 20cm mehr Raumlänge und evtl. Lautsprecher mit mehr Druck. Bis auf die Raumlänge kann das irgendwann in der Zukunft aber geändert werden.

  • Ich hatte mir zum Konzept einige Gedanken gemacht und ich finde, das hat sich auch gelohnt.

    Von daher kann ich es nur bekräftigen, bei einem selbst geplanten Heimkino ist das ein sehr wichtiger Schritt da hier schon einige Weichenstellungen getroffen werden, die sich später nur noch mit größerem Aufwand ändern lassen.

  • Mehrere Konzepte helfen dabei verschiedene Varianten zu definieren und vergleichbar zu machen.

    Ich habe einen Kinoraum, der mit 5.4m Breite und 5.8 m Länge fast quadratisch ist. Daraus ergaben sich für mich 3 valable Varianten, die LW an 3 unterschiedlichen Wänden zu positionieren. Nur die Wand mit der Eingangstür konnte/musste ich von Anfang an ausschliessen. Ich habe deshalb 3 Pläne (Skizzen) für diese 3 Varianten gemacht. Am Schluss habe ich mich für die Variante entschieden, die mir auch zu Beginn spontan am interessantesten erschien. Das eigentliche Konzept, so wie ich es verstehe, wäre aber bei allen 3 Plänen grundsätzlich sehr ähnlich gewesen. Ausschlaggebend war dann die Gestaltung des Sternenhimmel inkl. Verspiegelung . So konnte ich zumindest optisch die fehlende Raumtiefe IMO am gefälligsten erhöhen.

  • Oder auch "eine Planung, welche aus den Ideen einer Absicht oder eines Entschlusses und deren Ziele die Mittel und Wege (Massnahmen) definiert, um die fixierten Ziele zu erreichen."


    Gerade die zweite Definition finde ich ganz gut, weil es das Ziel in den Mittelpunkt stellt. Daraus ergibt sich dann die Frage, mit welchen Mitteln (Produkten, Baumassnahmen) ich dieses Ziel erreichen kann oder möchte.

    "Konzept" und "Plan(ung)" sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge.

    Am Anfang steht immer ein Grobkonzept, dann kommt ein Feinkonzept (was der Kunde dann abnimmt) und erst dann geht es in die Planung. Und auch hier erstmal eine Grobplanung, dann eine Feinplanung.

    Erst in der Feinplanung werden dann z.B. konkrete Produkte ausgewählt (was natürlich nicht heißt, dass wir jedes Mal bei 0 anfangen :zwinker2:)

  • ich glaube am Anfang steht immer eine oder mehrere Ideen und Wünsche…


    dann erfolgt hoffentlich eine Realisierung was überhaupt in dem vorhandenen Raum möglich ist und was von dem was ich wünsche die höchste Priorität hat.


    Darauf erfolgt dann eine Art Konzept… eine Planung… ein Finanzplan.


    Was genau ein Konzept ist.. das ist wieder das größte Thema was versteht man unter einem Begriff.


    Ich habe erst mal überlegt was will ich. Die Antwort war ein Männerhort: ein Ort um mit dem Kumpel Smalltalk zu halten… Musik zu hören… ein Rückzugsort zu haben… eine kleine Bar… mit zwei Hocker… ein Flipper… Musik … Filme gucken…


    und dann habe ich mich mit jedem einzelnen Wunsch beschäftigt und eine Priorität zu geordnet.


    Musik hören hatte die höchste Priorität bekommen.


    Dann kam die Recherche was braucht man dafür. Die Antwort war ein bedingungslosen Raum mit perfektem Stereodreieck und bestmöglichen Akustikkonzept.


    Dann habe ich mich 2 Jahre mit Schall, Frequenzen, Akustik beschäftigt und dann angefangen zu planen.


    Auf den ersten Plan folgte ein zweiter… der Raum musste mit Zwischenwänden geformt werden…


    usw.


    Dann stand endlich der Plan. Auf Basis dieses Plans wurde dann Stück für Stück eine Feinplanung erstellt.


    Der „Universal Männerhort“ war einem Tonstudio für Wiedergabe von Ton und Bild gewichen.

    1 Sitzplatz (!!!).


    Da ich gerne Filme gucke habe ich das „Kino“ vor dem Bau drum herum geplant. Das war nach der Entscheidung „Tonstudio für 1 Person“ relativ Einfach.


    An welcher Stelle spricht man hier von Konzept?


    Ich habe zwei Jahre lang geplant… vom Rohbau bis zur Vorauswahl der Materialien.

  • "Konzept" und "Plan(ung)" sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge.

    Am Anfang steht immer ein Grobkonzept, dann kommt ein Feinkonzept (was der Kunde dann abnimmt) und erst dann geht es in die Planung. Und auch hier erstmal eine Grobplanung, dann eine Feinplanung.

    Okay, damit ist das gesamte Vorhaben strukturiert. Aber welche Inhalte gehören zu den beiden Konzeptphasen, und was (im Überbegriff oder bspw.) nimmt der Kunde ab? (bevor es in die Grobplanung geht)

  • Beispiel „Sitze“:

    Grobkonzept: wieviele Plätze sollen es sein? Wieviele Reihen?

    Feinkonzept: welche Art von Sitzen? Klassische Kinosessel, Sofa, Daybed/Chaise lounge?


    Beispiel Raumdesign:

    Grobkonzept: welche Richtung? Ultramodern, Mid century, 70iger oder Themenkino?

    Feinkonzept: Farbwelt, Materialien, welches Thema (wenn Themenkino).


    Letztlich geht es bei der Konzeptabnahme darum, dass der Kunde sich verstanden fühlt und er sich wiederfindet. Wenn ja, kann es dann in die konkrete Planung gehen.

  • Hatte das Konzept dass der Raum zum Musik hören gemacht ist und als Zusatz Heimkino kann.


    Das Ergebnis nach der Planung war okay.


    Dann hat sich aber die Nutzung gedreht und Musik ist in den Hintergrund getreten und es wird fast nur noch als Heimkino genutzt dabei dann m.o.w. provisorisch darauf hin verbessert.


    Wäre das Konzept gleich HK Nutzung gewesen hätte man es dann besser darauf planen können und es auch ordentlicher ausführen.


    Ergebnis:

    Ich schiebe alle größeren Investitionen auf und mache dann den ganzen Raum neu.


    mfg

  • Es ist ja die Frage, ob man das Hobby Heimkino schon sehr lange betreibt und der aktuelle Raum das Ergebnis einer längeren Evolution ist oder ob man quasi neu startet. Wie einige andere habe ich z.B. vorher bereits ein Kino gehabt und konnte nahezu alles (bis auf gewisse räumliche Gegebenheiten) vorher planen, wofür ich mir über zwei Jahre Zeit genommen habe. Natürlich hat man in dieser Zeit selbst ein Konzept entwickelt und bei einer Kooperation mit einem Planer und Installer wäre dies letztlich sehr ähnlich verlaufen. Aber auch nur dank der Vorerfahrungen, ansonsten hätte viel mehr abgefragt und gemeinsam geplant werden müssen.

    Gruß
    olli


    The DARK-ROOM homecinema
    Lounge-Ledersessel, 3 Sitzreihen, Cinemascope-Projektion, 9.4.6 Multichannel, 24m² Sternenhimmel, Schallschutz + Akustikausbau, EIB-Steuerung

  • Es ist ja die Frage, ob man das Hobby Heimkino schon sehr lange betreibt und der aktuelle Raum das Ergebnis einer längeren Evolution ist oder ob man quasi neu startet.

    :rofl: … das klingt aber dann eher so als hätte man kein Konzept gehabt sondern irgendwie über Jahre rumgedoktert.


    So leben viele Räume heute noch vor sich hin. Das sind dann meist Räume die mehr als einem Zweck dienen. Ohne das man selber Ahnung von Akustik hat und man sich auch nicht damit ernsthaft auseinandersetzen wollte und erst recht nicht zukaufen wollte.


    Nicht schlimm… solange man selber damit leben kann.


    Aber die Frage dieses Threads ist ja „Konzept“.

  • delorentzi

    Auch ein Raum an dem man seit Jahren „rumdoktert“ kann ein akustisches Konzept haben.


    Ein Raum muss nicht unbedingt von Anfang an darauf ausgelegt sein.
    Es lässt sich sehr viel machen ohne einen Neustart.


    Die Wenigsten starten mit einem kompromisslosen dedizierten Kino im eigenen Raum.

  • In einem neuen Raum (oder „Neubau“ eines bestehenden Raums) kann man halt grundlegende Konzeptpunkte ideal umsetzen. Dabei finde ich es wichtig, das Konzept nicht nur in Punkto Akustik zu betrachten. Auch wenn Akustik/Ton bei vielen Konzepten hier im Forum sehr im Vordergrund stehen, halte ich den Raum an sich (Raumgefühl, Aufteilung, Optik,…) und den geplanten Verwendungszweck für die Basis.

    Und trotzdem steht für mich auch die Auswahl „der Technik“ nicht an letzter Stelle insbesondere wenn man da Vorerfahrung besitzt. Ich würde mich beim Bau eines dritten Kinos z.B. auf die Reise machen und Lösungen verschiedener Anbieter (Lautsprecher, Planungen,…) für mich hören und Präferenzen bestimmen. (Die Vorauswahl trifft dann das Budget :zwinker2:.)

    Gruß
    olli


    The DARK-ROOM homecinema
    Lounge-Ledersessel, 3 Sitzreihen, Cinemascope-Projektion, 9.4.6 Multichannel, 24m² Sternenhimmel, Schallschutz + Akustikausbau, EIB-Steuerung

  • Für mich ist es das am inflationärsten benutze Wort bei Heimkinobauern.

    Ich habe manchmal das Gefühl, dass es in jedem Satz verwendet wird, um Individualität vor zu gaukeln und am Ende ist es eh wieder der Einheitsbrei der gebaut wird.


    Ich kann mit dem Wort "Konzept" nichts anfangen.
    Natürlich IMHO.

  • Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun, Jochen?...

    Du kannst natürlich auch mit Konzept Einheitsbrei bauen.

    Das Konzept legt fest, WAS Du erreichen möchtest, also Dein Ziel. Dann kommt die Planung, das WIE.


    Fahr mal mit offenen Augen mit dem Fahrrad durch die Gegend: da erkennst Du IMHO sofort, welche (Vor)Gärten mit Konzept angelegt wurden und welche nicht...

  • Das bisher geschriebene erhärtet meinen Verdacht, dass unter "Konzept" jeder etwas anderes versteht.

    Für mich gibt es nicht verschiedene Konzepte für Sessel und Raumdesign. Sondern es gibt für ein Kino (einen Raum) nur ein Konzept, über das man sich IMO im Idealfall bei guter Planung möglichst im Klaren sein sollte. Diesem Konzept ordnet sich das alles andere unter. Militärisch gesprochen: Strategie und daraus folgend gewählte Taktiken, um der Strategie zu entsprechen. Beim Kinobau: ich habe ein Konzept, das dann die Raumgestaltung und Wahl des Equipment massgeblich bestimmt. Je besser diese einzelnen Details / Einzellösungen zu diesem einem Konzept passen und sich idealerweise nicht gegenseitig widersprechen, desto besser. Darin besteht für mich der Sinn eines Konzeptes.

  • Das bisher geschriebene erhärtet meinen Verdacht, dass unter "Konzept" jeder etwas anderes versteht.

    Für mich gibt es nicht verschiedene Konzepte für Sessel und Raumdesign. Sondern es gibt für ein Kino (einen Raum) nur ein Konzept, über das man sich IMO im Idealfall bei guter Planung möglichst im Klaren sein sollte. Diesem Konzept ordnet sich das alles andere unter. Militärisch gesprochen: Strategie und daraus folgend gewählte Taktiken, um der Strategie zu entsprechen. Beim Kinobau: ich habe ein Konzept, das dann die Raumgestaltung und Wahl des Equipment massgeblich bestimmt. Je besser diese einzelnen Details / Einzellösungen zu diesem einem Konzept passen und sich idealerweise nicht gegenseitig widersprechen, desto besser. Darin besteht für mich der Sinn eines Konzeptes.

    Es gibt ja durchaus Teilkonzepte. Alle Teile fließen natürlich in das Gesamtkonzept und sollten dann idealerweise :zwinker2: am Ende zus.passen. Wenn das Gesamtkonzept sagt "reduziertes, cleanes Design" und am Ende stehen da pinke Plüschsessel, dann ist da was schiefgelaufen, ja. :zwinker2:

    In dem von Dir zitierten Abschnitt von mir wollte ich nur beispielhaft darstellen, um welchen Detailgrad es beim Grob vs. Feinkonzept geht, nicht dass es unterschiedliche Konzepte für Raumdesign und Sessel gibt.

    Im Grunde sind wir komplett einer Meinung.

  • Fahr mal mit offenen Augen mit dem Fahrrad durch die Gegend: da erkennst Du IMHO sofort, welche (Vor)Gärten mit Konzept angelegt wurden und welche nicht...

    Das löst bei mir ein Grinsen aus, weil dieser Punkt ein Running Gag ist bei meiner Frau und mir. Ich habe sie nämlich gebeten, für den Garten ein Konzept zu erstellen. Statt wie wild alle möglichen Planzen einkaufen zu wollen. Ständig bitte ich sie um die Erstellung eines "Konzeptes" mit entsprechenden Skizzen :big_smile:

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