"The Compromise" Der steinige Weg zum eigenen Kino

  • Dein Kino gefällt mir sehr. Es fehlt mir nur ein Kamin und ein kleines Möbel mit einigen Glaskaraffen mit Likör, dann wäre die gemütliche Atmosphäre komplett erreicht.


    Gratulation :sbier:

  • Hallo Frank.


    Dein Kino sieht wirklich spitze aus. Da fühlt man sich sofort wohl. Da kann ich mir einiges an Anregungen heraus ziehen.


    "Wohnliche Kinos" scheinen derzeit im Trend zu sein (so zumindest mein Eindruck bei den letzten Videos von einem der großen Youtuber zum Thema Heimkino).


    Viele Grüße aus Kassel und hoffentlich bis bald mal wieder


    Stephan

    LG OLED65C8/JVC X7000, Pan. UB824, ATV 4K, Rotel RSP1572, 4x Beolab 8000 Mk2, 2x B&W ASW 608

  • Wohnliche Kinos sind schon lange "im Trend". Nur nicht so sehr im DIY-Bereich, da dies in der Regel mit deutlich mehr Aufwand in der Ausführung einhergeht - wie man an diesem Thread hier sehr schön sehen kann. :zwinker2:

    Das stimmt… ich wollte fast das selbe schreiben. Allgemein sind ja nur 3 Kategorien bekannt: Wohnzimmer, Wohnzimmer-Kino, Heimkino.

    Das Kino hier liegt zwischen den letzten Zwei … wie könnte man das nennen? Wohnkino? Aus meiner Sicht ist es ein „richtiges“ Kino (worunter ich(!) Wohnzimmer-Kinos nicht zähle) aber mit dem Charme eines (schönen und gemütlichen) Wohnzimmers.

  • Hallo zusammen,


    ich möchte noch einmal kurz Bezug auf die Wohnkino Geschichte nehmen. Ich definiere meinen Raum als Kino. Vielleicht mit einem wohnlichen Charakter, aber ich sehe es als Kino.

    Ich habe übrigens sehr großen Respekt denjenigen gegenüber, welche ein Kino in ein Wohnzimmer integrieren. Wenn das gut werden soll, bedarf das einiger Kunstgriffe, den Raum für beide Zwecke zu optimieren, ohne ihn zu sehr zu entstellen. Da habe ich hier im Forum schon einige sehr gute Lösungen gesehen.

    Wenn man die verschiedenen Herangehensweisen an das Heimkino Thema betrachtet könnte man noch viel mehr Unterteilungen der unterschiedlichen Kinos vornehmen.


    Ein paar Beispiele:

    Das Technikverliebte Kino, für jeden Audio Kanal eine einzelne Endstufe, viele kleine Helferlein, welche Sound oder Bild optimieren. Wichtig ist der Schwarzwert des Raumes, da darf nichts stören.


    Das High End Kino, ähnlich, wie das Technikverliebte Kino, jedoch mit ausgewählten High End Komponenten, Geld spielt eine untergeordnete Rolle.


    Das Low Budget Kino, hier soll es preiswert sein, nicht jeder hat nen Geldscheißer in der Ecke stehen. Hier ist meist viel Einfallsreichtum mit Selbstbau zu finden.


    Das .........


    Die Liste könnte man leicht fortsetzen... Alle Kinos haben aber eins gemeinsam, es ist ein Kino, wo eine Familie oder/und Freunde Filme schauen und wertvolle Zeit miteinander verbringen. Ein Ort der Begegnung und ein Hobbyraum eines Heimkino Enthusiasten. Deswegen würde ich hier kein Kino kleinreden. Jeder hat eine andere Herangehensweise, jedem ist etwas anderes wichtig.

    Mir persönlich ist es völlig Wurscht, wenn neben der Leinwand nicht alles tiefschwarz ist, wenn ich einen Film schaue kann ich alles drum herum ausblenden. Eine Leinwandmaskierung ist für mich eine bastlerische Herausforderung, aber für mich im Filmbetrieb irrelevant, weil ich den Film betrachte. Das ist für mich das einzig wichtige, es geht mir um den Film.

    Ich möchte auch nicht unendlich viele Gerätschaften / Endstufen anhäufen, ich habe ein bisschen den Energieverbrauch im Hinterkopf.

    Jeder sieht das Heimkinothema anders und ich gestehe jedem zu, nach seiner Facon glücklich zu werden.



    Natürlich habe ich auch einen kleinen Baufortschritt.

    Die Rückwand war ja schon weitestgehend schwarz, nur hinter dem Heizkörper musste noch gespachtelt und schwarz gestrichen werden. Bei dieser Gelegenheit habe ich den Heizkörper gleich einmal 12 Zentimeter tiefer gelegt. Die Höhe stammte noch aus einer Zeit, wo ich mit einer zweiten Sitzreihe liebäugelte.


     


    Bei der Verrohrung des Heizkörpers hatte ich leider die Holzverblender noch nicht auf dem Schirm, also noch ein bisschen an den Rohren herum gebogen, bis es dann wieder passte.

    Dann kamen die Verblender dran. Zwischen den Heizkörperhaltern habe ich gepfuscht, dort wurden Reste verklebt und einige selbst angefertigt, um ein paar Mark zu sparen....



    Der Heizkörper war in der Zwischenzeit weg zum Sandstrahlen, weiß gefiel mir nicht, schwarz mochte ich auch nicht, aber mit Eisengrau wollte ich einen Versuch starten. Der Heizkörper ist einfach nur gestrahlt und danach mit der Zopfbürste in einer Richtung gebürstet. Die Lamellen zwischen den Registern blieben weiß, damit sich der Dreck nicht zu sehr festsetzt, die Register innen unter der Abdeckung wurden mattschwarz lackiert. Das nackte Stahlblech ist ein Versuch, im Winter wird sich kein Rost ansetzen, weil der Heizkörper ja warm ist, im Sommer könnte sich vielleicht Flugrost bilden, weil warme Luft am kalten Heizkörper kondensiert. Leider gibt es keinen Hitzefesten Klarlack, beziehungsweise habe ich noch keinen gefunden.


     


    Und noch von etwas weiter weg.



    Ach ja, ein bisschen Holz habe ich auch verbogen, aber dazu mehr, wenn es etwas zu sehen gibt.


    Schöne Grüße

    Frank

  • Ich war dann mal beim Frank Bionade trinken…



    Endlich ergab sich die Gelegenheit, dass ich Frank einen Gegenbesuch abstatte, nachdem mir uns beim Stammtisch und zuletzt beim konspirativen Akustikstoff-Deal näher kennen lernten.


    Ich nehme es vorweg: Es ist zeitlich etwas ausgeufert… – und es war gut so! Großen Anteil daran hat natürlich mein Gastgeber, der – ohne ihn über den Klee loben zu wollen - zu der Sorte Mensch gehört, bei der mir schlicht die Phantasie fehlt, wie man sich mit ihm nicht verstehen könnte. Ob Heimkino oder die Welt drum herum, Heimwerken, Fotographie, … wir hatten ständig neue Themen, über die wir uns angeregt austauschten.


    Rückblickend irgendwie schon fast absurd: Wir trafen uns um 14.30 Uhr, und erst irgendwann zwischen 17.30 und 18.00 Uhr wurde der Projektor eingeschaltet :waaaht:




    Vorspann (14.30 – 17.30 Uhr) – alles außer Kino


    Etwas irritiert, dass ich direkt vor dem Haus einen Parkplatz ergattern konnte (Dorf halt), stieg ich aus dem Auto und betrat nach herzlicher Begrüßung durch Frank sein Altbauhaus. Später erzählte er mir, wie er es in mühevoller Eigenleistung Stück um Stück restauriert, allerdings ohne dessen ursprünglichen Charme zu verlieren. Chapeau!


    Zeit für die erste Bionade. Lecker.


    Im ersten Stock angekommen habe ich mich erst mal über die angenehm kühle Luft gefreut – draußen hatten wir immerhin gute 30°C. Pünktlich zu meinem Besuch, wurde das Anwesen mit einer Klimaanlage ausgestattet. Glück muss man haben!

    Der Gang Richtung Kino war mit Ablenkungen gepflastert: Zuerst erspähte ich ein paar sehr hübsche und sehr alte (Stand-)Uhren, im künftigen Wohnzimmer diese Bahn-Signal-Lampen und dann war da auch noch seine Holzwerkstatt, in die wir abdrifteten, bevor ich einen Fuß ins Kino gesetzt hatte.


      



    Ich sage bewusst HOLZwerkstatt, weil es natürlich noch eine METALLwerkstatt und ein üppig bemessenes Materiallager gibt :zwinker2:

    Kurz gesagt: Allein der Rundgang in seiner Werkstatt war den Besuch schon wert und ich bekam eine Ahnung davon, was mich im Kino erwarten durfte: Handwerkliche Kunst, gepaart mit einem gesunden Perfektionismus und dem Hang dazu, sich selber schwierige Aufgaben zu stellen und auf hohem Niveau zu lösen.


    Da ein zeitraubendes Hobby nicht reicht, hier eine kleine Impression eines der weiteren Hobbys, die Frank mit viel Liebe zum Detail betreibt:




    (Man beachte die winzigen LEDs in den beiden Tischlampen, an denen gearbeitet wird)


    Seine Werkstatt ist größer als einige meiner früheren Wohnungen und ist eine wirklich professionelle Werkstatt, die sich so mancher Schreiner wünschen würde. Selbstverständlich alles in Eigenbau. Wie auch sonst :shock: . Katastrophe!!

    Wäre Frank nicht Frank, käme man in Versuchung, neidisch zu werden, da er unverschämter Weise seine Talente in so vielen handwerklichen Bereichen hat. So freue ich mich einfach an all den netten „Kleinigkeiten“, die Franks Werkstatt so unfassbar funktional machen. Beispiele gefällig?:


    - Über Luken in Boden und Decke lassen sich Werkstücke quasi aus dem Auto mit einer Seilwinde, die unterm Dach hängt, in die Werkstatt heben und bei Bedarf auch eine Etage höher, in die Lagerstätte unterm Dachgebälk.

    - An der Kappsäge ist neben einem kleinen eingebauten Taschenrechner und Stiften auch die notwenige PSA untergebracht. Also genau da, wo man es braucht, damit man es auch benutzt.

    - Rollbare Arbeitstische, um den Arbeitsraum jedem Projekt anpassen zu können.

    - …usw..


    Doch genug zur Werkstatt. Nach der Begutachtung des unverschämt sauber eingerichteten Technikracks in einem kleinen Nebenraum des Kinos, setzte ich den ersten Fuß in die heiligen Hallen…

  • Hauptfilm (16.00 – 17.00 Uhr) – Teil 1: Bauabnahme



    Wow. Sieht in echt noch besser aus, als auf den Fotos!

    Ich merkte gleich, dass ich mich in einem Raum befinde, der zum Wohlfühlen einlädt. Zwar eindeutig ein Kino, aber eben ein sehr gemütliches. Das viele Holz und die angenehm warme Beleuchtung sind ganz nach meinem Geschmack.

    Akustisch ist der Raum nach meinem Empfinden recht lebendig gehalten, lebendiger, als bei mir. Das entspricht genau Franks Vorstellungen und hat sicherlich Vorteile, z. B. beim Musik hören.


     


    Hinsetzen war erst mal nicht, da ich in allen Ecken schöne Detaillösungen entdecken konnte. Ein fester Bestandteil jeder künftigen Kinoführung wird wohl die schicke Katzenklappe und die raffinierte Geheimtür vor dem Technikrack sein. Wie in einem guten James-Bond-Film – nur dass der mit der Katze kein Schurke ist.

    Auch sonst sieht man überall Franks Hang dazu, sich das Leben extra schwer zu machen, z. B. beim umlaufenden Deckenfries aus Holz, das selbstverständlich nicht einfach auf Kante, sondern in 2 Achsen auf Gehrung gesägt wurde und zudem einen Kragen als Lichtvoute besitzt.



    Der notwendige Schnittpunkt zweier Deckenfries-Elemente in der Mitte des Raumes liegt natürlich in einer Flucht mit der Fuge zwischen den Deckenelementen. Es sind genau diese „unnötigen“ Details, die das Gesamtbild so stimmig machen. Hier:





    Die Leinwand brachte mein Hirn kurzzeitig ins Stottern und ich hörte mich frecher Weise fragen: „Du wirst hier doch bitte kein Tischtuch festgetackert haben?“ – Ich kann Euch beruhigen: Es war kein Tischtuch, aber etwas anderes nicht allzu Teures. Spoileralarm: Es bildet sichtbar schärfer ab, als meine Alphaluxx :cray:

    Was, schon 17 Uhr??


    - Pause -


    (Es gab lecker Kuchen zur Stärkung und Gelegenheit für Gespräche abseits des Kinowahnsinns)

  • Hauptfilm (17.30 – 22.30 Uhr) – Teil 2: Film ab!



    Zurück im Kino lagerten wir unsere Hinterteile „stressfrei“ und Frank warf die Kinoelektronik an. Und das nach gerade mal 3 Stunden Besuchszeit :poppy:



    Von Dolby Amaze über Oblivion und andere bekanntere Filmschnipsel bis zu Eric Clapton, Rock of Ages und klassischen Orchesterstücken war alles dabei.

    Bei Amaze hörte ich feine Unterschiede zu meinem Setup: Der Vogel scheint bei mir am Ende der Runde etwas die Kurve abzukürzen, bevor er verschwindet. Bei Frank scheint er etwas runder zu fliegen. Womöglich ist das darauf zurückzuführen, dass Frank im Bereich der gefürchteten Erstreflektionen nicht wirklich absorbiert oder streut. Der Regen von oben kommt bei ihm im Vergleich zu mir etwas mehr von vorne. Ich verstehe langsam, warum viele ihre Lieblings-Test-Schnipsel haben. Anders könnte man die Unterschiede schwerlich wahrnehmen.


    Wir hörten auch in das Filmmusik-Konzert „Fantasymphony“ rein. Hier war die etwas lebendigere Raumakustik definitiv ein Vorteil. Obwohl die Scheibe stark frontlastig abgemischt wurde, klingt die Bühne bei Frank etwas breiter und leichter als bei mir. Womöglich auch ein Einfluss der Lautsprecher. Schwierig zu sagen.

    Rock of Ages war für mich die Überraschung des Abends. Ich hätte die Scheibe nie in meinen Warenkorb gelegt, aber Frank machte mich neugierig und – ich war angenehm überrascht! Toller Ton und guter Cast. Eine Gute-Laune-Scheibe, die sich in bester Musical-Manier von Song zu Song hangelt und dabei einfach Spaß macht.

    Überhaupt muss ich seinen Lautsprechern (Variant HiFi Cinema Signature 8) einen angenehmen Klang bescheinigen, ohne den Gehörgang mit spitzen Höhen zu reizen (da bin ich etwas empfindlich). Seine LS müssten als DIY etwa in der Klasse meiner Jamo D600 von der Stange angesiedelt gewesen sein, zumindest preislich. Klangtechnisch spielen die Signature 8 aber mehr auf den Punkt. Ich kann es schwer beschreiben, irgendwie akzentuierter und dadurch detaillierter. Das ist halt der DIY-Vorteil (wenn man es richtig macht): Mehr fürs selbe Geld.



    (Auch Deckenpaneele können hübsch ausfallen)


    Sein neu eingezogener JVC N7 ist mir natürlich bestens bekannt und bringt ein schönes Bild auf Franks Tischtuch Leinwand. Die LW-Breite ist mit meiner identisch, aber nicht die Höhe: Etwas beneidete ich Ihn um sein 16:9 Format. Eine feine Sache, wenn man sich durch 16:9 Menüs hangeln muss. Den Teil mit der besseren Schärfedarstellung wiederhole ich jetzt nicht – schlimm genug, dass es so ist :zwinker2:

    Fans schwarzer Höhlen könnten sich an den hellen Holzflächen stören, die Richtung Leinwand an den Seiten montiert sind. Ja, sie werden sicherlich etwas angestrahlt, aber gestört hat es mich nicht. Ich bin da auch wenig empfindlich und konzentriere mich eh auf das Geschehen auf der Leinwand.


    Irgendwann gegen 22.30 Uhr kam verstärkt Katzenbesuch ins Kino. Was ich - eitel wie ich bin - als neugierige Zuneigung interpretierte, war bei Lichte betrachtet schlicht HUNGER :dry: . Wir hatten tatsächlich das Abendessen übergangen. Das geht bei mir normalerweise gar nicht, aber der späte Kuchen und der gemeinsame Spaß haben meine Bauchspeicheldrüse nachhaltig in die Schranken gewiesen.




    Abspann (23.30 Uhr) - Abschied und auf Wiedersehen


    Nachdem die Katzen versorgt waren ließen wir den Abend nach kurzem Rundgang in Franks Metall- und Eisenbahnwerkstatt im Innenhof ausklingen.

    Wie passend, dass zum Abschluss diese Eisenbahn-Laterne den Schlusspunkt eines wunderbaren Kinoabends markiert:



    Vielen Dank für die Gastfreundschaft und Deine reichliche Zeit, Frank! Ich komme gerne wieder…

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