Lautsprecher (FL + FR) neben der LW, oder weiter vorne platzieren?

  • Ich habe in meinem Gartenhauskino in der ersten Reihe nur 2 Sitzplätze. Da ich Breitbänder einsetze (Tuby Selbstbau), bekam ich mit der "klassischen" Aufstellung Probleme: der nähere Lautsprecher brüllte regelrecht ins Ohr und es war einfach unangenehm. Ich habe die Fronts so weit eingedreht, dass der FL genau auf den rechten Sitz gerichtet ist und umgekehrt. Die Kreuzungslinie liegt also ein gutes Stück vor den Sitzplätzen. Bei den Surrounds habe ich genauso verfahren. Und es ist absolut erstaunlich: Auf allen Plätzen stellt sich annähernd der gleiche umhüllende Klang ein ! Es ist halt den Gegebenheiten geschuldet und muss nicht überall funktionieren. Bei mir tut es das allerdings und widerlegt die These, dass Breitbänder im Kino nicht gut funktionieren.

  • Uups, ich komme mir vor wie bei Anwälten... 6 Leute mit 10 Meinungen...


    Da gebe meinen Senf mal dazu. Zum einen scheint es mir, dass hier gleichseitige und gleichschenklige Dreiecke verwechselt werden. In der euklidischen Geometrie ist die Summe aller Innenwinkel in einem Dreieck jedweder Art stets 180°. Bei einem gleichseitigen Dreieck sind alle 3 Seiten gleich lang und jeder einzelne Innenwinkel beträgt 60°. Bei einem gleichschenkligen Dreieck sind nur zwei Seiten gleich lang, sodass die Innenwinkel variieren, je nach geometrischer Form, in der Summe aber noch immer 180° ausmachen.

    Im Hinblick auf Lautsprecheraufstellung ist es zuvorderst sinnvoll, diese so zu stellen, dass man am Standardhörplatz mittig zur Basisbreite sitzt. Auch ist eine möglichst symmetrische Aufstellung der LS im Raum wünschenswert. Generell fühlen sich Lautsprecher wohl, wenn sich in ihrer unmittelbaren Umgebung nicht so viele schallharte Reflektoren befinden. Das Weitere hängt vom individuellen horizontalen frequenzabhängigen Abtrahlverhalten des Lautsprechers ab. Wenn die Grundpositionen gefunden sind, sollte man, ohne irgendwelche DSP-Einmesseingriffe, durch schrittweise symmetrisches Einwinkeln der Lautsprecher mit einem Monosignal (am besten eine Stimme) den Einwinkelungsgrad bestimmen, bei dem a) die Tonalität stimmt und sich b) die präziseste Fokussierung der Stimme in die Mitte im Sinne eines "Phantom-Centers" ergibt. Wenn machbar, kann man hier auch mit Abständen zu Rück- und Seitenwand variieren. Als grobe Faustregel darf gelten: je stärker man einwinkelt, desto besser gelingen Fokussierung und Plastizität der Abbildung im Stereoraum, je weniger man einwinkelt, desto diffuser wird es, aber die Raumanmutung ("Einhüllung") wird grösser. Das ist aber in starkem Masse abhängig von der Bauform der Lautsprecher und der Reflexionsumgebung des Raumes. Als Antipoden nenne ich hier einerseits Radialstrahler, andererseits Dipolstrahler. Am Ende gilt: probieren geht über theoretisieren.

    Etwas schwieriger wird's bei aussermittigem Hörplatz und hier möchte ich Moe's Ausführungen ein wenig widersprechen. Entscheidend ist hier nämlich der Verdeckungseffekt des menschlichen Gehörs. Dieser besagt, das von zwei unabhängigen Schallquellen, die das gleiche oder zwei ähnliche Signale abstrahlen, ab einer bestimmten Laufzeitdifferenz nur noch die lautere Quelle geortet wird und das Ohr die entferntere, leisere Quelle ausblendet. Daher "springt" das Klangbild bei Hörplatzverlagerung gerne zum dann näher liegenden Lautsprecher. Just aus diesem Grund hat man für Kinos den Centerlaustprecher erfunden, dessen Aufgabe darin besteht, für stark aussermittig sitzende Zuschauer das Stereobild zu stabilisieren, Stimmen quasi "monophon" auf die Leinwand zu fokussieren und somit dem Verdeckungseffekt entgegenzuwirken. Allerdings, hier hat Moe implizit recht, spielt das (horizontale) Abstrahlverhalten, genauer die frequenzabhängige Abstrahlkeule mitsamt der Gestaltung der Reflexionsumgebung des Hörraums mit hinein. Bei echten Radialstrahlern (frequenzunabhängige Abstrahlkeule) spielt der Verdeckungseffekt keine Rolle, da das Gehör frequenzneutrale Reflexionen psychoakustisch anders bewertet als solche, die z.B. nur Hochtonanteile mit sich führen. Angesichts der vielen Parameter, die hier einwirken (inklusive der Raumgestaltung!), gilt also auch hier: ausprobieren und experimentieren, bevor man die endgültige Aufstellung der Lautsprecher festlegt.

  • Dieser besagt, das von zwei unabhängigen Schallquellen, die das gleiche oder zwei ähnliche Signale abstrahlen, ab einer bestimmten Laufzeitdifferenz nur noch die lautere Quelle geortet wird und das Ohr die entferntere, leisere Quelle ausblendet.

    Das ist bei Constant Directivity ja das Ziel. Möglichst lang die Pegel konstant aufrecht zu erhalten bei Positionsveränderungen. Ich schrieb ja auch, dass es die Laufzeitänderungen nicht egalisiert. Dahingehend hast du mir also nicht einmal widersprochen. Zaubern kann die Variante ja auch nicht, vergrößert den Sweetspot meiner Erfahrung nach aber besser, als die anderen Aufstelloptionen.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Dieser besagt, das von zwei unabhängigen Schallquellen, die das gleiche oder zwei ähnliche Signale abstrahlen, ab einer bestimmten Laufzeitdifferenz nur noch die lautere Quelle geortet wird und das Ohr die entferntere, leisere Quelle ausblendet.

    [Klugscheißmodus] Nicht die lautere, sondern die, deren Schall früher eintrifft. [/Klugscheißmodus] :zwinker2:


    Intensitäts- und Laufzeitstereofonie können getrennt voneinander betrachtet werden und haben in Teilen einen äquivalenten Effekt. Wie haben es natürlich in der Realität mit einem Mischmasch zu tun. Moe hat es ja schon erklärt. Man kann durch geschicktes Abstrahlverhalten und Einwinkeln der Lautsprecher die 1. Sitzreihe so "ausleuchten", dass ein nahezu konstanter Pegel vorliegt. Die Laufzeitdifferenzen beeinflusst das natürlich nicht. Insofern ist es nur eine leichte Verbesserung, geht das Grundproblem (aus meiner Sicht die Laufzeitdifferenzen) aber nicht an. Das geht auch einfach gar nicht, ohne die Anzahl der Stützstellen zu erhöhen (oder Wellenfeldysnthese einzusetzen).

  • Den Verdeckungseffekt kenne ich anders:

    Ok, da geht es ja um Maskierung. Bei der Laufzeit geht es bei uns eher um Lokalisationsrichtung. :)


    Es werden ja heutzutage bei Beschallungen teilweise hinter der Menschenmenge Lautsprecher mit einer bestimmten Verzögerung eingesetzt, die die wahrgenommene Lautstärke erhöhen. Die Lokalisationsrichtung bleibt aber komplett von vorne. Das geht dann auch in diese Richtung.

  • Ok, da geht es ja um Maskierung. Bei der Laufzeit geht es bei uns eher um Lokalisationsrichtung. :)


    Es werden ja heutzutage bei Beschallungen teilweise hinter der Menschenmenge Lautsprecher mit einer bestimmten Verzögerung eingesetzt, die die wahrgenommene Lautstärke erhöhen. Die Lokalisationsrichtung bleibt aber komplett von vorne. Das geht dann auch in diese Richtung.

    Macht ja auch Sinn, da der Schallpegel ja mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt. Da kann man dann hinten geziehlt "stützen".


    Man stelle sich ein Stereo Lautsprecherpärchen vor, gefüttert mit einem Monosignal. Bewegt sich der Hörer nun aussermittig, nimmt er plötzlich nur noch einen der beiden LS bewusst wahr. Aus Sicht des Gehörs ist der Schall des anderen LS dann eine Art ("Erst"-)Reflektion, die hier normalerweise die Präzision des Signals des ersten Lautsprechers korrumpiert, weil die Laufzeitdifferenz zu kurz ist, um vom Gehör schon als "Hall" oder gar "Echo" wahrgenommen zu werden. Es gilt hier Ortbarkeit einer Schallquelle und Präzision der wahrgenommenen Wiedergabe derselben zu unterscheiden.


    Aber abseits aller akademischen Überlegungen kann man sich auch einfach hinsetzen und die Musik geniessen... :)

  • Aber abseits aller akademischen Überlegungen kann man sich auch einfach hinsetzen und die Musik geniessen... :)

    À propos akademisch und Realität: ich hatte schon Prototypen gebaut, die so stark gebündelt haben, dass ich (und die Messsoftware) die Reflexion an der Wand als Primärschallquelle erkannt haben und den näher stehenden Lautsprecher als Reflexion bzw. gar nicht. :zwinker2:

  • À propos akademisch und Realität: ich hatte schon Prototypen gebaut, die so stark gebündelt haben, dass ich (und die Messsoftware) die Reflexion an der Wand als Primärschallquelle erkannt haben und den näher stehenden Lautsprecher als Reflexion bzw. gar nicht. :zwinker2:

    Wie praktisch. Aus einem LS mach zwei, das spart 50% Geld.... :zwinker2:

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