Stilmittel vs Bildqualität - Eine Grundsatzdiskussion

  • Mankra


    die extreme Sichtweise kommt nicht von mir, sondern ich habe das so aus deinen Stellungnahmen heraus gelesen.


    Vielleicht habe ich mich auch verlesen. Wahrscheinlich war die Schrift auf meinem für die meisten viel zu kleinen Smartphone nicht leserlich genug oder sogar unscharf. :rofl:


    :sbier:

  • Das ist so nicht richtig: kleine Blende = große Tiefenschärfe, große Blende = geringe Schärfentiefe. In der Fotografie (heute Handygrafie) besitzen die günstigen Objektive eine kleinere Blende und benötigen dafür mehr Licht. Professionelle Objektive lassen sich bei offener Blende mit wenig Licht nutzen und erzeugen eine geringe Schärfeebene mit dem geliebten Bouquet (Unschärfekringel). D.h. ein knackscharfes Bild ist eigentlich überhaupt kein Qualitätsmerkmal sondern sehr leicht zu erreichen und sollte Standard sein. Eine falsch gelegte Schärfe ist dagegen ein Armutszeugnis. Das gilt jetzt nur für die Aufnahme, nicht für den Transfer auf ein Medium.

    Ich denke damit war niederige Zahl gemeint.

    Und es liegt ja an mehreren Faktoren wie groß die Schärfentiefe ist. Formatgröße (Chip oder Film), Blende, Brennweite, Entfernung,...


    Aber genau das ist ja die Frage. Und die Erklärungen habe ich bisher noch nicht richtig verstanden.

    Was ist wenn die Schärfeebene sich in einer Szene von 10cm vor der Nase bis 10cm hinter den Kopf deutlich sichtbar hin- und herverschiebt?


    Wie wird das bewertet?

    Ist das eine technische Wertung?

    Ist das eine Bewertung der Bildqualität?

    Ist das eine Wertung des Stilmittels?

    Wird das anders bewertet wenn klar ist dass es so gewünscht war weil der Filmemacher etwas spezielles damit machen wollte?



    Warum sollte s/w einen technischen Abzug bekommen, wenn das Soll (Vorlage) einwandfrei wiedergegeben wurde?


    Dann wäre es im Umkehrschluss wirklich so, dass je bunter, umso bessere Bewertung. Nach meinem Verständnis kann es für Stilmittel keine Bildqualitätsabzüge geben, sondern nur für Fehler in der Umsetzung oder bereits schlechte Mastervorlagen.

    Wenn mir Stilmittel nicht gefallen, fließt das in die Filmbewertung ein, z.B. nicht nachvollziehbare Formatwechsel und Wackelkamera oder schlechte CGI.

    Okay das klärt es für mich schon recht gut.

    Für dich ist eine Bildqualitäts Wertung also immer eine rein technische und da gibts nur Abzüge wenn etwas nicht passt. falsche Framerate, falsche Farben,... immer verglichen mit zumindest einer Kino-Version.


    Was du genau mit "schlechten" Mastervorlagen meinst wäre noch interessant?


    Aus aktuellem Stand dürfte es also die Ausnahme sein, dass UHDs bei dir in diesem Punkt Abzüge erhalten?



    Aber im Grunde bin ich da denke ich bei dir. Da es mir schwer fällt eine Trennung Inhalt, Bild, Ton zu machen.

    Denn hier ist es für mich eine qualitative und nicht quantitative Sache.

    So kann ein ruhiger Film einfach einen deutlich gefälligeren Ton abgeben als einer der tolle Effekte hat die aber nicht so gut zum gesamten passen.



    Offenbar sind die Bewertungsgrundlagen doch sehr unterschiedlich, aber jede für sich durchaus nachvollziehbar.

    Ich ziehe meinen Schluss daraus und werde (habe ich glaube bei den letzten eh schon) auf Punktesystem bei der Bewertung verzichten.

    Vielleicht eine einzige Note für das Gesamterlebnis.


    mfg

  • Und auch das Kerzenlicht Beispiel. Ja da kommt jede aktuelle (und wohl auch so bald keine) Technik ans Limit.

    Sie schränkt hier auch den Künstler ein, was sie nicht tun sollte.

    Für F.F. Coppola wäre dieser Hinweis sicher hilfreich gewesen.. :zwinker2:

  • Was du genau mit "schlechten" Mastervorlagen meinst wäre noch interessant?

    Zum Beispiel wenn eine Kinofilmkopie als Master verwendet wird, die schon ziemlich verschlissen oder aus 5. Kopiergeneration ist (Schärfeverlust). Oder Kratzer und Verschmutzungen zeigt. Von älteren Filmen ist oft auch eine Farbrestauration notwendig, weil schon zu ausgebleicht.


    In der (digitalen) Neuzeit gibt es sowas kaum noch, da kommt es höchstens mal vor, dass Tonfehler enthalten sind. In der Frühzeit der Heimkinomedien allerdings noch regelmäßig. Deshalb gab es auch öfters Neuauflagen mit besseren Scans oder sogar Restaurierungen. Aus dieser Zeit stammt auch noch die Notwendigkeit von Bild- und Tonqualitätsbewertungen. Für mich heute eher ein Relikt und gegeben hat es das sowieso nur in HK-Kreisen.

  • Oh ja, ganz üble Zeit. Da kann ich mich noch an die ein oder andere DVD erinnern. Selbst bei den ersten BDs, wo nur auf den Scan aus DVD-Zeiten zurück gegriffen wurde waren eine Frechheit. Teilweise hat man in der Ecke den Punkt aufblitzen sehen, kurz vor dem Spulenwechsel.


    Eindrucksvoll auch in Fight Club erklärt (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht).

  • Das ist so nicht richtig: kleine Blende = große Tiefenschärfe, große Blende = geringe Schärfentiefe.

    Ich meinte die Blendenzahl, war wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Ich fotografiere seit Jahren und kenne die technischen Zusammenhänge recht gut. :)

    Wärs ne DVD :evil: gäbs wahrscheinlich eine 8/10.

    Alleine durch das Fehlen jeglicher Kompressionsartefakte (und Banding) ist die UHD BD der DVD haushoch überlegen. Das Format ist ja nicht nur durch die maximale Auflösung definiert, sondern hat noch andere Qualitätsparameter. Oder andersrum: eine UHD BD mit 576p sähe sehr viel besser aus als das DVD-Äquivalent.

  • Natürlich nicht nur, aber das Gesamtprodukt "Bild" ist mit einer der besseren DVDs, skaliert mit modernen Playern, sprich MadVR, recht ähnlich.

    Da muss ich widersprechen. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, das Bild auf 720x576 zu skalieren (also auch anamorph verzerrt) und dann mit madVR und NGU Sharp Quadrupling wieder auf 3840x2160 hochskaliert.


    Original:


    720x576 hochskaliert:


    Original:


    720x576 hochskaliert:


    Wie man sieht, ist das Original viel detaillierter. Wenn dann noch die üble MPEG2-Kompression dazukommen würde, sähe die 576p-Version noch mal schlechter aus. Kein Vergleich zur UHD BD.

    Zu 1080p gibt es dann allerdings kaum noch sichtbare Unterschiede. Die sieht man nur noch beim direkten Umschalten der Screenshots und wenn man genau hinschaut, deswegen zeige ich die jetzt nicht. Ortsfrequenzen >2K dürften im Bild nicht enthalten sein und selbst die knapp darunter nicht mit hoher Amplitude.


    Ich habe auch mal versucht, das Spektrum des Bildes per FFT auszuwerten. Ist mir auch gelungen, allerdings ist die Deutung des Diagramms nicht einfach. Ich forsche da noch ein bisschen und schreibe vielleicht an anderer Stelle etwas dazu.

  • Die technische Entwicklung bei den Filmkameras und im Postprocess sollte eigentlich dazu führen, dass wir immer bessere Bildqualitäten bekommen.

    Leider wird dieser Fortschritt in immer mehr Filmen durch vorsätzlichen Einsatz von Bildverschlechterern - Unschärfe, Rauschen, Wackelkamera, etc. - überkompensiert.

    Ein neues unrühmliches Beispiel ist der Sci-Fi Film "The Creator", hier ein Zitat von Mankra, mit dem ich dahingehend fast immer einer Meinung bin:

    Als Sci-Fi Fan hatte ich mich anfangs auf "The Creator" gefreut, mittlerweile überlege ich schon ob ich die UHD aus meiner videobuster Leihliste wieder löschen soll.


    PS

    Wir brauchen eine Petition "rettet die Bildqualität"!

    Die lassen wir dann den ignoranten Filmproduzenten zukommen.

    :byebye:

  • Wie man sieht, ist das Original viel detaillierter.

    Scheinbar damals übersehen:


    Ja, so 1:1 im Vergleich, Standbild, mag man mehr Details sehen, der Bildeindruck entsprach für mich trotzdem nur einer besseren DVD. Soviel ich mich erinnere, gibt es bessere Szenen und dann innerhalb der selben Szene wurde das Bild unscharf.
    Wahrscheinlich, wenn man bißerl sucht, findet man Standbilder, dessen Ortsfrequenz-Analyse dann wirklich einer DVD kaum übertrifft.


    Wie auch immer, Babylon ist ein toller Film mit miserablen Bild.

  • Ich freue mich über jeden guten Film. Ob Top-Qualität in 4K (Mortal Engines, 2018), schwarzweiß (Nebraska, 2013), fast quadratisches Seitenverhältnis (The Lighthouse, 2019), Rauschen im Bild (The Creator, 2023), Unschärfen (Army of the Dead, 2021), Wackelkamera (Die Bourne-Trilogie / Hard Core Henry, 2015) oder Falschfarben (Enter the Void, 2009).


    Wer sich Filme nicht anschaut, weil er mit den Stilmitteln nicht zurechtkommt, der verpasst meiner Meinung nach etwas.

    Bauthread: FOKUS Heimkino

    (Ein Claim für das Kino wird derzeit noch gesucht; der Claim ist noch ... unscharf. Aber die Suche ist im Fokus!)

  • Wer sich Filme nicht anschaut, weil er mit den Stilmitteln nicht zurechtkommt, der verpasst meiner Meinung nach etwas.


    Ich schaue mir Filme an um eine gute Zeit zu haben.

    Wenn dabei ein Film ein tolles Bild und einen klasse Sound hat, umso besser und umso mehr genieße ich das Erlebnis.

    Dafür habe ich ja den Kinoraum gebaut - wenn es nur um die Story ginge würde auch ein TV mit Soundbar reichen.


    Übrigens lehne ich Stilmittel keineswegs grundsätzlich ab, im Gegenteil mag ich z.B. Color Grading meist gerne, auch Lens Flares finde ich meist positiv.

    Filmkorn ist für mich jedoch fast immer nachteilig, eine der wenigen Ausnahmen wo ich es okay fand ist Stranger Things um das 80er Flair zu betonen.

    Bei einem Sci-Fi Film finde ich es völlig fehl am Platze, und erst recht gilt das für Unschärfe.

    Natürlich kann man sagen, dass dies nun mal die künstlerische Freiheit des Filmschaffenden ist - aber nicht jede Kunst muss mir gefallen, ich erlaube mir eine eigene Meinung.


    Ich dachte eigendlich das es super wäre wenn alles knackscharf, gut beleuchtet und in 60fps ist - dann habe ich Gemini man gesehen und meine Meinung geändert.

    Ich kann nachvollziehen, dass man den speziellen Look von Gemini Man nicht mag - da spielen Faktoren wie die Lichtstimmung stark herein und deshalb ist Gemini Man kein gutes Beispiel.

    Positive Beispiele guter Bildqualität sind für mich Oblivion und Lucy sowie die Serie Die Ringe der Macht.

  • +1: Wir geben eine Lawine für unsere HKs aus, kaufen den Film als teuerstes Medium und dann muss man sich mit solch einem Bild zufrieden geben......


    Film ist ein Gesamtwerk aus Inhalt, Bild und Sound. Es ist Schade, wenn die Möglichkeiten nicht genutzt werden.

    Sicher gibt es gute Filme, die allen vom Inhalt getragen werden. Aber es gibt auch Filme, die erst durch die Optik und dem Sound ein Gesamtkunstwerk werden, die man (ich) immer wieder gerne schaut. z.B. Valarian ist sicher kein tiefgreifender Film. Macht aber Spaß, diesen im HK an zu sehen. GotG2, RPO, Passengers, oder Oblivion erst letzte Woche wieder mal geschaut.


    Und die Filmstudios + Kinobetreiber dürfen sich dann auch nicht wundern, wenn die potentiellen Kunden sich einen Kinobesuch oder Scheibenkauf in Zukunft genauer überlegen, eher auf ein kostenloses Streaming Angebot warten.

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