Der Baader-Meinhof-Komplex

  • Der Baader-Meinhof-Komplex


    FSK 12, 149 min


    Aloha!


    Der Film ist ein Monument, eine grobe Zusammenfassung der RAF-Taten. Teilweise geht es sehr rasant durch die verschiedenen Aktionen, das macht den Streifen rastlos, er wirkt hier und da gehetzt, man muss am Ball bleiben, sonst verpasst man wichtige Details. Er erfordert also eine hohe Aufmerksamkeit. Die Schauspieler sind alle großartig, auch in den Nebenrollen, z. B. in Bruno Ganz u. v. a. m.


    Ich weiß nicht, ob man das als Schwäche auslegen sollte, aber in der ersten Stunde bin ich mir bei dieser Darstellung sicher, dass ich ein großer Anhänger der RAF und deren Ansinnen gewesen wäre, sehr rebellisch und auch etwas punkig kommen die Protagonisten um Andreas Baader, hervorragend gespielt von Moritz Bleibtreu, daher. Zum Ende hin verändert sich diese Wahrnehmung aber dann teilweise. Hervorheben möchte ich zudem Martina Gedeck als Ulrike Meinhof, sie hat eine unheimliche Präsenz.


    2009 schrieb ich dies über das Werk:

    Ein Film, der es wert ist, geschaut zu werden. Ohne Hintergrundwissen ist es ein wenig schwer, dem Film inhaltlich zu folgen. Dies ist für mich auch ganz klar der Schwachpunkt, da man aufgrund der mittlerweile großen zeitlichen Distanz auf viele Zuschauer treffen wird, die das Thema RAF nur am Rande kennen. Selbst mit fundiertem Tageszeitungswissen aus den letzten Jahrzehnten ist die Zuordnung der Personen hier und da schwer. Möchte man das Wesen der RAF einigermaßen umfassend eruieren, ist der Film dazu nicht geeignet.


    Beim heutigen Schauen, vielleicht liegt es auch daran, dass ich sehr aufmerksam folgte und den Film nun auch zweimal in zwei Jahren sah, kam mir das nicht mehr so konfus und schwierig vor. Allerdings könnte die Abhandlung gern eine Stunde länger sein. Ich würde sie auch keinem unter 16 Jahren zeigen, da ist schon massiv Gewalt im Spiel.


    Fazit: Der Streifen von 2008 begeistert mich ein ums andere Mal. Er ist ein Monument der Filmgeschichte. Uneingeschränkte Empfehlung.


    Film: 1-

    Ton: 2

    Bild: 2


    Nachtrag: Gerade sehe ich, dass es seit 2022 eine längere Fassung mit 164 min gibt, die wird es dann beim nächsten Mal ...

    Gruß Mickey

    Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)

    Rezensionen und deren Bewertungen beruhen auf der BD-Fassung.

    Einmal editiert, zuletzt von MickeyKnox () aus folgendem Grund: Ergänzung zu Martina Gedeck – ganz vergessen.

  • Danke vielmals für diesen Tipp für diesen Film, den ich gestern abend erstmalig in der extended Version sah.


    Die RAF Zeit bekam ich als damaliger Primarschüler in einer kleinbügerlich - idyllischen Welt nur am Rand mit, und es fehlte mir das geschichtliche und politische Bewusstsein, um die Geschehnisse einordnen zu können. Ich mag mich allerdings erinnern, dass wir an einem Waldrand als ca. 5-jährige Kinder mal einen offensichtlich weggeworfenen Plastiksack fanden, indem unter anderem deutsche Pässe waren. Wir zeigten sie meinem Vater, der daraufhin die Polizei einschaltete in der vagen Vermutung, dass es etwas mit der RAF zu tun haben könnte - was sich dann aber nicht bestätigte.


    Trotz der Laufzeit langweilte ich mich zu keiner Zeit. Ganz im Gegenteil. Selbstverständlich lehne ich überzeugter Demokrat die Gewalt gegen den demokratischen Rechtsstaat und damit auch Ideologie der RAF kategorisch ab. Für mich zeigte der Film zu lange eine mir viel zu einseitige Perspektive, ja fast unwidersprochene Heroisierung dieser Verbrecher - zumal der gezeigte Mord an Benno Ohnesorg eine sehr wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielt, wo die Geschichte (aber nicht der Film) erst viel später den wahren Hintergrund aufdeckte. Der Film verpasste dies im Abspann einzuflechten, wofür ich allerdings ein gewisses Verständnis habe, da ja die Terroristen dies noch nicht wussten. Insofern waren auch sie Betrogene ihrer Genossen der sogenannten "DDR". Dass Bruno Ganz als Horst Herold eines der mir etwas zu kurz gekommen Gesichter des Staates darstellte, fand ich, sagen wir, gewagt grenzwertig. Deshalb weil er dem breiten Publikum als Adolf Hitler im Film "Der Untergang" bekannt ist. Und ausgerechnet er verkörpert mit den Staat BRD, den die RAF quasi als faschistische Nachfolgestaat verklärten. Man könnte andererseits auch sagen, es sei ein guter Kunstgriff gewesen und Wasser auf die Mühlen der Position der RAF und ihrer Sympathisanten. So verstärkte es unter dem Strich eben die angesprochene Einseitigkeit.


    Und so sprach dann ganz am Ende des Filmes Brigitte Mohnhaupt den IMO zentralen Satz dieses Filmes:


    Zitat

    Hört auf sie so zu sehen, wie sie nie waren !

    Diesen Satz, gerichtet an die verbliebenen RAF Mitglieder, empfand ich wie eine Art "Happy End", mit dem der Film meisterlich die Kurve schaffte. Grossartig und im gewissen Sinn auch versöhnlich.


    Positiv überrascht war ich über Bild- und Tonqualität. Absolut passend für dieses Thema. Sehr gut.


    Unter dem Strich eine hervorragende Umsetzung dieses sehr schwierigen Themas.

  • Dass Bruno Ganz als Horst Herold eines der mir etwas zu kurz gekommen Gesichter des Staates darstellte, fand ich, sagen wir, gewagt grenzwertig. Deshalb weil er dem breiten Publikum als Adolf Hitler im Film "Der Untergang" (DU) bekannt ist. Und ausgerechnet er verkörpert mit den Staat BRD, den die RAF quasi als faschistische Nachfolgestaat verklärten.

    Als großer Anhänger von DU kann ich diese Anmerkung zwar nachvollziehen, aber die Rolle steht ja in keinem Zusammenhang. Ein Schauspieler/Regisseur kann bei der Auswahl darauf keine Rücksicht nehmen, der Film hier ist auch vier Jahre jünger. Bei CMH z. B. spielt bei mir auch immer ein wenig Stromberg mit, aber das ist ja kein Grund, auf ihn zu verzichten – wobei eine Serie mit fünf Staffeln plus Film da noch viel prägender ist.

    Gruß Mickey

    Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)

    Rezensionen und deren Bewertungen beruhen auf der BD-Fassung.

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