Akustische Maßnahmen schrittweise vornehmen und messen

  • Hi,

    ich bin mit meinem Heimkinoprojekt nun so weit, dass ich die Holzkonstruktionen mit Material befüllen kann, um Erstreflexionen, Nachhallzeit usw zu verbessern.

    Der Thread zu meinem Projekt ist hier: Heimkino im Sauerland


    Mein Ziel ist es, jede getroffene Maßnahme mit Messungen zu überprüfen, aber auch dann aufzuhören wenn es für mich gut klingt.

    Da ich beim Thema Akustik noch nicht sonderlich erfahren bin, hoffe ich auf Unterstützung und Eure Expertise :beated:


    Folgende Materialien stehen mir zur Verfügung:

    - Basotect in 5 und 10 cm Stärke

    - Rockwool Sonorock 4 cm Stärke

    - Rockwool Termarock 40 4cm Stärke

    - Akustikschaumstoff Breitbandabsorber glatt RG26 5cm Stärke

    - Auralex Akustikschaumstoff - 4 Module

    - Artnovion Diffusor: Myron E 4 Stck

    - 5 x Auralex Acoustics Metro Diffusor

    - Pyramidenschaum, Noppenschaumstoff :D kann man vll nutzen, um Lücken zu stopfen


    Die Decke soll auch noch abgehangen werden, das ist noch nicht geschehen. Dort wird großflächig mit Stoffrahmen verkleidet.

    Des Weiteren plane ich mit einem Teppich, es soll aber kein hochfloriger werden, sondern dieser hier:

    https://www.hornbach.de/shop/T…ware/8860080/artikel.html

    Ich plane außerdem teilweise mit Rigips zu verkleiden und da ich schon recht viel davon habe, darauf Baumwollputz (vll hat das auch noch mal minimal akustische Auswirkung).


    Der Vollständigkeit halber unten ein aktuelles 360° Bild und 2 Sketchup Ansichten für den Überblick.


    Zur ersten Messung:



    Ich messe mit einem UMIK 1. 90 Grad File. Mikro auf Kopfhöhe an Sitzplatz

    REW habe ich auf 75db eingemessen und auch mit dem Schallpegelmessgerät (Meterk mk09) überprüft.

    Front L, R einzeln und zusammen, sowie den Center.

    Am Denon X4400 habe ich auf Pure Direct gestellt


    Front R erwarte ich einzeln anders zu sein, da daneben ja eine Nische ist. Hier soll entweder massig gedämmt werden, oder - wenn möglich - ein verstecktes Regal gebaut werden.


    Sieht die Messung erst mal für euch valide in dem "nackten" Raum aus?

    Habe ich vll etwas essenzielles vergessen in REW?


    Beste Grüße

  • So, heute noch das SBA eingemessen, wobei ich mir nicht wirklich sicher bin, ob ich richtig vorgegangen bin.

    Erst mal die Messungen...


    Mein SBA mit 4 x JBL CS 1214 läuft über einen Channel am Behringer NX3000D. Dort habe ich bis auf die 4 Ohm nix eingestellt.

    Von meinem Denon X4400 gehe ich vom Subwoofer 1 Ausgang an den Channel A der Behringer.

    Lautstärke am AVR ist bei 62,5, was bei den Mains eben 75db in dem Raum ergab.

    Den Channel A an der Behringer habe ich voll aufgedreht.


    Die Nachhallzeiten sind enorm, wie der Wasserfall zeigt. Aber das war zu erwarten.

    Ich frage mich nur, ob ich richtig vorgehe beim Messen?:unsure:

  • Totaler Schrott ist das nicht, das siehst Du schon da dran, dass Du bei allen Messungen gut die selben Moden erkennen kannst. Die Senke bei 1-2 kHz kann Abstimmung der LS sein. Dass sich ein SBA ohne die Bedämpfung hinten besch....eiden misst, ist auch normal.


    Wasserfall würde ich anders einstellen. 300ms und 50dB Range (vom lautesten Signal bis zur unteren Grenze der Anzeige). Dann immer mit den gleichen Einstellungen messen, sonst leidet die Vergleichbarkeit.

  • ...

    Wasserfall würde ich anders einstellen. 300ms und 50dB Range (vom lautesten Signal bis zur unteren Grenze der Anzeige). Dann immer mit den gleichen Einstellungen messen, sonst leidet die Vergleichbarkeit.

    Habe ich Dich richtig verstanden?

  • Für mich sehen die Messungen auch stimmig aus, da bist Du schon auf dem richtigen Weg. :respect: Eine leichte Senke bei 2 k muß nicht das Schlechteste sein.
    Um den Hochtonbereich besser beurteilen zu können würde ich das Mikro direkt auf den Hochtöner ausrichten und das 0 Grad File verwenden.
    Das kannst Du dann aber später bei der finalen Einmessung noch machen. Vermutlich kommt ja dann auch noch eine Leinwand vor die Lautsprecher.

    Aktuell solltest Du Dich aber erst mal um die Nachhallzeit kümmern. Mit dem einmessen des DBA würde ich beginnen. Das Signal zum anregen des Raumes sollte schon halbwegs linear sein.
    Die Moden bei 30 und 60 Hz sind hierfür nicht optimal. Danach mit den akustischen Maßnahmen im Tieftonbereich. Dafür ist der blick auf den Wasserfall schon die richtige Grafik.

    Wenn Du im nächsten Schritt die Breitbandabsorber an Wänden oder Decken montieren möchtest, dann solltest Du Dich mit den RT60 bzw. ETC Grafiken näher beschäftigen.

  • Ich messe mit einem UMIK 1. 90 Grad File. Mikro auf Kopfhöhe an Sitzplatz

    Mikro senkrecht stehend + 90° File für die Raummessung

    Mikro liegend und 0° File, wenn ein Lautsprecher direkt vermessen werden soll.

    Beim Bass weniger, für den Rest: Je nach Sitz, Lehnenhöhe und Material das Mikro etwas weg von Kopfhöhe.
    z.b. bei meinen Ledersesseln hab ich das Mikro ca. 20cm drüber positioniert, um Reflexionen von der Couch zu minimieren.

    Selbst das Stativ kann mitspielen. Keinen dicken Karton, etc. auf den Sessel stellen und rauf das Mikro.
    Schlankes Stativ, besser einen Mikrofon-Galgen verwenden.

  • Ok, so mache ich es mit dem 0 Grad File. Ja, ich plane die XY Screen Max 4k Leinwand zu verwenden.

    Hast Du gute Empfehlungen fürs Einlesen bezüglich RT60 und ETC...?


    Gestern habe ich das Podest fertig gestopft. Fast 6 Pakete Rockwool Sonorock habe ich verbraucht:

    Hier der Wasserfall davor und danach:




    Für die Vollständigkeit hier noch die SPL Overlays der Front L,C,R und LR zusammen:


    Habe ich bei der ersten Messung etwas falsch gemacht, dass die Frequenzkurve so niedrig irgendwo bei 40 db beginnt?

    Goße Änderungen der Verläuf habe ich jetzt nicht erwartet. Aber gut zu sehen (und zu hören), dass sich der Wasserfall verbessert hat :)


    Als nächstes habe ich vor die Front mit Sonorock auszustopfen. Das hat mehr praktische als technische Gründe...ich brauche Raum und das ganze Dämmmaterial nimmt einiges ein :)


    Frohe Ostern!

  • Wenn Du die Amplitude von 45 - 105 dB skaliert ist das schon ganz OK. Es ist gut wenn die Skalierung schritte mit 5 dB anzeigt.
    So sieht man wenigstens was und du kannst noch an der Verbesserung arbeiten..

    Wir haben hier mal ein bischen was über REW zusammengeschrieben. Nicht Perfekt aber für den Anfang vielleicht ganz hilfreich.

    >>> REW deutsche Bedienungsanleitung


    Wie Du selber schon erkannt hast, ist die Nachhallzeit schon etwas zurück gegangen. :sbier:
    Die Mode bei 30 Hz wirst Du durch die akustischen Maßnahmen im Raum nicht wegbekommen, aber dafür hast Du ja das DBA gebaut.
    Daher erst mal versuchen den Frequenzgang im Bassbereich durch das einstellen des DBA halbwegs linear zu bekommen.

  • Beim Wasserfall immer dran denken die Range anzupassen! Auf Deiner zweiten Grafik ist das obere Ende des Bereichs deutlich weiter vom höchsten Peak weg als bei der ersten Messung. Das erschwert die Vergleichbarkeit ungemein.


    Also immer 50dB Range, vom SPLmax aus gesehen.

  • Danke, das werde ich mir durchlesen.

    Geplant ist nur ein SBA. Ich habe das Problem, dass auf der Rückseite die Tür recht ungelegen platziert ist, sodass das hintere Gitter nicht gut zu realisieren wäre. Ich hoffe darauf ein wenig mit Folienschwingern und/oder Helmholtz-Resonatoren entgegenzuwirken.

    Meinst du damit lässt sich die Mode bei 30 Hz etwas "bändigen"?


    Außerdem sollen noch in die Ecken Bassfallen. Sollte ich hier Dreiecke schneiden, also Hohlraum lassen, um Material zu sparen bei fast gleicher Wirkung?

    Beim Wasserfall immer dran denken die Range anzupassen! Auf Deiner zweiten Grafik ist das obere Ende des Bereichs deutlich weiter vom höchsten Peak weg als bei der ersten Messung. Das erschwert die Vergleichbarkeit ungemein.


    Also immer 50dB Range, vom SPLmax aus gesehen.

    Stimmt, ich korrigiere es beim nächsten Mal. Danke!

  • Ein SBA bedingt ja vollflächig poröse Absorber an der Rückwand mit mindestens 50-60cm Tiefe. Das hast Du schon geplant, wenn Du von SBA redest?


    Mit den Ecken meinst Du dann auch nur die vorderen Ecken?


    Je nachdem wie günstig das Material ist, was Du nimmst, würde ich das davon abhängig machen, ob ich lieber etwas mehr ausgebe oder lieber mehr Zeit fürs schnippeln investiere... ;-)


    Die 30Hz kannst Du klar mit Helmi oder so bekämpfen - das würde ich aber erst ganz am Ende machen! Die Frequenz kann sich noch leicht verschieben durch den ganzen Ausbau des Raumes und Helmies muss man echt präzise abstimmen. Ich habe selbst 2 Stück auf letztendlich 29,7Hz abgestimmt verbaut.

  • Ein SBA bedingt ja vollflächig poröse Absorber an der Rückwand mit mindestens 50-60cm Tiefe. Das hast Du schon geplant, wenn Du von SBA redest?


    Mit den Ecken meinst Du dann auch nur die vorderen Ecken?

    ...

    Bis jetzt habe ich geplant die Front komplett mit Rockwool Sonorock zu stopfen und eben die hinteren Ecken, 60cm tief und auf der einen Seite 80cm breit, auf der anderen 1m breit. Für die Tür an der Rückseite wollte ich einen einhängbaren Absorber, eben auch mit Sonorock bauen. Der wird wohl aber keine 60cm tief sein können.


    Der Hinweis mit "vollflächig " ist gut...hatte ich echt nicht mehr so in Erinnerung...ich meine zwar, dass ich viel Absorbtionsfläche hinten eingeplant habe, aber es geht ja noch mehr.

    Folgend noch mal der Sketchup Entwurf.

    Die Heizung wurde an die Wand links am Eingang versetzt:

    33774-heimkino-4-png


    Sieht jetzt gerade noch sehr hässlich aus, aber davon wird am Ende nichts mehr zu sehen sein.

    Ich habe ein Brett über der Heizung schräg angebracht, sodass die warme Luft besser in den Raum kann.

    Momentan dient es als Ablagefläche, aber ich könnte über dem Brett auch noch z.B. Sonorock anbringen.

    Vor die Heizung dann Folienschwinger oder Helmis.


    Unterm Strich wäre also hinten alles mit porösen Absorbern 60cm tief ausgestopft außer der Fläche vor der Heizung (Folienschwinger,Helmi) und die Tür (weniger als 60cm)


    Wäre das Vorgehen für ein SBA in Ordnung?

  • OK Du wolltest ein SBA realisieren. Im Grunde hat Bolle schon alles dazu gesagt. Die 30 Hz werden durch die Folienschwinger oder durch das poröse Material nicht leicht zu bändigen sein.

    Da Du die Front vermutlich als Bafflewall ausbilduden möchtest, wird Du sie schallhalt mit Holz verkleiden. Das nun abgetrennte poröse Material wirrd nicht mehr viel zur Verbesserung der Raumakustik beitragen können. Ich selber bin ja ein Freund von Folienschwinger, denn haben keine so große Bautiefe wie poröse Absorber und wirken im Hochtonbereich nicht so stark.
    60 cm poröse Absorber sind halt schon eine Ansage. :think:


    Die Helmis sind immer ein bischen Tricky in der Abstimmung und müssen bei 30 Hz schon auch ein gewisses Volumen haben damit sie wirken. Manchmal lässt sich auch das Sitzpodest gut dafür nutzen. Hättest Du denn denn dort noch Möglichkeiten Gehäuse mit > 100 Liter für die Helmis dort mit einzulassen?

    Am Ende wirst Du aber vermutlich noch mit einem DSP nachhelfen müssen.

  • ...

    Da Du die Front vermutlich als Bafflewall ausbilduden möchtest, wird Du sie schallhalt mit Holz verkleiden. ...:think:


    Die Helmis sind immer ein bischen Tricky in der Abstimmung und müssen bei 30 Hz schon auch ein gewisses Volumen haben damit sie wirken. Manchmal lässt sich auch das Sitzpodest gut dafür nutzen. Hättest Du denn denn dort noch Möglichkeiten Gehäuse mit > 100 Liter für die Helmis dort mit einzulassen?

    Am Ende wirst Du aber vermutlich noch mit einem DSP nachhelfen müssen.

    Hatte mal gelesen und gesehen, dass viele keine Schallharte, sondern "offene" Front gebaut haben. So hatte ich es auch vor.


    Im Podest hätte ich wirklich noch genug Platz für >100 L . Müsste etwas Sonorock wieder rausholen, aber noch ist nichts verschlossen.

    Ist die Form des Helmis egal? Also kommt es nur auf das Volumen an?

    Wenn ich mich nicht irre, wäre es egal, dass die Sessel dann vor der oder den Öffnungen des Helmis stehen würden, oder?


    Wegen DSP, da werde ich den Behringer NX3000D im Einsatz, wobei jetzt noch nix eingestellt ist.


    Ich würde in dem Raum auch eher auf ein DBA gehen. Ich habe es auch erst mit einem SBA versucht und bin beim DBA gelandet. Der gute Follgott genau so...


    Da könntet ihr wohl Recht haben. Meine Beweggründe es mit einem SBA zu realisieren waren:

    - Keine optimalen Raumbedingungen wegen Tür auf Rückseite. Versetzen wäre nur mit weiteren Kompromissen verbunden (Kino dann nur zugänglich durch 2 andere Räume...)

    - Budget: Hier wollte ich daher auf die CS 1214 setzen, die es aber leider nicht oft gibt/gab, sodass ich nur 4 ergattern konnte. Auch der "Nachfolger" JBL GTX 1200 war interessant und sehr günstig, wurde mir auch hier mal im Forum empfohlen, aber ich war zu langsam

    - Ich habe noch nicht viel Erfahrung mit Subwoofern, SBA oder DBA. Zwar ein paar Subwoofer gehört/ausprobiert, aber SBA/DBA nicht...deshalb wollte ich mich iterativ nähern


    Wenn ich die CS 1214 aber noch mal sehe, werde ich 4 (+2 als Ersatz) holen für den Fall... :)

  • Die Front ist nun mit Sonorock ausgestopft. Das ist mir leider ausgegangen und weil es hier in der Umgebung schwer in kleineren Mengen zu kriegen ist, musste ich auf Isover Akustic TP1 setzen.


    Als Nachtrag noch der Wasserfall nach dem Stopfen des Podests mit besserer Skalierung:


    Hier nun die Messung mit gestopftem Podest und der Front:

    Ab 40hz hat das mal richtig was gebracht. Aber auch unter 30 sehe ich weniger "Huckel"


    Die Hausaufgaben zu RT60 und ETC muss ich noch nachholen:beated:


    Die anderen Lautsprecher habe ich auch gemessen, aber die ganzen Overlays hier zu posten wäre zu viel und zu unübersichtlich. Ich lade mal die MDAT hoch für die Interessierten...

    REW MDAT

  • Das sieht doch schon gut aus. Du solltest langsam auch mal fullrange messen und auf die ETC schauen, sonst überdämpfst Du ggf. schon im Hoch- und Mittelton.


    VG!

  • Wenn die Wand offen bleibt und nicht als unendliche Schallwand ausgeführt wird, dann wird es zu Kanntendiffraktionen kommen. Je nach Gehäusebreite und tiefe der der Subs wird es dann zu Auslöschungen und Überhöhungen im Frequenzgang kommen.


    Wobei die ETC (Energy Time Curve) ja eher das Problem mit den Reflexionen aufzeigt.

    Für die Nachhallzeit wäre der Reiter RT30/RT60 die Bessere Grafik.

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