Film:
In einer scheinbar nicht allzu fernen Zukunft gibt es keinerlei Privatsphäre mehr. Alles, was jeder Mensch sieht und hört, wird in einer Datenbank („The Ether“) gespeichert und steht den Behörden in vollem Umfang zur Verfügung, alle erdenklichen Metadaten zum Aufgezeichneten werden beim Betrachten auch gleich mitgeliefert. Die ultimative Vernetzung und totale Überwachung. Scheint aber kaum jemanden zu stören, denn es ist ja zum Schutz der Bürger, denn Verbrechen sollen bereits durch die Aussicht auf 100%ige Aufklärung verhindert werden.
Regisseur Andrew Niccol (Lord of War) hat mit Anon einen SF-Krimi inszeniert, dessen Stärke mehr in der Schilderung einer möglichen Zukunft mit all ihren Möglichkeiten und Risiken als in der eigentlichen Detektivgeschichte liegt. Soll aber nicht heißen, dass das deshalb unspannend wäre.
Die im Film gezeigten Möglichkeiten erscheinen dem Zuschauer gleichermaßen faszinierend wie erschreckend (besonders weil man feststellen muss, dass die Weichen für so eine Welt schon längst gestellt sind, es fehlt nur noch an der technischen Machbarkeit und weniger an der Bereitschaft der Menschen, siehe „soziale“ Netzwerke).
Der Film besticht wie immer bei Niccol durch seine stimmige Optik mit grandios komponierten Bildern (erinnerte mich vom Stil her stark an Gattaca). Clive Owen passt sehr gut in seine Rolle und wer Amanda Seyfried mal nackt in einem Film sehen möchte, kommt hier auch auf seine Kosten.
Empfehlung für Leute, die sich nicht nur (actionmäßig) berieseln lassen möchten und die Gefallen an anspruchsvollerer und dystopischer SF wie z.B. Minority Report, Gattaca oder In Time haben (die beiden letztgenannten sind auch von Niccol).
Besonders auch geeignet für Leute, die denken, Alexa wäre eine tolle Erfindung. ;)
8/10 (imdb 6,1)
Bild:
Im Gegensatz zu den sonstigen Filmen, die mit den unsäglichen Wechselformaten veröffentlicht werden, ist dies einer der ganz wenigen Fälle, wo das auch wirklich nachvollziehbar ist. Die reale Handlung erscheint in Cinemascope und die vielen Szenen, die die „Ether“-Aufzeichnungen zeigen, sind in 16:9 dargestellt. Auch wenn Besitzer von 21:9-Leinwänden bei den meisten Filmen mit Wechselformat mit gutem Gewissen blanken können, würde ich das hier nicht empfehlen, weil es hier ganz einfach so gehört und auch stimmiger aussieht.
Die Bildqualität selbst ist auf hohem Niveau, die Schärfe sehr gut. Farblich sehr zurückhaltend (Betongrau dominiert), aber das ist natürlich ein Stilmittel, welches jedoch sehr gut zur Stimmung passt.
8,5/10
Ton:
Der deutsche DTS-HD MA5.1-Track hört sich für einen eher ruhigen Film sehr gut an. Ist zwar dialoglastig, aber die Surroundkulisse und Score-Einbindung sind gut und Schüsse beispielsweise werden ausreichend dynamisch wiedergegeben (einen Vergleich mit John Wick sollte man natürlich nicht ziehen).
8/10