Anleitung zur Einmessung mit Audyssey MultEQ-X (Denon und Marantz)

  • Hallo Zusammen,


    soweit ich es sehe, gibt es noch keinen Anleitungsthread zu MultEQ-X, daher starte ich einfach mal hierzu einen Versuch, auch für meine eigene Dokumentation. Dies soll kein Ersatz für das Handbuch werden, sondern nur den Ablauf und mögliche Fallstricke aufzeigen. Wer Verbesserungsvorschläge, Fragen, Anmerkungen hat, immer gerne her damit. Allerdings diese bitte in dem extra hierfür vorgesehenen Thread Anmerkungen, Fragen und Diskussionen zur Einmessung mit Audyssey MultEQ-X stellen. Somit sollte die Anleitung hier übersichtlicher bleiben. Vielen Dank!


    Vorbemerkungen


    Mit MultEQ-X ist es möglich, sehr weitgehenden Einfluss auf das Ergebnis der Audyssey-Einmessung zu nehmen und diese vielfältig anzupassen oder auch den DSP des Receivers/ der Vorstufe (nachfolgend zur Vereinfachung nur noch "Receiver") komplett selbst zu parametrieren.


    MultEQ-X ist eine kostenpflichtige PC-Software, welche man über den Microsoft-Store beziehen kann. Das Programm als solches ist kostenlos und kann von jedem testweise genutzt werden. Hierzu kann ein Demo-Receiver ausgewählt werden und alle hier beschriebenen Schritte nachvollzogen werden. Wenn man seinen eigenen Receiver parametrieren möchte, ist eine kostenpflichtige Lizenz notwendig, die an den Microsoft Account und an den Receiver gebunden ist.


    Also, legen wir los...

  • 2. Adjust Sub Levels

    Im nächsten Schritt muss die Leistung des Subwoofers angepasst werden. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Mikrofon an dem Receiver angeschlossen sein und auf der ersten Position (MLP) in Ohrhöhe platziert sein. Es kann das beim Receiver mitgelieferte Mikrofon (ACM1H) verwendet werden oder ein käuflich zu erwerbendes ACM1-X. Das ist im Prinzip das gleiche Mikrofon, ist aber kalibriert. Das Kalibrier-File wird von MultEQ-X automatisch im Hintergrund geladen. Weiterhin kann auch das Mikrofon aus dem Pro Kit (APM1) verwendet werden. Zukünftig soll es auch möglich werden, ein Mikrofon an den Computer anzuschließen (bspw. ein UMIK-1). Stand heute (02.10.2023) funktioniert das aber nicht.


    Zur Anpassung des Subwoofer-Levels ist der Start-Knopf zu drücken und dann die Leistung des Subwoofers so einzustellen, dass sich die Kurven innerhalb des grünen Bereiches bewegen. Im Internet habe ich an verschiedenen Stellen gehört, dass es sinnvoll ist, die Leistung so einzustellen, dass sie sich im oberen Drittel des grünen Bereiches bewegt. Hierdurch hat man für spätere Anhebungen des Subwoofers mehr Luft. Dies ist allerdings nicht immer sinnvoll. Man muss sich vor Augen führen, dass hierdurch die Gain-Struktur zwischen Receiver und Subwoofer beeinflusst wird. Wenn man den Subwoofer jetzt zu hoch einstellt, wird der AVR sein Signal entsprechend niedrig einpegeln, was den Rauschabstand verschlechtert. Daher ist hier aus meiner Sicht eher die Devise, so niedrig wie möglich. Wie niedrig möglich ist, hängt nachher von der Zielkurve ab und kann m. E. nur durch ausprobieren herausgefunden werden.

  • 3. Measure

    Nachdem der Subwoofer eingepegelt wurde, erfolgen die Messungen aller Lautsprecher. Soweit man alles manuell einstellen möchte, kann man diesen Punkt auch überspringen, bekommt dann aber natürlich auch keinerlei Vorschläge von MultEQ-X. Ich würde allerdings empfehlen, das System von MultEQ-X ausmessen zu lassen. Ob man die Werte verwendet, kann man später immer noch entscheiden.


    An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Exkurs zur Vorgehensweise von MultEQ-X bzw. Audyssey. Vom Grundsatz her ist die Funktionsweise eigentlich ganz simpel. MultEQ-X misst die Lautsprecher an einer recht frei zu bestimmenden Anzahl von Hörpositionen. Die einzelnen Messungen werden dann gemittelt und in der ersten Zeile "Aggregate View" dargestellt. Mit einem Klick auf den Frequenzgang wird dieser auch groß dargestellt. Im oberen Bereich kann man auch die angezeigte Glättung bestimmen oder auch ganz abschalten. Später wird eine Zielkurve definiert und die Differenz zwischen gemessener Kurve und Zielkurve für die Berechnung der FIR-Filter verwendet.


    Wieviel Messungen man macht, hängt daher vom Einsatzzweck ab. Wer nur die Hauptposition optimieren möchte, sollte auch nur dort einmessen. In diesem Fall reichen auch drei Messungen: die erste in der Mitte des Kopfes, dann eine links und eine rechts davon, an den Positionen des Ohres. Wer sich zumindest ein wenig bewegt, sollte lieber ein paar mehr Messungen, quasi wie eine Wolke um den Kopf herum machen. Hierbei aber nie zu weit von der Hauptposition entfernen. Wer mehrere Plätze optimieren möchte, muss auch mehrere verschiedene Positionen einmessen. Wie sinnvoll das ist, sei mal dahingestellt, da sich die Frequenzgänge an unterschiedlichen Positionen erheblich unterscheiden können. Das Ergebnis der Mittelung ist dann ein wenig zufällig. Maximal können 32 Messungen vorgenommen werden, Audyssey selbst empfiehlt zumindest 8 Position zu messen.


    Wenn eine Messung mal daneben geht, weil bspw. jemand die Tür reinkommt, laut zum Essen ruft oder was auch immer, können auch einzelne Messungen wiederholt werden. Dies geht für die ganze Position (dann ganz vorne auf "Measure Position" klicken) oder auch nur für einzelne Lautsprecher (hierzu dann mit der rechten Maustaste auf die entsprechende Messung klicken und dort dann "Measure" auswählen).


    Jede einzelne Position oder auch jede einzelne Messung kann übrigens auch für das weitere Vorgehen ausgeschlossen werden. Die Messung bleibt dann zwar vorhanden, wird aber nicht in die Berechnungen mit einbezogen. Das Vorgehen hierzu ist analog der Neumessung (also entweder vorne bei der Postion auf "Exclude Position" drücken oder über die rechte Maustaste auf einer Einzelmessung. Wenn man also bspw. den Subwoofer über ein separates DSP einstellt und nicht möchte, dass MultEQ-X da weiter dran "rumfummelt", kann man auch einfach alle Subwoofer-Messungen ausschließen.


    Wichtig zu wissen ist noch, dass im Regelfall (kann nachher aber auch noch geändert werden) die erste Messung für die Bestimmung der Abstände und der Pegel verwendet wird.


    Der im Frequenzgang angezeigte "Detected Cutoff" ist hinterher noch wichtig, kann uns an dieser Stelle aber zunächst einmal egal sein. Wichtig ist, dass der ermittelte Cutoff sich möglichst eng an den gemessenen Frequenzgang anschmiegt.

  • 4. Design Target Curve

    In diesem Programmteil wird die Zielkurve moduliert. MultEQ-X berechnet wie gesagt aus der Differenz zwischen dem aggregierten Frequenzgang eines Lautsprechers und der Zielkurve dann den entsprechende FIR-Filter. Wenn also die Zielkurve 100% der aggregierten Messung entsprechen würde, würde Audyssey keinerlei Filter anwenden. Dies kann man sich zunutze machen, um seinen Receiver manuell zu parametrieren. Wenn man nämlich in Schritt 3 (Measure) keinerlei Messung macht oder alle ausschließt, so ergibt sich ein "gemessener" linearer Frequenzgang. Das bedeutet, dass die Zielkurve dann gleich dem berechneten Filter ist.


    Ein möglicher Anwendungsfall wäre, dass man alle gewünschten Filter bspw. mit REW ermittelt, die dort exportiert und über "Import EQ" in MultEQ-X importiert. Mann kann auch in REW die gewünschten Lautsprecher durchmessen, die gewünschte Zielkurve importieren und die Differenz zwischen diesen beiden Kurven in REW als Frequenzgang darstellen und diesen exportieren. Wenn man diesen nun über "Import Target" in MultEQ-X importiert, hat man die Berechnung von Audyssey umgangen und quasi seinen eigenen FIR-Filter definiert.


    Die Funktion "Import Target" kann aber auch dazu genutzt werden, um bspw. eine Harman Target Curve zu importieren. Ein anderer Anwendungsfall wäre die "Kalibrierung" des mitgelieferten Werksmikrofons. Wenn man ein gutes Mikrofon hat, kann man nämlich mit REW auch eine Kalibrierkurve von dem mitgelieferten ACM1H erstellen und diese quasi als Korrekturkurve importieren. Im Ergebnis hat man dann quasi für alle Messungen mit dem ACM1H eine kalibrierte Anpassung.


    Jeder hier gesetzt Filter kann für einen, mehrere oder alle Kanäle definiert werden. Soweit man sich auf die Messung von MultEQ-X verlässt, braucht man an dieser Stelle eigentlich nur noch seine eigene Hauskurve zu modellieren. Ich persönlich lösche immer die Standard-Filter zur Midrange Compensation und für Theater High Frequency Rolloff, da mir diese zu vereinfacht sind. Soweit man das Ergebnis von MultEQ-X erst einmal mit REW nachmessen möchte, kann man hier auch erst einmal gar keine Filter definieren. Hierdurch wird MultEQ-X versuchen den Frequenzgang so linear wie möglich einzustellen. Das Ergebnis kann dann mit REW leicht überprüft werden.


    Ich halte es aber für eine gute Idee, einen Tiefpassfilter zu definieren, um die Hochtöner nicht zu überlasten. Ich habe hierfür einen Linkwitz-Riley Low Pass 2 bei 21000 Hz gesetzt. Bitte immer in Erinnerung rufen, dass alle hier gesetzten Filter nur zur Definition der Zielkurve verwandt werden. Intern wird alles in einen großen FIR-Filter umgerechnet, so dass es durch die Filter zu keinerlei Phasenverschiebung kommen sollte.


    Die Anzahl der möglichen Filter ist nur von Eurer PC-Ausstattung abhängig und damit quasi unbegrenzt. Bei den meisten Receivern können darüber hinaus zwei Kurven definiert werden (Reference und Flat). Welche Kurven man wie definiert, ist völlig freigestellt.


    Im unteren Bereich wird das Ergebnis der definierten Zielkurven für die einzelnen Kanäle angezeigt. Hier kommt jetzt auch der im vorherigen Punkt ermittelte Cuttoff zum tragen. Audyssey passt die Zielkurve unter Verwendung des ermittelten Cutoffs an. Hierdurch wird verhindert, dass es im unteren Frequenzbereich zu Anhebungen kommt, obwohl die Lautsprecher hier eigentlich schon am Limit sind. Es ist aber auch an dieser Stelle möglich, die angewandte Cutoff-Methode abzuändern. An dieser Stelle sei aber noch einmal eindringlich auf die Gefahren hingewiesen. Bitte erinnert auch daran, dass MultEQ-X die Filter aus der Differenz zwischen der Zielkurve und dem gemessenen Frequenzgang ermittelt. Ich habe im Internet auch schon die irrige Meinung gehört, dass man den Cutoff ausschalten solle, damit der Bass nicht beschnitten wird. Dies wird hierdurch aber nicht erreicht. Wenn man den Cuttoff entfernt ergibt sich bis in den untersten Bereich (10Hz!) eine lineare Zielkurve. MultEQ-X wird dann versuchen, den Bass hieran anzupassen und entsprechende Anhebungen im untersten Frequenzbereich vorsehen. Das kann natürlich nicht funktionieren.


    Eine unscheinbare aber nicht unwichtige Funktion verbirgt sich hinter "Disable Auto-Leveling". MultEQ-X wird immer versuchen, das System auf den Referenz-Schalldruck einzustellen. Bei einer nichtlinearen Zielkurve wird der Level daher gemittelt. Was für die normalen Frequenzgänge auch richtig ist, kann bei einer Spaßkurve im Bassbereich aber Kontraproduktiv sein. Hier mal ein Bild mit Auto-Leveling in der Standard-Einstellung für den Subwoofer mit Spaßkurve:



    Man sieht, dass die "Spaßkurve" im Bassbereich auf 0dB gesetzt und damit im Ergebnis der Subwoofer nicht angehoben sondern in den anderen Bereichen abgesenkt wurde. Also das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollten.


    Wenn man nun das Autoleveling deaktiviert kommt die Spaßkurve mit der gewünschten Anhebung zum tragen:



    Da es hier manchmal noch zu Verständnisproblemen kommt, habe ich das hier: RE: Anleitung zur Einmessung mit Audyssey MultEQ-X (Denon und Marantz) noch einmal etwas genauer beschrieben.


    Noch ein Exkurs zum Lautstärke Level. MultEQ-X wird den Level der Lautsprecher einstellen. Die Receiver können dies "nur" in 0,5 dB-Schritten verarbeiten. Über die Programmeinstellungen kann man eine Funktion "Enable Precise Trims" aktivieren. Hierdurch wird MultEQ-X den Level zunächst grob über den Receiver in 0,5 dB Schritten einstellen und die Differenz in die Filterberechnung mit einbeziehen. Hierdurch ist eine Anpassung des Levels auch in 0,1 dB-Schritten möglich.

  • 5. Filter Settings


    Das Ergebnis unserer bisherigen Bemühungen wird uns unter dem nächsten Punkt präsentiert und kann nun weiter angepasst werden. Die Seite kann im oberen Bereich umgeschaltet werden, zwischen der definierten Reference und Flat-Kurve. Hier mal als Beispiel die von MultEQ-X ermittelten Werte für meinen Subwoofer:



    Durch einen Doppelklick auf den Frequenzgang wird dieser auf den ganzen Bildschirm dargestellt.


    Die grüne Kurve ist der gemessene aggregierte Frequenzgang. Die lila Kurve gibt den Filterverlauf wieder und die orangefarbene Linie ergibt das von MultEQ-X "erwartete" Ergebnis.


    Man sieht bei meinem Subwoofer bspw., dass mein Subwoofer von 21-24 Hz eine leichte Erhöhung (Raummode) hat, die durch den Filter abgesenkt wird. Unter 20 Hz versucht MultEQ-X den Bass noch etwas anzuheben, was mit 2dB zwar moderat ist, ich aber trotzdem nicht gut finde. Deswegen werden wir das gleich beheben. Ab ca. 150Hz kommt von meinem Subwoofer nicht mehr viel, so dass MultEQ-X versucht das maximal aufzufüllen, indem er +9dB in diesen Bereich dazugibt. Die maximal mögliche Erhöhung ist übrigens in den Einstellungen definierbar. Auch das macht keinen Sinn und wird gleich behoben.


    Auf der linken Seite gibt es einen roten Bereich, dieser kennzeichnet das "Low Frequency EQ Limit". Das ist der Bereich, in dem keine Filter mehr gesetzt werden. Dies ist natürlich nicht trennscharf auf das Herz genau, sondern die Filterwirkung wird runtergeregelt. Die automatisch gesetzte Grenze kann man manuell anpassen. Am besten Ihr spielt mal ein wenig mit den Frequenzen, dann wird die Wirkungsweise schnell klar. Auf der rechten Seite gibt es einen blauen Bereich, der die Begrenzung der Höhen darstellt und genau so funktioniert wie der rote Bereich.


    Da ich die Anhebung im unteren Frequenzbereich wie oben dargestellt nicht haben möchte, verschiebe ich das untere Limit auf in meinem Fall 30 Hz (eine Anpassung ist auf 1Hz genau einstellbar). Auch das obere Anheben macht keinen Sinn, so dass ich die obere Grenze auf 90Hz setze. Danach sieht das Ganze dann so aus:



    Bei der oberen Grenzfrequenz gibt es noch eine weitere Einstellmöglichkeit. Es kann angegeben werden, ob das Limit absolut gelten soll (Standard) oder sich nur auf die gemessenen Werte beziehen soll. Wählt man letzter Funktion aus, tut MultEQ-X quasi so, als wenn ab der gewählten Frequenz der gemessene Frequenzgang linear verläuft. Ihr fragt Euch, wozu soll das gut sein? Ein Beispiel: Viele meinen, dass sich die Anpassungen von Audyssey wesentlich besser anhören, wenn man den Frequenzgang ungefähr ab der Schröderfrequenz unangetastet lässt. In der iPad-App wird daher empfohlen, das obere Limit bspw. auf 500 Hz zu setzen. Ein Problem haben aber die Leute, die eine akustisch transparente Leinwand haben und den hierdurch entstehenden Hochtonabfall ausgleichen wollen. Die können nun die Filter für gemessene Werte auf bspw. 500 Hz begrenzen und für die Lautsprecher hinter der Leinwand in der Target-Kurve eine manuell ermittelte Hochtonanhebung definieren. MultEQ-X wird dann nur die definierte Anhebung als Filter setzen und alles andere linear lassen.

  • 6. Calibration Settings

    Nun ist es fast geschafft. In diesem Punkt seht ihr die von MultEQ-X ermittelten Lautstärke-Level (Trim), die ermittelten Entfernungen, der detected Cuttoff, ob der Lautsprecher aktiviert werden soll und die Einstellung zum Bassmanagement.


    Meine bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass man die ermittelten Level und Entfernungen zunächst einmal so belassen sollte. Auf gar keinen Fall würde ich hier mit einem Laserentfernungsmesser ermittelte Abstände eintragen. Es handelt sich letztendlich um akustische Entfernungen. Wenn man bspw. im Subwoofer noch einen DSP dazwischengeschaltet hat, verursacht dieser zeitliche Verzögerungen. Der Subwoofer ist dann akustisch weiter weg als physikalisch. Wer diesen Werten nicht traut, kommt m. E. nicht umhin, das Ergebnis mit REW zu überprüfen und Differenzen in der Impulsantwort damit zu ermitteln. Die so ermittelten Änderungen können dann erst manuell an dieser Stelle eingetragen werden und sind erneut in REW zu überprüfen. Die Auflösung für die Entfernung beträgt rund 3cm. Das bedeutet, auch wenn man eine Abweichung von 1cm eingeben kann, führt dies nicht unbedingt zu einer Verschiebung der Impulsantwort. Weiterhin ist hierbei auf ein Fehler zu achten, der m. E. in allen Geräten vor 2022 enthalten ist. In diesen Receivern wird die Entfernung unter Verwendung einer Schallgeschwindigkeit von 330 m/s errechnet; MultEQ-X verwendet 344 m/s. Auch bei unterschiedlichen Anzeigen im Receiver und in MultEQ-X nach der Übertragung, sind die Verzögerungszeiten richtig, also nicht beirren lassen. Zu Einzelheiten vergleiche auch weiter unten zur Abstandsermittlung mit REW (RE: Anleitung zur Einmessung mit Audyssey MultEQ-X (Denon und Marantz)).


    Über die im oberen Bereich dargestellte Schaltfläche "Set Auto Trim/Distance Source" kann man noch Einfluss darauf nehmen, welche Messungen für die Ermittlung der Distanz und des Levels herangezogen werden sollen. Für den Level können auch mehrere Positionen ausgewählt werden. MultEQ-X bildet dann einen Mittelwert für den Level. Ich gehe z. B. hin und lasse MultEQ-X für den Level den Mittelwert aus den ersten drei Messungen (Kopfmitte, sowie rechtes und linkes Ohr) verwenden. Für die Entfernung kann nur eine Position ausgewählt werden.


    Beim Bassmanagement kann man die automatisch ermittelten Werte überschreiben. Mit Speaker Size ist nicht die tatsächliche Größe des Lautsprechers gemeint, sondern die Fähigkeit der Lautsprecher, auch tiefe Frequenzen wiederzugeben. Wird ein Lautsprecher hier als "Large"definiert, wird MultEQ-X die Filter so errechnen, dass dieser Lautsprecher den kompletten Frequenzbereich abdeckt. Wird hier "Small" ausgewählt, muss auch noch die Trennfrequenz angegeben werden. Alles unterhalb dieser Frequenz wird dann an den Subwoofer weitergegeben. Je nach dem, wie Euer Kino angelegt ist, macht es oft Sinn, auch bei Vollbereichslautsprechern die tiefsten Frequenzen von den Subwoofern erzeugen zu lassen. Oft wird hier eine Trennfrequenz von 80Hz empfohlen. Dies ist aber nur eine Faustregel. Ich habe bspw. ein SBA und daher wird auch der Tiefton von meinen Vollbreichs L-C-R aufgrund der auch für diese Lautsprecher wirkende Dämpfung recht gut wiedergegeben. So tief wie die Subwoofer gehen LCR aber trotzdem nicht und reagieren wesentlich empfindlicher auf die erste Quermode, so dass ich hier die Lautsprecher trotzdem auf "small" einstelle, aber erst bei 40Hz trenne.


    Es ist übrigens wichtig, die Trennfrequenz hier bereits wie gewünscht einzustellen. Wenn man dies später im Receiver ändert, passen die errechneten Filter nicht mehr richtig und es kann zu Auslöschungen im Bereich der Trennfrequenz kommen.

  • 7. Finalize

    Das Finale! Jetzt könnt Ihr noch auswählen, welche Parameter für Audyssey eingestellt werden sollen. MultEQ sollte auf jeden Fall aktiviert sein, sonst hättet Ihr Euch nämlich die ganze vorherige Arbeit sparen können. Wer diesen Punkt deaktiviert, deaktiviert die gesamten Filter.


    Dynamic Volume begrenzt Dynamiksprünge und sollte eigentlich immer ausgeschaltet werden. Im Kino wollen wir ja gerade Dynamik haben.


    Bei Dynamic EQ scheiden sich die Geister. Diese Funktion beinhaltet eine Loudnes-Schaltung, die ja grundsätzlich sinnvoll ist, aber auch eine Anhebung der Surround-Kanäle. Der Eingriff erfolgt, sobald man unterhalb des Referenzniveaus (also Lautstärke auf 0dB) hört. Je leiser man hört, desto stärker ist der Eingriff.


    Zur Verdeutlichung der Frequenzanhebung durch Dynamic EQ mal nachfolgende Darstellung:



    Man sieht, dass die Anhebung bei niedrigen Lautstärken schon recht deutlich ist. Möchte man Dynamic EQ verwenden, sollte man das bei seiner eigenen Spaßkurve berücksichtigen.


    Man kann den Referenzpegel, ab dem die Schaltung beginnt anzuheben, auch um bis zu 15dB absenken (Reference Offset). Das heißt, die Anhebung beginnt dann bspw. erst ab Lautstärken kleiner -15dB. Wenn man immer auf ungefähr der gleichen Lautstärke hört, kann man diesen Punkt auch abschalten und sich den Sound so einstellen, wie man mag. Ich persönlich habe den Punk aktiviert und stelle alles auf die von mir gehörten Lautstärke (meist 15dB oder -20dB) ein. Ich mag es, wenn auch bei dieser Lautstärke schon ein gewisser Bassdruck da ist. Wenn ich dann doch mal lauter mache (meist nur zu Demo-Zwecken), wird der Bass dann etwas abgesenkt. Wenn ich noch leiser höre, wird der Bass noch mehr verstärkt. Die Anhebung der Lautstärke der Surrounds ist mir noch nie negativ aufgefallen. Die Einstellung kann aber auch problemlos noch später im Receiver angepasst werden.


    Wer keinen Bass möchte, der sollte die Funktion "Low Frequency Containment" aktivieren. In diesem Forum gehe ich aber nicht davon aus, dass es so jemanden hier gibt. :zwinker2:


    Jetzt verbleibt nur noch auf "Transfer Filters" zu klicken (vorher vielleicht noch abspeichern) und je nach Receiver noch auswählen, welches Preset überspielt werden soll. Nach der Übertragung steht einem ausgiebigen Probehören nichts mehr im Weg!


    Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren.


    Lieben Gruß


    Michael

  • MiCo1972

    Hat den Titel des Themas von „Einmessung mit MultEQ-X (Denon und Marantz)“ zu „Anleitung zur Einmessung mit Audyssey MultEQ-X (Denon und Marantz)“ geändert.
  • Latenight

    Hat das Thema geschlossen
  • Exkurs zum Auto-Leveling:


    Es kommt immer mal wieder zu Verwirrungen im Zusammenhang mit dem Auto-Leveling in Audyssey. Daher hier nun einmal ausführlich erklärt.


    Audyssey berechnet seine Filter so, dass im Ergebnis der THX-Referenzpegel (85 dB (C) rosa Rauschen bei einem Referenzsignal von -20dB) an der eingemessenen Position erreicht wird. Um dieses zu erreichen, wird zunächst der grundsätzliche Pegel ermittelt und eingestellt. Das sind die Level (Pegel der einzelnen Kanäle), die Ihr nachher auch in Eurem Receiver seht.


    Auf dieses Level wird dann aber noch die Target-Kurve angewandt. Damit hierbei der Pegel auch danach noch die THX-Anforderungen erfüllt, verschiebt Audyssey die Target-Kurve so, dass diese C-gewichtet bei 0 dB liegt. Im Ergebnis erhält man hierdurch auch nach Anwendung der Target-Kurve einen korrekten Referenzpegel.


    Nun ist es aber so, dass dieses Verhalten nicht immer gewünscht ist. Insbesondere im LFE ist es ja oft so, dass man eine Anhebung wünscht. Der Bassbereich wird dann bspw. per Low-Shelf-Filter oder Anwendung einer Harman-Kurve o.ä. angehoben. Da der LFE-Kanal aber in seinem Frequenzbereich sehr beschränkt ist, führt quasi jede Anhebung im Bass dazu, dass diese im LFE-Kanal wieder auf 0 nivelliert wird, um dem Referenzpegel zu entsprechen. Daher ist es so, dass egal was man einstellt, der Bass einfach nicht lauter werden will. Als Abhilfe wird als Konsequenz hieraus dann oft der Subwoofer im Level einfach einige dB lauter eingestellt. Bei Einmessungen mit der iPad-App ist das auch m. E. der einzige mir bekannte Weg.


    In der aktuellen MultEQ-X-Version kann dieses Problem allerdings elegant durch Aktivierung der Option „Disable Auto-Leveling“ beim gewünschten Kanal umgangen werden. Sobald diese Funktion aktiviert ist, belässt Audyssey die Target-Kurve wie eingestellt und verschiebt diese nicht mehr. Durch einfaches Hin- und Herschalten dieser Option kann man ganz gut erkennen, was dann passiert.


    Ein verbreiteter Irrtum ist hierbei, dass Audyssey die Target-Kurve insgesamt soweit nach unten schiebt, dass nur noch Absenkungen vorgenommen werden. Das ist aber nicht der Fall; es wird immer nur gewichtet 0dB eingestellt. Dies kann man sich leicht vor Augen führen, indem man mal als Test als einzige Anpassung der Target-Kurve einen Biquad Parametric Peaking Filter auf 1.000 Hz mit Q = 10 und Gain +20 dB einstellt. Ohne die Option wird die Target-Kurve auf ca. -10 dB verschoben (nicht -20 dB) und der Peak erreicht im Ergebnis nur noch rund +10dB, was relativ gesehen dann die eingestellten +20dB entspricht.



    Wenn man die Option aktiviert, verbleibt die Kurve bei 0dB und der Peak erreicht die vollen +20 dB.



    Jetzt verstellt mal beim Filter die Frequenz auf 5.000 Hz und belasst alles andere. Jetzt werdet Ihr sehen, dass bei Aktivierung der Option es fast keinen Unterschied mehr macht. Das ist so, weil bei 5.000 Hz die Gewichtung des Schallpegels niedriger ist als bei 1.000 Hz. Ich habe nachfolgend mal nur ein Bild ohne die Option eingefügt. Man kann aber erkennen, dass die Target-Kurve nur ganz minimal unter 0dB verschoben wird.



    Wenn man das Ergebnis von Audyssey mit REW nachmessen und hierüber weiter korrigieren möchte, ist es meist sinnvoll, die Option bei allen Kanälen zu aktivieren. In REW berechnet man die Filter ja in der Regel mit dem Gain, den man haben möchte. Da ist es kontraproduktiv, wenn Audyssey da wieder rumpfuscht. Soweit man aber nicht mit REW nachbearbeitet, ist es oft hilfreicher, die Option nur beim LFE zu aktivieren. Hierdurch erreicht man, dass die anderen Kanäle so gut es geht auf Referenzpegel eingestellt werden und der LFE trotzdem wie gewünscht angehoben wird. Kleiner Nebentipp: Wenn man dann noch in den Settings unter Features „Enable Precise Trims“ aktiviert, wird Audyssey den Pegel unter Verwendung der Filter auf 0,1 dB genau einstellen. Die Receiver selbst können den Level meist nur auf 0,5dB genau einstellen.

  • Soweit man aber nicht mit REW nachbearbeitet, ist es oft hilfreicher, die Option nur beim LFE zu aktivieren. Hierdurch erreicht man, dass die anderen Kanäle so gut es geht auf Referenzpegel eingestellt werden und der LFE trotzdem wie gewünscht angehoben wird.


    Genau das kann ich bestätigen, ist bei mir definitiv so.

    Wenn ich alle Lautsprecher aktiviere ( Haken setze) dann wird der Sound bedeutend Schlechter. Ich Bearbeite nicht mit REW nach.

    Setze den Haken nur beim Subwoofer.

  • Überprüfung/Anpassung mit REW


    Auch wenn man mit MultEQ-X sein System komplett einmessen und an seine eigene Bedürfnisse anpassen kann, macht es oft Sinn, das Ergebnis mit REW (oder eine ähnliche Software) zu überprüfen. Nachfolgend soll aber keine Anleitung zu REW entstehen, hierzu verweise ich gerne auf die bereits bestehende Anleitung hier im Forum:



    Nachfolgend sollen nur die Besonderheiten im Zusammenspiel mit MultEQ-X dargestellt werden.


    Im Zusammenhang mit MultEQ-X gibt es insbesondere zwei Bereiche, die überprüft werden können und sollten. Das wäre zunächst die Überprüfung der von MultEQ-X ermittelten Abstände und die Korrektur des Frequenzganges. Beides soll nachfolgend beschrieben werden. Ergänzend soll noch beschrieben werden, wie man unter Umgehung von MultEQ-X die Anpassungen im Frequenzgang komplett manuell vornehmen kann.

  • Überprüfung der Abstände


    Hierzu ist das Messmikrofon von REW an exakt der gleichen Position aufzustellen, an der auch die Abstände mit MultEQ-X ermittelt wurden, also im Regelfall an der ersten Messposition. Wer hier genau arbeitet, wird bei der Anpassung der Abstände weniger Arbeit haben. Wenn das Mikrofon bspw. nur 2cm weiter vorne steht, wird der Abstand der hinteren Lautsprecher um eben diese 2cm verlängert und der Abstand zu den vorderen Lautsprecher um 2cm verkürzt, was in Summe bereits 4cm ausmacht.


    Um die Position möglichst genau zu treffen, bin ich dazu übergegangen, in MultEQ-X zunächst nur die erste Position zu messen. Ich stelle dann alle Lautsprecher auf "Large" und übertrage das Ergebnis auf den Receiver. Dann markiere ich die Position des Messmikrofons (hierzu kann bspw. ein zweites Stativ oder ein Kreuzlinienlaser dienen) und positioniere dort mein UMIK-1, welches ich für REW verwende.


    Nach genauer Positionierung des Mikrofons sind alle Kanäle mit REW zu messen. Hierbei ist es wichtig, bei der Messung eine Zeitreferenz zu verwenden. Dies kann über einen zweiten Referenzkanal oder über eine akustische Referenz erfolgen. Ich verwende immer eine akustische Referenz. Ohne zeitliche Referenz ist eine Überprüfung der Abstände mit REW nicht möglich.


    Mit REW als Soundgenerator kann maximal ein 7.1-System vermessen werden. Es gibt keine direkte Möglichkeit, mit REW Atoms-Testsignale zu generieren.


    Der YouTuber Obsessive Compulsive Audiophile hat in der Beschreibung zu seinem Video "Dolby Atmos 9.1.6 True HD (verlustfrei) Lautsprecher-Messfahrten"


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    einen Link zu einem Google-Drive, von welchem Testsignale heruntergeladen werden können. In dem verlinkten Video ist am Schluss auch eine Beschreibung enthalten, wie man die verschiedenen Kanäle misst. Die zur Verfügung gestellten Testsignale verfügen auch über eine akustische Referenz.


    Nachdem man alle Kanäle gemessen hat, überprüft man zunächst die Abstände der Hauptlautsprecher (also ohne LFE). Hierzu öffnet man in REW das Fenster "Overlays" und dort den Bereich "Impulse". Die Maßeinheit muss in diesem Fenster dann noch ggfls. auf % umgestellt werden (oben links im Diagramm). In diesem Fenster beginnt man nun mit einem Referenzlautsprecher und vergleicht die Impulsantworten untereinander. Hierbei kommt es auf die Position des ersten großen Peaks an (kleiner Einschub: sollten die Impulsantworten in unterschiedliche Richtungen gehen, ist Euer Lautsprecher vermutlich verpolt). Diese Peaks sollten optimalerweise (was man nie schaffen wird) genau übereinander liegen. Mit dem Messwerkzeug in REW kann man die Abstände der Peaks voneinander messen. Hierzu beim Referenz-Peak mit gedrückter Strg-Taste einen Rechtsklick mit der Maus machen und bei gedrückter Maustaste auf den anderen Peak ziehen. REW zeigt dann neben der zeitlichen Differenz auch den Abstand an.



    In diesem Beispiel habe ich die drei Frontlautsprecher eingeblendet (L, R und C). Mit der Messung habe ich den Abstand zwischen dem Center (meine Referenz) und dem linken Lautsprecher vermessen. In diesem Beispiel beträgt der Abstand 2,8cm. Wenn man immer vom Referenzlautsprecher misst, kann man die angezeigte Differenz direkt verwenden, hier also +2,8cm. Die Erklärung hierfür in Bezug auf obiges Beispiel ist, dass das Signal des linken Lautsprechers später eintrifft, als das Signal des Center-Lautsprechers. Der Lautsprecher steht also weiter weg. In MultEQ-X ist nun der Abstand vom linken Lautsprecher unter Punkt 6 "Calibration-Settings" um 3cm zu erhöhen (vorher bei "Trim" von automatisch auf manuell stellen). Hierbei sollte man wissen, dass die Receiver nicht cm-genau eingestellt werden können. Man kann zwar in MultEQ-X cm-genau eingeben, aber der Receiver ist nicht so genau und springt immer so rund 3cm. Das bedeutet, wenn Ihr einen Unterschied von 2cm eingibt, wird sich die Impulsantwort zeitlich entweder gar nicht verändern, oder gleich um 3cm springen. Daher ist es sinnvoll, nach Anpassung aller Werte nochmal gegenzumessen.


    Eine andere Möglichkeit die Abstände in REW zu ermitteln ist, die einzelnen Messungen von REW zeitlich angleichen zu lassen und dann die von REW vorgenommen Änderungen zu übernehmen. Ich persönlich verfahre aber immer nach obiger Methode, da ich mir dabei gleich die Impulsantwort anschauen kann.


    Nachdem die Abstände aller Hauptkanäle in MultEQ-X angepasst und die Filter neu auf den Receiver übertragen wurden, kommt der LFE-Kanal dran. Hierbei verwende ich im Prinzip das gleiche Vorgehen, muss allerdings beachten, dass der LFE-Kanal im Regelfall nicht den vollen Frequenzbereich wiedergeben kann. Als Folge hieraus sieht die Impulsantwort des LFEs bei einer Fullrange-Messung anders aus, als bei den anderen Lautsprechern.


    Daher verwende ich für die Überprüfung des LFEs REW als Tongenerator und messe LFE und den Referenzkanal mit einem schmalbandigen Frequenzbereich um die angestrebte Trennfrequenz herum. Ich stelle in REW bei der Messung also bspw. beim Frequenzgang den Bereich von 60-120 Hz ein. Dieser Bereich sollte sowohl vom LFE als auch von den Hauptlautsprechern problemlos wiedergegeben werden können. Mit diesen Messungen ist auch die Abstandsermittlung für den LFE nach obigen Schema möglich. Bitte achtet darauf, dass Ihr für diese Messungen die Lautsprecher noch auf large eingestellt habt, da ansonsten in diesem Frequenzbereich auch der LFE bereits mitspielen würde und wir wollen ja die Impulsantworten getrennt messen.


    An dieser Stelle sei angemerkt, dass viele propagieren, dass der LFE durch herantasten eingestellt werden sollte. Soweit man das so machen möchte, sind in MultEQ-X die Lautsprecher, für die später auch das Bassmanagement erfolgen soll, zunächst auf small einzustellen. Dann ist der Frequenzgang von bspw. dem Frontleft zu messen. Jetzt verändert man den Abstand des Subwoofers und misst erneut. Dies widerholt man mehrfach, bis der Frequenzgang gefunden ist, der im Bereich der Übergangsfrequenz den höchsten Pegel aufweist. Das ist dann der richtige Abstand für den LFE. Da hierzu viele Messungen notwendig sind, ändert man hierbei die Abstände des LFE sinnvollerweise zunächst nur im Receiver. Das geht wesentlich schneller, als jedes mal die Filter mit MultEQ-X erneut zu übertragen.


    Wenn man Abstandswerte im Receiver ändert, um diese anschließend in MultEQ-X zu übernehmen, ist allerdings ein Bug bei einigen Geräten zu beachten.


    Einige Benutzer werden feststellen, dass die im Receiver nach der Kalibrierung angezeigten Lautsprecherabstände nicht mit den in MultEQ-X angezeigten Abständen übereinstimmen. Dies ist kein Fehler in MultEQ-X, sondern tatsächlich ein Fehler im Receiver. Bestimmte Receiver, insbesondere die Modelle vor 2022, berechnen den Abstand der Lautsprecherverzögerung nicht korrekt. Hierzu muss man wissen, dass die Verzögerung intern in ms und nicht in cm oder m verwaltet wird. Für die Anzeige des Abstandes verwenden die fehlerhaften Receiver eine Schallgeschwindigkeit von 300 m/s anstatt der üblichen 344 m/s. MultEQ-X versucht, diesen Fehler zu beheben (oder zu kompensieren), indem es einen Skalierungsfaktor auf die Abstände anwendet. Daher können die Abstände nicht so einfach vom Receiver nach MultEQ-X übernommen werden, sondern sind entsprechend umzurechnen. Als einfache Annäherung kann man sich den von MultEQ-X übermittelten und im Receiver angezeigten Abstandswert vor Änderung notieren und dann die Differenz zum endgültigen Abstand ermitteln, um diese dann auf den Wert in MultEQ-X anzuwenden. Wer mag, kann es aber natürlich auch genauer ausrechnen.


    Wichtig ist auch, dass man nicht auf die Idee kommt, die Entfernungen im Receiver nach der Kalibrierung mit MultEQ-X händisch an die Werte laut MultEQ-X anzupassen; das wäre falsch. Auch wenn sie im Receiver nicht richtig aussehen, funktionieren sie korrekt.


    Bevor man den Wert des Subwoofers verändert, sollte man sich aber den alten von MultEQ-X im Receiver eingestellten Wert aufschreiben. Wenn der endgültige Wert gefunden ist, berechnet man die Differenz zwischen altem und neuem Abstand und verändert dann den Wert in MultEQ-X um genau diesen Wert. Hintergrund für dieses Vorgehen ist ein "bug" bei den älteren Denon/Marantz-Geräten. Diese rechnen intern mit einer Schallgeschwindigkeit von 300 m/s, weswegen die im Receiver angezeigten Werte von den Werten in MultEQ-X abweichen. Das ist völlig in Ordnung und führt auch zu keinen Problemen. Nur könnt Ihr halt nicht einfach einen Wert im Receiver einstellen und diesen dann so in MultEQ-X übernehmen. Daher das Vorgehen mit der Differenz.


    Auch hier sollte nach der Einstellung aller Abstände durch eine erneute Messung das Ergebnis überprüft werden. Wenn jetzt alles passt, habt Ihr Eure Lautsprecher schon einmal perfekt zeitlich korrigiert.


    Abschließend solltet Ihr jetzt in MultEQ-X die von Euch gewünschten Anpassungen vornehmen (Target-Kurve, Bassmanagement etc.). Auch könntet Ihr jetzt weitere Positionen einmessen. Wenn Ihr soweit alles mit MultEQ-X eingestellt und übertragen habt, könnt Ihr zum nächsten Punkt übergehen.

  • Überprüfung der Frequenzganganpassungen


    Zunächst sollte man sich Gedanken zu den Messpunkten machen. Mit MultEQ-X misst man im Regelfall an vielen verschiedenen Positionen und MultEQ-X fasst die verschiedenen Messungen dann zusammen. Hintergrund hierzu ist, dass die Raumakustik an jeden Punkt im Raum anders wirkt. So kann eine Erhöhung bei einer Frequenz 30cm weiter schon nicht mehr vorhanden sein oder sich sogar in einen Dip gewandelt haben. Der gesunde Mensch hat zwei Ohren, was bedeutet, dass wir das Klanggeschehen immer an zwei Punkten erfassen. Was soll man aber machen, wenn auf einem Ohr eine Überhöhung und auf dem anderen Ohr ein Dip vorhanden ist? Antwort: vielleicht am besten gar nichts. Das Dilemma wird technisch gelöst, indem halt an mehreren Punkte gemessen und gemittelt wird.


    Wenn man mit REW das Ergebnis nun nur an einer Position überprüft, ist die Beurteilung recht schwierig. Für eine richtige Überprüfung muss man also eigentlich an genau den gleichen Punkten messen, die man vorher auch mit MultEQ-X gemessen hat. Dies kann in REW recht problemlos erreicht werden. Man misst hierzu an den entsprechenden Positionen und bildet dann den Mittelwert (RMS average) über alle Positionen. Das entspricht nicht 100% der Vorgehensweise von Audyssey, kommt diesem aber recht Nahe.


    Eine andere Alternative ist eine sogenannte gewedelte Messung zu machen. Hierbei wird auf den zu messenden Kanal ein Rauschsignal wiedergegeben und man misst über einen längeren Zeitraum, in welchem man das Mikrofon in dem zu messenden Bereich hin und her bewegt. Das Ergebnis ist dann eine gemittelte Messung über den gesamten Bereich. Sowohl die Mehrpunktmessung als auch die gewedelte Messung haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Ich persönlich bevorzuge die gewedelte Messung.


    Wenn man sich auf eine Messmethode festgelegt hat, sollte man alle Kanäle mit eingeschaltetem MultEQ-X mit REW messen. Wenn die Abstände richtig eingestellt wurden, sollte sich eigentlich ein recht annehmbarer Frequenzgang ergeben. Jetzt könnte sich aber auch offenbaren, wie gut das für MultEQ-X verwendete Mikrofon ist. Wenn mit dem mitgelieferten Mikrofon gemessen wurde, könnten sich größere Abweichungen ergeben. Wie es sich mit dem kalibrierten Mikrofon verhält kann ich nicht sagen, da ich so eines noch nicht gegentesten konnte.


    Wenn Ihr jetzt noch Anpassungen vornehmen wollt, weil Euch der gemessene Frequenzgang nicht zusagt, so habt Ihr dafür prinzipiell zwei Möglichkeiten: Setzen von PEQs oder die Erstellung einer Korrekturkurve.


    Bei beiden Methoden gehe ich grundsätzlich so vor, dass ich eine lineare Targetkurve in REW einstelle und die so ermittelten Korrekturen dann pro Kanal sowohl für Reference als auch Flat in MultEQ-X importiere. Hiernach habt Ihr dann einen sauberen linearen Frequenzgang und könnte ab diesem Moment alle zukünftigen Änderungen einfach direkt in MultEQ-X vornehmen, ohne mit REW die Korrekturen neu berechnen zu müssen.


    Ebenfalls bei beiden Methoden solltet Ihr vor den Messungen in MultEQ-X unter Punkt 4. "Design Target Curve" den Haken "Diable Auto-Leveling" bei allen zu korrigierenden Kanäle aktivieren. Wenn Ihr in REW Anpassungen berechnet, sollen diese ja genau so vorgenommen werden, wie Ihr sie errechnet. Setzt Ihr den Haken aber nicht, wird MultEQ-X den Pegel Eurer Anpassungen neu berechnen. Dies kann dann dazu führen, dass die einzelnen Kanäle hinterher nicht mit dem gleichen Level spielen.


    Anpassungen mittels PEQs

    In REW kann man sich durch Abgleich einer Messung mit einer Target-Kurve parametrische Equalizer berechnen lassen. Auch hier möchte ich zu Einzelheiten auf die REW-Anleitung verweisen und hier das Vorgehen in REW nur stichpunktartig beschreiben.


    Ihr markiert in REW die anzupassende Messung und klickt auf EQ. Im EQ-Dialog stellt ihr als Hersteller "Generic" und als Model "Configurable PEQ" ein. MultEQ-X kann quasi unendlich viele (REW kann m. E. nur max. 31) Filter von 10 Hz bis 20 kHz, von -10db bis +10dB und einem Q von 0,1 bis 10 verarbeiten. Ihr könnt dann die PEQs automatisch oder manuell erstellen. Wenn Ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid, geht Ihr in dem Dialog auf Filter Tasks -> Export filter settings as text und speichert die Filterdatei an einem Ort, den Ihr auch wiederfindet. In MultEQ-X geht Ihr dann zu dem Punkt 4 " Design Target Curve". Dort findet Ihr die Schaltfläche "Import EQ", welche Ihr betätigt. In dem sich öffnenden Dialog könnt Ihr einstellen, für welche Kurve (Reference oder Flat) und für welche Kanäle Ihr die PEQs importieren wollt. Nachdem Ihr das File geladen habt, sollten alle in REW erstellten Filter nun auch in MultEQ-X erscheinen. Nun müsst Ihr die Filter nur noch wieder zu Eurem AVR übertragen und dann könnt Ihr das Ergebnis mit REW nochmals kontrollieren.



    Anpassungen mittels Korrekturkurve

    Ein weiterer und wie ich finde sehr eleganter Weg, Euren Frequenzgang anzupassen, besteht darin, einfach die gewünschten Korrekturen als zusätzliche Target Kurve in MultEQ-X zu importieren.


    Hierzu müsst Ihr in REW erst einmal die gewünschte Kurve als Messwert zur Verfügung haben. Solltet Ihr bspw. die Harman Kurve anstreben, so könntet Ihr diese einfach in REW importieren. Ich rate allerdings dazu, mit REW einen möglichst linearen Frequenzgang einzustellen und Spaßkurven u. ä. erst ganz zum Schluss in MultEQ-X hinzuzufügen. In REW besteht auch die Möglichkeit, die im Dialogfeld "EQ" unter "Target Settings" eingestellte Targetkurve (die kann dort auch definiert werden) als Messkurve zu generieren. Hierzu müsst Ihr nur den Punkt "Generate measurement from target shape" auswählen. Bitte beachtet, dass Ihr vorher die Targetkurve genau auf Eure Bedürfnisse eingestellt habt, also insbesondere auch das Target Level korrekt eingestellt ist.


    Wenn Ihr die Targetkurve als Messwert vorliegen habt, könnt Ihr nun mittels der Arithmetikfunktionen (trace arithmetic) in REW die Differenz der Targetkruve zu Eurer Messung bilden. Geht hierzu unter "Actions" auf "Trace arithmetic" und wählt die Funktion |A| / |B| aus. Oben muss die Targetkurve stehen und unten Eure Messung, die restlichen Einstellungen könnt Ihr so belassen. Durch betätigen der Schaltfläche "Generate" wird die Differenz gebildet. Ihr könnt in diesem Dialog gleich alle Differenzkurven für alle Eure Kanäle anlegen. Diese solltet Ihr dann hinterher nur richtig umbenennen. In den Notizen zu den generierten Messungen wird aufgeführt, durch welche Kurve die Korrekturkurve entstanden ist.


    Die soeben erstellte Korrekturkurven müsst Ihr dann noch in REW exportieren. Hierzu im Menü "File" auf Export-Export measurement as text klicken. Die exportierte Kurve kann von 10Hz bis 20kHz gehen. Für den Export könnt Ihr die Korrekturkruve, sofern nicht bereits vorher geschehen, auf 1/12 Oktave glätten. Die so exportierte Kurve wird in MultEQ-X dann wieder unter Punkt 4. "Design Target Curve" importiert. Dazu dort auf die Schaltfläche "Import Target" klicken und im nachfolgenden Dialog auswählen, für welchen Typ (Reference oder Flat) und für welche Kanäle die Kurve importiert werden soll.

  • Manuelle Anpassung des Frequenzganges


    Es ist auch möglich, MultEQ-X so einzustellen, dass es selbst gar keine Korrekturen berechnet. Im Ergebnis müssen dann alle gewünschten Anpassungen mit REW vorgenommen werden. Hiermit erhaltet Ihr die volle Kontrolle über alle Anpassungen. Der Trick hierbei ist, dass Ihr in MultEQ-X keine Messungen vornimmt bzw. keine Messungen verwendet, in dem Ihr die vorhandene Messung ausschließt ("Exclude Position" unter Punkt 3. "Measure"). Wenn ich vollständig manuell korrigieren wollte, so würde ich dennoch zumindest die Hauptposition einmal einmessen und die Abstände korrigieren, so wie oben unter Beitrag 13 dargestellt. So hätte ich zumindest die Abstände und auch die Pegel schon einmal richtig eingestellt. Anschließend würde ich dann die eine erfolgte Messung von der weiteren Verwendung ausschließen; die gemessenen Abstände und Pegel bleiben dann aber dennoch erhalten.


    Wenn Ihr in MultEQ-X keine Messung vorgenommen habt oder alle Messungen deaktiviert habt, würde ich auch noch die Einträge bei der Targetkurve (im Standard Midrange Compensation und High Roll off) entfernen. Anschließend könnt Ihr die Filter von MultEQ-X an den AVR übertragen. Jetzt ist zwar Audyssey aktiviert, aber es sind keine Filter berechnet worden.


    In diesem Zustand könnt Ihr nun mit REW Eure Messungen machen und je nachdem PEQs oder eine Korrekturkurve berechnen und diese wie oben beschrieben in MultEQ-X importieren. Die durch die Targetkurve an MultEQ-X übergebenen Anpassungen sind dann 1:1 die Filter, die MultEQ-X berechnet und an den AVR übertragen wird.

  • Schade, habe mir deine Anleitung durchgelesen, ist kurz und doch sagt sie einem was zu tun ist mit Hintergrundinformationen.

    Tolle Arbeit.


    Nicht Falsch verstehen Das Video von Nilsens ist bestimmt super aber das erste was ich gesehen habe da kommt schon soviel anderer Input und Baut auf Basis Informationen von Dirac oder Audyssey auf.

    Das ist nicht so wie ich mir das vorstelle, ich finde deine Anleitung ist ein Leitfaden wo Anfänger auch damit klar kommen.

    Nilsens video ist da eher was für Fortgeschrittene finde ich.

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