The Creator (Heimkino, Apple TV 4K, Disney+, OV, Atmos)
Unverbrauchtes Setting, frische Filmwelt, Sience Fiction und keine Fortsetzung oder Buchverfilmung. Alles keine Selbstverständlichkeiten mehr heutzutage. Manch einer würde sogar von KO-Kriterien sprechen. Deshalb haben die Macher grundsätzlich meinen Respekt verdient. "Seelenlosen Reproduktionsschrott" konnte ich jedenfalls nicht erkennen.
Die Geschichte krazt philosophisch nur an der Oberfläche des Mensch vs. KI Themas. Trotzdem werden die richtigen Fragen hinsichtlich des Umgangs mit Andersartigem gestellt. Dadurch dass eine wunderbar authentische Welt kreiert wurde gewinnt die Story an Größe und erscheint letzendlich epischer als sie auf dem Papier eigentlich ist.
Bei Washington konnte ich bei The Creator wieder eine positive Entwicklung feststellen. Nach seiner stoischen Darstellung in Tenet gelingt es ihm hier zum Glück echte Gefühle zu transportieren. Madeleine Yuna Voyles hat mich richtig begeistert. Für ihre 9 Jahre hat sie ein herausragendes Debüt abgeliefert. Keine Spur von oft erlebten nervigen Kinderschauspielern. Auch die Nebenrollen sind stimmig und qualitativ hochwertig besetzt.
Eigentlich habe ich das Bild gerne clean ohne jegliches Filmkorn. Hier machte es mir aber wirklich überhaupt nichts aus, obwohl es wirklich üppig vorhanden ist. Sicherlich dient es auch dazu die CGI-Effekte so perfekt in die Filmwelt von The Creator einzuweben wie es anderen Filmen nur selten gelingt. Optisch dürften für die aufgenommenen Bilder in New Asia die Vietnam-Klassiker aus den 70ern und 80ern Parade gestanden haben. Durch die tollen Landschaftsaufnahmen gepaart mit den großartigen Explosionen und dem erwähnten Filmkorn riecht man förmlich das "Napalm in the Morning". Auch die Weltraumaufnahmen, vor allem im letzten Drittel des Filmes, wirken extrem authentisch, obwohl man weit weg vom perfekten Schwarz und Vorzeigeauflösung ist. In den kürzeren Passagen in der Großstadt kommen sogar Blade Runner Vibes auf.
Akkustisch spielt The Creator in der Referenzklasse (zumindest die Atmos-OV-Spur). Eine extrem immersive und effektvolle Klangkulisse sorgt zusammen mit den kraftvollen Bässen für ein ausgezeichnetes Mittendringefühl. Positiv erwähnt werden muss unbedingt auch der sehr stimmige und mitreißende Zimmer-Soundtrack.
Die Story gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis und das ein oder andere Logiklöchlein ist auf jeden Fall auch vorhanden, aber man kann sich bei Gareth Edward und den Produktionsfirmen die hinter The Creator stehen nur bedanken, dass sie den Mut zur kompromisslosen Umsetzung dieser tollen Idee hatten.
8,5/10