Stilmittel vs Bildqualität - Eine Grundsatzdiskussion

  • Auf Grund der Thematik sehe ich von Zahlenwertungen für Optik und Ton ab. Hier sagen ein zwei Sätze einfach mehr aus. Entweder ist die Optik Durchschnitt oder gut oder schlecht. Dies fließt dann in die Gesamtwertung des Filmes ein, wodurch die ein oder andere filmische Gurke eine leichte Aufwertung erhalten kann. Ich behaupte mal, dass die meisten sich eh schwer tun würden zu begründen, weshalb die Optik eines Filmes eine 7 und keine 6 oder eine 3 und keine 2 ist.


    Mir fiel noch eine interessante Frage ein: „Kann ein schwarz-weiß Bild 10/10 erreichen?“ Optisch würde „Der Leuchtturm“ von mir bestimmt die Höchstnote bekommen, obwohl nach messbaren, objektiven Punkten hier einiges im Argen liegen dürfte.


    Ich denke, dass eine Unterscheidung wie im Videospielbereich Sinn machen würde. In vielen Listen und Tests wird hier zwischen Grafik und Artstyle unterschieden. So können die reine Technik und die künstlerische Leistung getrennt von einander gewürdigt werden.

  • Der Leuchtturm (leider noch nicht gesehen) würde von mir Punktabzug aufgrund des Formats bekommen. :zwinker2:

    Da wird wohl jede Leinwandmaskierung an ihre Grenzen kommen. Noch schmäler ist nur noch Mommy.

    Für das Format bei Der Leuchtturm wurden fast ein Jahrhundert alte Objektive aus der Stummfilmzeit verwendet.


    Der Film ist absolut sehenswert, aber sicher nichts für die breite Masse.

  • Es gibt ja Maskierungen, die komplett schließen können… bei mir ist mit 16:9 Schluss. Es ist dennoch okay, hier die künstlerischen Grenzen zu erweitern, wenn es Sinn macht. Abzug gibt es bei mir meistens trotzdem.


    Wird nachgeholt - hatte nur bislang nie Bock drauf (auch wegen des Formats).

    Gruß
    olli


    The DARK-ROOM homecinema
    Lounge-Ledersessel, 3 Sitzreihen, Cinemascope-Projektion, 9.4.6 Multichannel, 24m² Sternenhimmel, Schallschutz + Akustikausbau, EIB-Steuerung

  • Bin mal gespannt wann die ersten Hochkant-Formate kommen weil die Leute es so von ihrem Handy gewohnt sind... :dry:

    Es gab bereits in den USA den Streamingdienst Quibi im Hochkantformat für Handynutzer. Es wurde spezielle Inhalte gedreht mit einer Dauer von ca. 10 Minuten (länger hat man in der U-Bahn meistens nicht Zeit).


    Wurde nach einem halben Jahr wieder eingestellt.

  • Es wurde spezielle Inhalte gedreht mit einer Dauer von ca. 10 Minuten (länger hat man in der U-Bahn meistens nicht Zeit).

    hatte vermutlich eher etwas mit der limitierten Aufmerksamkeitsspanne der Zielgruppe zu tun :big_smile:

  • ....

    Und Aries schrieb es schon: Film lebt von mehr als nur dem Inhalt. Oder warum betreiben wir den ganzen Aufwand? Gings nur um den Inhalt, könnten wir uns die Filme auch auf einem TV mit Mono-Ton ansehen....

    Aber das zeigt ja auch dass eine Trennung kaum möglich ist, oder zumindest ist sie nicht exakt möglich.

    Denn den Inhalt nehmen wir ja durch das Bild und den Ton auf.

    Klar man könnte auch das Drehbuch lesen, aber das hat nicht die selbe Wirkung.


    Aber wenn das Bild im Extremfall so schlecht ist, dass man Dinge die für den Inhalt wichtig sind, gar nicht erkennt, verändert die BQ den Inhalt.

    Schaut man Schindlers Liste auf einem S/W-TV, dann ist die Wirkung des roten Mantels komplett weg.


    mfg

  • Aber das zeigt ja auch dass eine Trennung kaum möglich ist, oder zumindest ist sie nicht exakt möglich.

    Vielleicht nicht 1000%ig exakt, aber ich unterscheide schon zwischen Film und Bildqualität, wenn es um die Bewertung einer BR oder UHD geht. Siehe auch mein letztes Selbst-Zitat.


    Dazu passend:


    Ich denke, dass eine Unterscheidung wie im Videospielbereich Sinn machen würde. In vielen Listen und Tests wird hier zwischen Grafik und Artstyle unterschieden. So können die reine Technik und die künstlerische Leistung getrennt von einander gewürdigt werden.

  • Ich habe letztens "The Sadness" gesehen. Der ist zwar recht scharf, sieht aber aus wie eine TV-Produktion und dazu noch eher flau (ggf. zu hoher Schwarzwert). Das fand ich richtig ätzend und wollte den Film schon abbrechen. Das sind so Dinge, die gehen für mich gar nicht und trüben den Filmgenuss. Filmkorn und Unschärfen gehören dagegen weniger dazu. So hat jeder eben seine Parameter, die ihn besonders stören.

  • Mankra

    Also ich kann hier nur von mir sprechen und ich kann das gar nicht sinnvoll, nicht mal wenn ich mich bemühe.

    Z.B. macht für mich der Score bzw. Filmmusik allgemein extrem viel aus.

    Ein mir gefälliger hebt also die Gesamtbewertung deutlich rauf, bzw. braucht es bei für einen super Film auch die passende Musik.


    Aber auch andersrum, wenn ein Film hauptsächlich aus "Ruhe" besteht, dann ist die Tonbewertung doch keine 0/10 wenn es super zum Film passt.


    Will damit allerdings nicht auf andere schließen, oder gar sagen, dass nur diese Art die richtige ist.


    Ich habe letztens "The Sadness" gesehen. Der ist zwar recht scharf, sieht aber aus wie eine TV-Produktion und dazu noch eher flau (ggf. zu hoher Schwarzwert). Das fand ich richtig ätzend und wollte den Film schon abbrechen. ...

    Sowas kenne ich und dass fällt mir schwer eine Trennung zu machen.

    Bei div. Tests "verlagen" wir immer den Ausschluss aller Parameter bis auf den den es zu untersuchen gilt um Aussagen treffen zu können.


    Hier beim Film, schauen wir das Komplett-Paket und wollen dann trotzdem noch Einzelaspekte beurteilen und sogar in ein Punktesystem überführen.


    mfg

  • Will damit allerdings nicht auf andere schließen, oder gar sagen, dass nur diese Art die richtige ist

    :respect:

    ex cathedra kann ja per Definition auch nur der Papst-und natürlich die, die sich dafür halten :big_smile:

  • Whoa, hier geht's ja echt richtig rund. Man kennt doch eigentlich seine Pappenheimer ganz gut und wenn ich weiß, dass jemand im Empfinden mit mir auf einer Wellenlänge liegt, hilft mir eine 8/10 - wohlmöglich inklusive Begründung - enorm weiter. Daher schreibe ich das immer dazu (bin allerdings auch so anmaßend, dass ich mir eine Wertung zutraut. Unnu, Steine bitte :D ).

    Ich habe das Gefühl, dass wir gerade einen neuen Trend erleben. Nachdem Grading (dessen Freund ich nicht bin) uns jahrelang gequält hat, wird das mittlerweile häufig auf UHDs (gegenüber den Vorgänge BluRays) deutlich zurück gefahren. Nun ist es "wer kann dunkler"? Und "wer kann unschärfer"? Ein Jammer, dass sich wenigstens letzteres wahrscheinlich eher nicht zurückdrehen lässt, weil es heute und hier so vom Regisseur gewollt ist und so gedreht wurde. Das ist wie mit den Insta-Farbfiltern vor zig Jahren. Plötzlich sah' man nur noch verdrehte Bilder, mittlerweile sind wir wieder bei natürlich.


    Ich meine nicht, dass man jedem Trend hinterherrennen muss und ärgere mich über dunkle Bilder (Hallo, Dune) mit Unschärfeeffekten (Hallo, Batman). Ist aktuell so, wird wieder vergehen. Das macht ja auf keinem Wiedergabemedium Spaß weil es tendenziell anstrengend ist, (künstlerische) Intention hin oder her. Freue mich auf Babylon, dort sieht es nach den Screenshots eher nach Schlamperei als nach Kunst aus, mal sehen wie es mir gefällt ...

  • Ich habe das Gefühl, dass wir gerade einen neuen Trend erleben. Nachdem Grading (dessen Freund ich nicht bin) uns jahrelang gequält hat, wird das mittlerweile häufig auf UHDs (gegenüber den Vorgänge BluRays) deutlich zurück gefahren. Nun ist es "wer kann dunkler"? Und "wer kann unschärfer"?

    Also ich kann anhand von 2-4 Filmen noch keinen Trend erkennen. Der Großteil der Filme sieht sehr ausgewogen, hell und ausreichend scharf aus. Solche Ausreißer in eine bestimmte Richtung gab es schon immer.


    Selbst Multiformatfilme sind noch kein Trend, sondern eine kleine Strömung in der großen Masse der Filme. Statistisch gesehen irrelevant.

  • Freue mich auf Babylon, dort sieht es nach den Screenshots eher nach Schlamperei als nach Kunst aus, mal sehen wie es mir gefällt ...

    Hier kann in den Erläuterungen des Kameramanns nachgelesen werden, dass die Produktion von Babylon alles andere als Schlamperei war. Es stecken jede Menge Handarbeit und bewusste Entscheidungen hinter der Optik des Filmes.


    https://www.film-tv-video.de/p…bylon-rausch-der-ekstase/

  • Ganz genau so ist es.

    Die Filmszene ist allerdings auch ein bisschen eine eigene kleine Welt.

    Bin da (leider?) selbst ein wenig drin - zum Glück nur für rein technische Seite verantwortlich - aber doch immer wieder erstaunlich.


    Ich bewundere aber durchaus die Kreativen, vor allem auch ihre Motivation und ihr "dafür Leben".


    mfg

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