Reduktion des Schallpegels außerhalb des Kinos

  • Schon seit ich mein erstes Heimkino installiert habe, verfoglt mich das Thema Schalldämmung.

    "Wie schaffe ich es, dass der Bass im Kino den Spass-Level erreicht, ohne dass der Bass im Rest des Hauses zur Belästigung wird?"


    Ich habe schon einiges gemacht:

    • Mein Kinoraum im Keller hat rundum und an der Decke entkoppellte, dopplet beplankte Rigips-Vorsatzschalen
    • Mit dem DBA hat sich die Bassübetragung zum Wohnzimmer (direkt oberhalb des Kinoraums) um 9dB verbessert.

    Aber ich brauche noch weitere 10dB-Schalldämmung!



    Dieser Tage hatte ich Operation Overlord eingelegt. Gleich zu Beginn geht es heftig zu Sache.

    Mit -12dB am AVR ist der Pegel für mich schon extrem laut und druckvoll, so macht mir das echt Spass, mehr Power brauche ich eigentlich nicht.

    Im Wohnzimmer vibrieren dabei aber schon die Gläser in der Vitrine heftig .



    Daher habe ich heute folgende Messungen gemacht:


    1) RTA-Messung mit REW

    AVR-Pegel: -12dB

    RTA für den maximalen Pegel der ersten 10min aus Operation: Overlord "Anflug"

    • Violiett: Max-Pegel im Kino
    • Lila: Max-Pegel im Wohnzimmer
    • Grün: Noise-Level im Wohnzimmer

    => Geringster Pegelunterschied bei 26Hz => 28dB



    2) Und so sieht die Sweep-Messung dazu aus:

    AVR-Pegel: -12dB

    Sweep-Output am LFE mit REW: 0dB

    Pegelmessung - RTA-Max:

    Der subjektive Eindruck ist, alles was im Wohnzimmer über 90dB SPL liegt (rote Linie) ist auch mir zu laut. Da verstehe ich meine Frau.

    Könnte ich unter 80dB SPL (grüne Linie) bleiben, würde es gar nicht stören.


    Also welche Möglichkeiten habe ich diesen Frequenzbereich für das Wohnzimmer abzusenken?


    0) Umbau?

    Hierzu fällt mit nichts machbares mehr ein. Ev. noch Vorschläge?


    1) Im Kino 10dB leiser drehen

    VT: Frequenzgang im Kino bleibt linear.

    NT: Spass im Kino ist eingeschränkt.


    2) Subwoofer-Filter



    Vorteil:

    • Damit bleibe ich im Wohnzimmer unter 90dBFS.

    Nachteile:

    • Frequenzgang im Kino ist nicht mehr linear.
    • Spass im Kino ist vorbei, da der Druck weg ist.
    • Auch bei Szenen geringerer Lautstärke wirkt dieser Filter

    Den Filter könnte ich im AVR mit einer für das WZ optimieren Tragetkurve noch verbessern (Loch bei 32Hz für mehr Pegel nutzen), die Nachteile für den Ton im Kino werden aber bleiben.


    3) Denon "Dynamic Volume"

    Limitiert die Dynamic des Eingangssignals über das gesamte Frequenzband.

    Hier die Messung für DynVol=Heavy => Alle Signale am Eingang die lauter als -10dBFS sind, werden limitiert.

    => Für mich somit nicht brauchbar.


    4) Denon "LF Containment"

    Limitiert die Dynamik des Eingangssignals für den Bassbereich.

    Hier die Messung für LFCont=1 => Bassignale werden auf ca. -20dBFS wird limitiert.

    Dies wäre für mich eine brauchbare Funktion, leider begrenzt die schwächste Einstellung schon auf -20dBFS.

    Eine -5 bis -10dB-Einstellung wäre optimal.


    Also kombiniere ich LFCont mit einem Subwoofer-LowShelf-Filter


    In Summe sieht dann so aus

    Also Spasskurve wenn es leise ist aber begrenzt auf 110dB SPL.

    Warum ein-20dBFS-Signal mehr Bass erzeugt als ein -10 und 0dBFS-Siganl ist irgendwie seltsam.


    So, jetzt mache ich mal einen Praxistest.

  • Der subjektive Eindruck ist, alles was im Wohnzimmer über 90dBFS liegt (rote Linie) ist auch mir zu laut. Da verstehe ich meine Frau.

    Könnte ich unter 80dBFS (grüne Linie) bleiben, würde es gar nicht stören.

    dBFS ist hier falsch, einfach nur dB, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/DBFS

    Wenns bei REW 0dBFS eingestellt hast, sollte der Sweep bei ungefähr 115-12=103dB liegen.

    Warum ein-20dBFS-Signal mehr Bass erzeugt als ein -10 und 0dBFS-Siganl ist irgendwie seltsam.

    Ich könnte mir nur vorstellen, dass die Programmierung dynamisch arbeitet, bei einem 0dBFS Eingangssignal wird, zum Lärmschutz, der Bassbereich extrem gedrosselt. Bei weniger Eingangspegel überkompensiert der DSP die Absenkung des Denon.

  • Hallo Namor ( Roman?),


    10 dB zusätzlich? Heftig!


    Leider lässt sich die Physik nicht überlisten.


    Da ich nicht weiß, in wieweit Du mit Bauphysik vertraut bist ( und eventuell andere Mitleser auch) hier ein kleiner, grober Exkurs


    Schalldämmung in Wänden/ Decken lässt sich über mehrere Wege realisieren:


    • Dicke und schwere Baustoffe ( Beton, Mauerwerk etc.)
    • Biegeweiche Schalen ( im Prinzip alles was sich Trockenbau nennt)
    • Raum-in-Raum Lösungen


    Eine einzelne hochschalldämmende Wand zu bauen ist relativ unproblematisch.


    Leider gibt es noch etwas, was sich "Schallübertragung über Nebenwege" nennt.


    Beispiel: Die obige Wand steht auf einer durchgängigen Bodenplatte/ Estrichschicht.

    Bei einer Bodenplatte kann man eigentlich gar nichts machen.


    Bei Estrich wird dieser ( vorher oder nachträglich) mit einer Fuge unterhalb der künftigen Wand versehen.


    Das bloß als Beispiel dafür dienen soll, wie komplex das Thema ist. Diese Nebenwege machen es so schwer, eine Bestandsituation verbessern.


    Deine Vorsatzschale steht mit Boden und Decke verbunden, oder gar mit der dahinterliegenden Wand verbunden - ebenso die abgehängte Decke.


    Am effizientesten ( leider auch am aufwendigsten und teuersten) ist die Raum-im Raum-Lösung. Meines Wissens haben das einige User hier im Forum auch umgesetzt.


    Bei Bedarf gerne mehr :opi::sbier:


    LG


    Uwe

  • Nutzt du einen DSP? Mein Behringer hat einen dynamischen EQ und es gibt auch einen Limiter.


    Was mir auch noch eingefallen ist, wäre bei verschiedenen delays und Lautstärken des hinteren Arrays zu experimentieren und hier die Lautstärke im Wohnzimmer zu messen. Ich weiß das ein DBA einen Optimalen Punkt hat, an dem es "Richtig" eingestellt ist. Allerdings muss das nicht für den Raum darüber gelten.


    Als dritten Schritt (falls noch nicht vorhanden) könnte ein Shaker das Bassgefühl zumindest teilweise zurück bringen.

  • Am effizientesten ( leider auch am aufwendigsten und teuersten) ist die Raum-im Raum-Lösung. Meines Wissens haben das einige User hier im Forum auch umgesetzt.

    Dazu ist mein Raum im Keller leider zu klein. zB. Deckenhöhe 2,15. Mit der Schalldämmenden Denke jetzt nur mehr 2,05m


    Nutzt du einen DSP? Mein Behringer hat einen dynamischen EQ und es gibt auch einen Limiter.

    Danke. Werde ich mir ansehen.


    Was mir auch noch eingefallen ist, wäre bei verschiedenen delays und Lautstärken des hinteren Arrays zu experimentieren und hier die Lautstärke im Wohnzimmer zu messen.

    Ok. Mache ich.

    Als dritten Schritt (falls noch nicht vorhanden) könnte ein Shaker auch das Bassgefühl zurück bringen.

    Shaker laufen schon. Ist leider nicht das Selbe wie Schalldruck.

  • Habe jetzt noch Versuche mit dem Compressor des t.amp DSP durchgeführt.


    Mit den foglenden Einstellungen des Compressors halte ich den Pegel des Subwoofers unter 110dB. Ohne, dass der leisere Bass leidet.

    Das ist jetzt echt brauchbar. Klingt stimmig, der Schalldruck im Kino ist nicht ganz verschwunden und im Wohnzimmer bleibt der Störpegel unter 80dB.


    Nachteil ist, dass so der ganze Subwoofer-FQ-Bereich komprimiert wird, obwohl die 110dB eigentlich nur für die 28Hz das Limit wären.


    Hier nochmals die Pegelverläufe im Kino (grün) und im Wohnzimmer (orange) bei meiner "Wunschlautstärke".

    In Lila die 110dB-Grenzekurve, die ich jetzt mit dem Compressor für den Subwoofer eingestellt habe. Dh. es fehlen mir dann halt 13dB an Subwoofer Dynamik.

    Aber eigentlich möchte ich die Violette-Kurve (invertierte WZ-Kurve) als Limit für die Kompression verwenden, um im Wohnzimmer nicht über 80dB zu kommen aber diese Grenze dennoch möglich voll ausschöpfen.

    So wären nur die 28Hz auf 110dB beschränkt und es wären zB für die 70Hz schon 122dB möglich und für die 100Hz sogar 130dB. Das wäre dann die optimale Nachtkurve!



    Bleibt die Frage, gibt es ein DSP-Feature, mit der ich so eine Funktion umsetzen könnte?

  • Das sollte doch ein dynamischer EQ können.

    Ich nutze selbst allerdings keinen kann daher auch nicht direkt was empfehlen.


    Den t.amp DSP kenne ich auch nicht, aber vielleicht hat der ja auch so eine Funktion, wo du zumindest Mal in die Richtung suchen könntest?


    mfg

  • Der DCX 2496 hat einen Dyn EQ, es gibt sogar einen gebrauchten im Forum.

    Dürfte genau das sein, wonach ich suche.

    Nur das Umschalten von Presets geht anscheinend nur am Gerät.



    Das Gerät kam aber schon 2003 auf den Markt. Gibt es da kein aktuelleres Produkt?


    Den gebrauchten DCX habe ich jetzt nicht im HKV gefunden.

  • Von Behringer soweit ich weiß nicht.

    Aber dyn EQ ist eigentlich ein ziemliches Standard Tool.


    Allerdings ist die Frequenzauflösung der DCX beschränkt. Also nur ein paar (?) Stellen wo man eingreifen kann, gerade im TT also nicht so "fein".

    Vielleicht passt es genau für das was du brauchst.


    Sonst ist das halt ein relativ günstiges Teil, und war auch eines der ersten in dieser Form mit diesen Features.

    Daher sind die auch weit verbreitet (ich nutze die auch).


    mfg

  • Allerdings ist die Frequenzauflösung der DCX beschränkt. Also nur ein paar (?) Stellen wo man eingreifen kann, gerade im TT also nicht so "fein".

    Vielleicht passt es genau für das was du brauchst.

    1 Hz Schritte - und du hast halt nur 1 dynamischen Filter pro Eingang und Ausgang der mit den definierten Dynamikeinstellungen (Treshold, Ratio usw.) arbeitet - für jeden Filter unterschiedlich konfigurierbar - sollte genügen.

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