• 1.2 Der Raum
    1.2.1 Die Raumgröße
    Nach längerem Überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen, daß es eine ideale Raumgröße nicht gibt. Kleinere räume haben den Vorteil, daß sie mit geringerm Aufwand akustisch zu behandeln sind und die Wegstrecken der Verkabelung kleiner und damit auch billiger sind. Weiterhin kann die Leistung der Geräte (Bild und Ton) kleiner dimensioniert sein und damit ebenfalls preisgünstiger sein. Dafür hört sich ein kleiner Raum im Endeffekt immer auch kleiner und damit beschnittener an. Ich höre z.B. überwiegend Mehrkanal-Konzerte, die meist in großen Hallen aufgenommen wurden. Dann fehlt leider ein Stück Authentizität, wenn der Raum zu klein ist. Man kann natürlich den Raum akustisch durch den Einsatz von Diffusoren nicht unerheblich größer wirken lassen. Auch die neuen Höhenkanäle sind da hilfreich. Aber trotzdem lässt sich das Gehör bei kritischem Zuhören nicht täuschen. Ich merke immer wieder , daß der Klang in größeren Raum beeindruckender ist.


    Junior schrieb von 150 qm Raumgröße. Das Problem an zunehmender Raumgröße ist, daß die dafür erforderliche Leistung überproportional steigt. Man braucht plötzlich separate Mono-Endstufen, statt 100 W stattdessen 300 W oder 600 W oder noch mehr... Statt Satellitenlautsprecher müssen es große Fullrange-Lautsprecher sein. Bei noch größeren Räumen müssen diese dann mehr als 110 dB aushalten (und das ist auf Dauer echt laut) etc..


    Auch der Aufwand im Bild steigt mit größeren Räumen. Damit das Bild-Abstandverhältnis vergleichbar bleibt, muss der Beamer entsprechend lichtstark sein, die Leinwand proportional größer sein. Beispielsweise bekommen die beliebten JVCs jenseits 3 Metern auch bei abgedunkelten Räume und der Bildpunch fehlt. Ein z.b. Sony VW 1100 kostet ein Vielfaches, jenseits der fünf Meter geht es schnell Richtung sechsstellig.


    Kurz gesagt: Der Aufwand steigt stark an, die Kosten ebenfalls.


    Daher muss jeder für sich sein persömliches Optimum finden.


    Ich hatte für mich beschlossen, daß der Raum ca. 50qm groß sein soll und eine Deckenhöhe von drei Metern.


    Big Daddy

  • 1.2.2 Die Raumorientierung
    Der klassische Ansatz fast aller Kinos ist die Längsorientierung. D.h. die schmale Seite enthält die Leinwand bzw. Fernseher und die Lautsprecher müssen dann irgendwie sinnvoll noch daneben gestellt werden, ohne direkt an def Wand zustehen. Der große Vorteil ist, daß der Projektionsabstand zwischen Beamer und Leinwand so deutlich größer ist und damit größere Leinwandgrößen ermöglicht. Gleichzeitig ergibt sich dadurch aber auch ein Dilemma an der Vorderseite, ob zugunsten der Bildgröße die Leinwand maximal groß ist und mehr Platz für die Positionierung der Lautsprecher gelassen wird. Eine unmittelbare Positionierung der Lautsprecher an den Seitenwänden ist oft akustisch ungünstig.


    Als Alternative bietet sich die Queranordnung an. Diese Orientierung hat zwei Vorteile. Da die lange Seite vorne ist, hat man automatisch eine größere Wandfläche für die Leinwand zur Verfügung. Im Gegenzug verringert sich die Projektionsdistanz und damit die vom Beamer darstellbare Bildgröße. Akustisch ist die Querorientierung auf jeden Fall vorteilhafter, da die Erstreflektion des Schalls vom Lautsprecher über die Wand zum Hörplatz deutlich später kommt und somit vom Gehör besser vom Direktschall getrennt werden kann.


    In derPraxis macht die Queranordnung erst ab Raumgrößen von 35-40 qm Sinn, da vorher die Bildgröße zu klein wird. Weiterhin ist natürlich diese Anordnung vomSitzen erst einmal ungewohnt.


    Nach Abwägung der Vor- und Nachteile habe ich mich aus akustischen Gründen für die Querorientierung entschieden.


    Big Daddy

  • Moon: Freut mich, wenn ich Dich/Euch noch nicht langweile! Ist zwar was theoretisch, aber das finden wir ja seltener im Forum... :zwinker2:


    Ich glaube das NIEMAND hier im Forum Gefahr läuft das so was passiert!


    Nicht bei dem Vorhaben


    Bin auch schon heiß drauf wie es weitergeht (auch wenns wenige Infos sind)


    Hut ab für das Projekt, da geht Kohle raus :waaaht:
    :respect::respect:

  • 1.2.3 Die Raumdimensionierung


    Latenight bietet mir die Steilvorlage zum nächsten Thema, der Dimensionierung des Raums. Wie schon geschrieben haben die meisten ja leider nicht das Glück, sich die Raumgröße und -dimensionierung aussuchen zu können. Diese Option hat den wunderbaren Vorteil, daß man im Vorhinein einige akustische Probleme reduzieren kann.


    Leider ist man ja hier in Deutschland nicht wirklich frei in der Gestaltung, dank entsprechender Bauvorschriften. In den meisten Wohngebieten gibt es einen Bebauungsplan, der schon ziemlich genau vorschreibt, wie sich die Kommune die Gestaltung der Häuser vorstellt (am liebsten in monotoner Einheitsoptik, auch wenn es sarkastisch klingt). Gibt es keinen B-Plan, herrscht auch keine Baufreiheit, sondern es gilt das Einfügungskriterium. Dieser Begriff ist leider sehr dehnbar. In Konsequenz hat man dann noch weniger Anhaltspunkte, was sein darf und was als unerwünscht von der Bauverwaltung interpretiert wird.


    Als Konsequenz ist es gar nicht so einfach, einen großen Raum genehmigungsfähig in den Bau zu integrieren. Da kommt schon einmal die Frage auf, warum man denn überhaupt einen so großen Raum benötigt. Das hat uns einiges an planerischen Kopfschmerzen bereitet.


    Bei der Dimensionierung muss man natürlich auf o.g. Thema Rücksicht nehmen und auch zum Geländeverlauf sollte es passen.


    Was ich auf jeden Fall vermeiden wollte, waren gleiche bzw. Vielfache einer Raumdimension. D.h. z.B. bei einer Deckenhöhe von 2,5 Meter sollte die Länge tunlichst nicht 5 Meter sein. Grund hiefür ist die Modenstruktur.. Jedes Raumaß ergibt eine individuelle Modenstruktur mit Frequenzen, bei denen sich Raummoden zu unangenehmen Überhöhungen aufbauen. Insbesondere im Bassbereich ist das deutlich hörbar, aber auch in den höheren Frequenzbändern macht sich das störend bemerkbar. Bei diesen nach Länge individuellen Frequenzen spiegelt sich die Schallwelle an der Wand zurück. Wenn sich dann die maximale Auslenkung (damit maximale Lautstärke) in der gleiche Phase zurückspiegelt, verdoppelt sich die Lautstärke und man hat das unerwünschte Dröhnen. Das tritt dann ebenfalls bei den Vielfachen dieser sogenannten Mode auf. In Konsequenz hat man bei der doppelten Raumdimension ebenfalls genau diese Mode "am Ohr". Darum sollten doppelte bzw. dreifache Längen vermieden werden.


    Nach Recherchen sollen wohl Faktoren im goldenen Schnitt der Raumdimensionen zu einander modentechnisch am wenigsten Probleme machen.
    Beispiele, wie man zu Raumdimensionen im Goldenen Schnitt kommt, siehe hier:
    http://jumk.de/goldener-schnitt/ oder
    https://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Schnitt
    Der Goldene Schnitt ist aber angemerkt eine empirische Größe, die aber vielfach in der Natur rekonstruierbar ist. Warum gerade dort auch die Modenstruktur besonders gut ist, kann ich wissenschaftlich nicht belegen.


    Da diese Anwendung individuell bei meinem Gebäude nicht ging (durch Restriktionen aus der Planung anderer Räume), bin ich einen anderen Weg gegangen. Im Internet wird freundlicherweise der sehr nützliche Raummodenrechner von Hunecke zur Vergügung gestellt. Dieser ist sehr nützlich und anschaulich:
    http://www.hunecke.de/de/rechner/raumeigenmoden.html
    Hier kann jeder seine individuellen Raumdimensionen eingeben und bekommt seine persönliche Raummodenstruktur angezeigt in allen drei Raumdimensionen. Für die empirische Ermittlung von idealen Modenstrukturen reicht nach Eingabe der Daten das Fenster oben rechts aus. Später im Thread komme ich noch auf andere nützliche Möglichkeiten dieses Rechners.
    Jetzt gibt man die erste (Wunsch-)Dimension ein und eine weitere. Anschließend nimmt man eine ungefähre dritte Dimension hinzu. Jetzt sieht man die Verteilung der Bassmoden. Ziel ist es, daß die Moden (angezeigt als Striche) möglichst gleichmäßig verteilt werden. Also keine Ballungen von Strichen.


    Folglich muss man einfach andere Werte in ein Feld eingeben und sieht sofort die Auswirkung. Dann variiert man die Zahlen der zweiten Raumdimension und kommt irgendwann zu einer Verteilung, die so homogen wie möglich ist.


    Das ist natürlich eine Spielwiese, mit der man den ganzen Tag verbringen kann. Wenn man aber eine ungefähre Vorstellung vom zukünftigen Raum und Restriktionen hat, kommt man schnell zu brauchbaren Ergebnissen.


    Big Daddy

  • JJ123: wenn Du etwas konkretes an Infos vermisst, nur fragen...


    JJ123: mir war von Anfang an klar, daß der Spaß nicht billig wird. Aber ich hatte schon vorher einen Grundfundus an schönem Equipment


    macelman: ich komme wie geschrieben später auf Geräte und Lautsprecher. Ich kann aber schon sagen, das passt mit dem Raum


    Big Daddy

  • 1.2.4 Der Schallschutz


    Unser Hobby bringt mit sich, daß es nie leise und dezent sein wird. Wie sang schon Herbert Grönemeyer "Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist". Natürlich ist mir klar, daß es sich hier um eine Gehörlose handelte und ich hoffe für uns alle, daß sich keiner dazu macht, weil er es zu sehr übertreibt. Aber wenn ein Film oder Musikonzert richtig gut ist, darf er schon einmal auch per Lautstärke beeindrucken. Leider teilen Familie oder Nachbarn unbedingt zwangsläufig unseren Geschmack und die Uhrzeit des "Events".


    Man kann natürlich kurzfristig die Beschwerden ignorieren, langfristig ist es aber sinnvoller, sich Gedanken zum Schallschutz zu machen.


    Hobbymusiker kennen das leidvolle Thema und den meisten Personen steht kein Weltkriegsbunker zur Verfügung. Nachforschen im www führt bei den meisten Personen zum sinnvollen Ansatz der Raum-im-Raum-Lösung. Es gibt ja zwei Übertragungsformen, den Luftschall und den Körperschall. Ziel dieser Lösung ist, mit entsprechend dicken Wandungen und geeigneten Materialien den Luftschall nicht passieren zu lassen und durch die vollständige Entkopplung des inneren Raums von der Außenhülle keine mechanische Übertragung des Schalls nach außen zuzulassen.


    Die Raum-in-Raum-Lösung setzt aber voraus, daß der innere Raum vollständig entkoppelt ist. D.h. überall werden Dämpferelemente eingesetzt. Am Boden, ggf. an der Seite und nach oben. Die meisten Bauvorschläge im Internet sind aber überschaubare Kabinen. Und nicht immer massiv gebaut. Wenn man sich jetzt vorstellt, einen massiven Innenraum in Größe 50qm zu bauen, kann jeder sich ausrechnen, welche Masse mechanisch entkoppelt werden müßte. Weiterhin bedeutet der Doppelraum ja auch eine signifikante Verkleinerung der Netto-Raumfläche. Weiterhin muss man dann jedes Fall zuerst in einen Raum gehen und danach in den KInoraum. Es sollte aber ausreichend Platz zwischen der Wand Innenraum und der Wand Außenraum geben, damit diese Fläche revisionierbar ist. Es kann ja immer mal etwas passieren und man muss dahin. Somit ist diese Lösung sehr platzintensiv und entweder ist das Netto-Volumen deutlich kleiner oder der Außenraum nochmals deutlich größer.


    Ich hatte zwischendurch sogar mal überlegt, den Innenraum mit nicht parallelen Wänden zu versehen. Der Nutzen ist offensichtlich, stehende Wellen werden effektiv reduziert..


    Nach längerem Überlegen der Vor- und Nachteile hatte ich mich aber dann entschieden, die Option Raum-in-Raum zu verwerfen.


    Klassische Hauswände konform zum aktuellen Energieeinsparverordnung sind gut zur Wärmeisolierung (und zur Anzucht.von Schimmelpilzen und Bakterienkulturen jeglicher Art innen und außen). Eine inzwischen dünne Massivwand (z.b. 17,5cm Kalksandstein) wird ummantelt von über 20cm Styropor. Durch das Styropor geht aber der Schall breitbandig relativ ungehindert durch. Da kann man von Schallschutz nicht sprechen. Überhaupt sind Schall- und Wärmeschutz zwei konkurrierende Zielgrößen. Eine KS-Wand an sich hat eine relativ hohe Rohdichte, allerdings sind 17,5 cm nicht gerade umwerfend schallschützend. Da ich gleichzeitig die Erfahrung gemacht haben, daß die Styroporplatten auf der Schattenseite schnell Grün ansetzen, bin ich einen anderen Weg eingegangen.


    Ich habe zuerst die Hauptwand mit 30cm dicken Porenbetonsteinen mauern lassen mit einem dünnen Außenputz. Dieser ist schallmäßig auch nicht umwerfend,aufgrund der Dicke aber schon einmal ein guter Anfang. Beispiel hier:
    http://www.ytong-silka.de/de/content/ytong-planblock.php


    Anschließend habe ich innen massive KS-Platten kleben lassen. Diese sind extrem dicht und haben damit einen exzellenten Schallschutz.
    http://www.ytong-silka.de/de/content/silka-bauplatte.php
    Sind zwar nur 7cm dick, wiegen aber fast so viel wie ein 3x so dicker normaler KS-Stein.


    Ideal wäre dann noch gewesen, wenn ich beide Wände voneinander entkoppelt hätte. Das hätte man über Abstandhalter machen müssen. Ehrlich gesagt: Wenn man mal 13 Paletten von den KS-Platten ins Hausgetragen hat, weiß man über welche Masse man spricht. Das war mir in Hinblick auf Stabilität zu gefährlich, so riesige Raumflächen mit 7cm dünnen Innenwänden zu haben. Wenn diese eingebrochen wäre, nicht auszudenken... Daher haben wir die Steine miteinander verklebt. Aber auch so haben wir zwei verschiedene Materialien, die verschieden angeregt werden.


    Big Daddy

  • Hi Big Daddy,


    sehr spannend zu lesen dein Bericht....weiter so! Bin sehr gespannt wie es weiter geht.


    Wir hatten ja seinerzeit einmal zu deinem letzten Punkt telefoniert. Da hatten wir tatsächlich über die Entkopplung der beiden Wandscheiben mittels Stahl-Anker, wie sie bei Klinkerfassaden gesetzt werden, gesprochen. Wie kams dazu dass du davon abgewichen bist?
    Wie hast du die nun mit einander Verklebt? Wie breit ist der "Hohlraum" (welcher jetzt mit klenber verfüllt ist?) zwischen der äußeren leichten Wandscheibe und der inneren schweren Wandscheibe?


    Gruß,


    Tobi

  • Hi Tobi,


    sorry, ich hatte ein paar Sachen zu tun, sonst hätte ich mich schneller gemeldet.


    Nochmals vielen Dank für das spannende Telefonat damals und die Anregungen von Dir. Ich hatte damals lange über Deinen Vorschlag nachgedacht und die damit einhergehenden Vorteile der exzellenten Entkopplung beider Wandscheiben. Ich hatte die letzten zwei Jahre ja ein größeres (achtstelliges) Bauprojekt kooridiniert und daher Zugriff auf ein ganzes Team von Architekten, Bauingenieure und Statikern. Alle hatten mir unisono davon abgeraten aufgrund von Zweifeln an der Stabilität. Deswegen habe ich den sicheren Weg gewählt und beide Wandscheiben mit Dünnbettmörtel verklebt. Die KS-Bauplatten werden sowieso damit vermörtelt, das bot sich damit an. Folglich habe ich nur wenige mm Trennung. Rückwirkend betrachtet habe einige Male "Gas gegeben" und die Störgeräusche sind draußenwirklich wenig. Man hört nur sehr leise die Musik. Der Schallschutz scheint also gut zu funktionieren...


    Big Daddy

  • 1.2.2 Die Raumorientierung - Nachtrag


    Beim Musikhören ist mir noch ein wichtiger Aspekt eingefallen, den ich gerne noch nachholen möchte. Für die Querorientierung spricht ebenfalls, daß die Klangbühne deutlich besser aufgefächert wird. Wenn die Lautsprecher akurat positioniert sind, hat man ohne Aufgabe des Fokus eine bessere Differenzierung der Stimmen und Instrumente in der Breite.


    Jetzt könnte man einwenden, daß man bei der Längsorientierung im Gegenzug eine bessere Tiefenstaffelung hat. Meiner Erfahrung nach ist dem aber nicht so. Grund: Wenn man die Hauplautsprecher am Stereodreieck orientiert aufstellt, bekommt man automatisch einen optimalen Abstand auf der Längsachse, die Bühnenstaffelung wird nicht noch tiefer als bei der Querpositionierung. (vorausgesetzt der Raumhat bei der Queranordnung auch eine gewisse Größe erreicht).


    Was aber bleibt ist der breite Raum rechts und links der Hauptlautsprecher. Voraussetzung für die gute Bühnenstaffelung in der Breite sind natürlich eine saubere Abstimmung der Raumakustik, schlackenfreie Elektronik und klar und resonanzarm spielende Lautsprecher. Belohnt wird man durch eine saubere Bühne, bei der man die Augen schließen kann und trotzdem ahnt, wo der einzelne Musiker .


    Ich hatte letzte Woche bei gut aufgenommenen CDs teilweise sogar Phantomschallquellen außerhalb der Lautsprecher. Weiß nicht, wie die Produktion/Mastering das hinbekommen haben...


    Big Daddy

  • Zitat

    Ich hatte letzte Woche bei gut aufgenommenen CDs teilweise sogar Phantomschallquellen außerhalb der Lautsprecher. Weiß nicht, wie die Produktion/Mastering das hinbekommen haben...


    Da handelt es sich um Phasenschweinereien. Du findest diese Effekte z.B. bei elektronischer Musik von YELLO "the eye" oder Roger Waters "Amuse to dead".
    Das hat erst mal nichts mit längs oder Querausrichtung zu tun. :zwinker2:


    Deine Gedanken hinsichtlich der Querausrichtung sind durchaus berechtigt. Mit fällt zu dem Thema auch noch was ein:


    Quer Pro:
    An der Querausrichtung finde ich gut, dass man bei freistehenden Lautsprechern, eher eine Kreisanordnung realisieren kann.
    So muß das Delay am Receiver nicht bemüht werden und kein Signal wird zwischengespeichert.


    Längs Pro:
    Ein Vorteil für die Längsausrichtung wäre für mich, dass man noch mehr Stuhlreihen und Sitze unterbringen kann. (Wichtig für Leute die auch Freunde haben )
    Gemeinsam schauen macht halt mehr Spaß. :zwinker2: Je nach vorhandenem Raum ist auch der Leinwandabstand größer, oder man sitzt nicht direkt hinten an der Wand.


    Die Längsmoden (axiale Moden) vom Raum, werden immer am stärksten angeregt. Es ist günstig, wenn der Raum lang ist und damit diese Moden sehr tief sind.
    Ist der Raum z.B. 8 Meter lang liegen die axialen Moden leise bei sehr tiefen 19,1HZ + 38,1 Hz. Bei einer Raumlänge von 6 Meter sind die Moden bereits 28,6 Hz + 57,2 Hz . Das kann durchaus einen Unterschied machen.


    Die Limitierung unserer Räume hängt meist von der Höhe ab. Welche Abmessungen hat Dein Kino denn jetzt endgültig bekommen ? ( L x B x H ). Ich hatte das doch jetzt nicht überlesen oder ?

  • Hi Latenight,


    bist Du wieder aus dem Urlaub zurück? Schön. Mann merkst wieder an der Anzahl der Beiträge... :zwinker2:


    Stimmt, bei Amused to Death hatte ich das auch mal. Und bei Holly Cole -Temptations. Und bei Dead can Dance - Into the Labyrinth. Und bei...Die verrückteste Abmischung war mal, als von hinten rechts was kam, Titel hatte ich mir dummerweise nicht gemerkt. :silly:


    Jein, hat indirekt schon was mit der Querorientierung zu tun, in dem ich dort eine größere Spreizung des Raums habe und dadurch besser differenzieren kann. Originär hast Du natürlich recht, ist das eine Frage der Abmischung, ich war wohl nicht präzise genug bei meiner Schilderung.


    "Quer Pro" :
    Der Vorteil der Kreisanordnung war ursprünglich auch ein Kriterium gewesen, mußte ich aber verwerfen, weil in der Praxis nicht richtig! Die äquidistanten Rearkanäle klappen n der Praxis aufgrund der akustischen Optimierung nicht. Bei Queranordnung ist der Abstand hinten immer kürzer. warum? weil man akustisch in der Raummitte aufgrund der Modenstruktur nicht gut sitzt. Empirisch ergibt sich ein Hörplatz auf ein Drittel der Raumlänge oder ggf. ein Fünftel der Raumlänge als optimal, weil modenarm.


    Theoretisch könnte man ab einer Raumgröße von ca. 100 qm eine Kreisanordnung mit Sitzposition auf einem Drittel realisieren mit gleichen Abständen. Allerdings stehen dann die vorderen Lautsprecher mehrere Meter im Raum, wodurch bei fast allen Lautsprechern eine Ankopplung an den Raum verloren geht. Der Verlust an Klangqualität ist größer als der Verlust an Feinzechnung, der durch die Verwendung von zwei verschiedenen Abständen entsteht. Heißt in der Praxis: Front+Center+Sub = 1 Abstand, Rears+Rear Back = 2. Abstand


    "Längs Pro":
    Das ist natürlich eine individuelle Priorität. Mir ist ein optimaler Hörplatz wichtiger, an dem ich abends spontan Musik genießen kann.
    Die Modenstruktur hängt alleinig von den drei Raumlängen ab. Egal, ob Du das Kind nun quer oder längs nennst. du wirst auf jeden Fall zu jeder Länge die Grundmode und deren Vielfache haben. Mir ist bewußt, daß der längste Abstand die tiefste Grundmode erzeugt. Aber im Bassbereich sind die ersten Vielfachen meist auch fast genau so kräftig. Meiner Meinung nach geht es darum, sie so gut wie möglich zu streuen und den Nachhall durch Raumakustik zu verkürzen.


    Big Daddy

  • 1.2.5 Die Raumnutzung


    Meine beiden Vorgängerräume waren reine Kinoräume, ausschließlich dem Schauen von Filmen und dem Hören von Musik gewidmet. Folglich war alles in schwarz gehalten, mit Teilflächen in Rot. Der Klassiker unter der Kinooptik sozusagen. Mein Ziel war das Nachempfinden klassischer alter Kinos. Lautsprecher und Kabel sollten möglichst verschwinden. Aber alleine durch das Ausprobieren verschiedener Lautsprecherpositionen wurde das mit der Zeit verwässert. Durch umfangreiche Integration von Raumakustik, insbesondere Diffusoren wurde die Optik noch weiter vom Kinolook entfernt.


    Der Gegenansatz ist das klassische Wohnzimmerkino. Da dies ein Wohnraum ist, stellt das Leben und Wohlfühlen den wichtigsten Wohnwert dar. Folglich dominieren helle, oft weiße, Wände, viel schallharte Flächen und viele kinofremde Einrichtungsgegenstände den Wohnraum. Raumakustik ist selten und wenn spärlich vorhanden. Aufgrund der Kompromisshaftigkeit ist der akustische Genuss oft limitiert bei unseren Hobby.


    Bei der Planung war mir schnell klar, daß ich so,eine Perle von Raum nicht final auf ein großes schwarzes Kinoloch reduzieren wollte. Unabhängig von der Frage ob denn später einmal meine Töchter genauso viel Spaß am Kino und Musikhören haben würden, wollte ich selber keinen fensterlosen Darkroom. Lieber ein Wohnzimmer ohne Kompromisse! Daher habe ich den Raum erst einmal als Wohnzimmer geplant, gleichzeitig aber bei jedem Detail überlegt, ob ich bei der Realisierung dann Nachteile in der Nutzung als Kino habe.


    Beispiel: selbstverständlich habe ich mehrere Fenster bzw. Fenstertüren mit eingeplant. Dadurch ist der Raum bei tageslicht lichtdurchflutet und zum Wohlfühlen. Um Stereo- oder Mehrkanalmusik zu hören, brauche ich keine Dunkelheit. Im Gegenteil. Ich sitze öfters entspannt im Abendlicht bei einem guten Rum oder Whiskey, schaue auf den Sonnenuntergang und höre dazu gute Musik. Gleichzeitig aber habe ich überall Schallschutzfenster mit maximaler Dämmung 49 dB (mehr gab es nicht) eingebaut und selbstverständlich elektrische Rolladen zur perfekten Verdunklung integriert. Und dabei die Rolladenkästen außen angebracht, damit der Rolladenkasten keine Schallschutzschwachstelle ist.


    Die Raumfarben sind eher gedeckt, aber nicht durchgehend dunkel. Ohne Einrichtung könnte der Raum auch als normales Wohnzimmer genutzt werden. Gleichzeitig habe ich aber darauf geachtet, daß die Leinwandseite ziemlich dunkel ist und auch die gegenüberliegende Seite. Dafür sind die entfernteren Seiten hell abgesetzt. So ist der Kompromiss auf Bildseite bzgl. Abdunklung nur geringer.


    Damit ist der Bereich Planung des Raums abgeschlossen und ich komme im nächsten Kapitel zur Planung der Technik...


    Big Daddy

  • 1.3 Die Technik
    1.3.1 Klimatechnik
    Im alten Kino hatte ich sehr schnell gemerkt, daß die Luftqualität einen entscheidenden Einfluss auf die Raumqualität hatte. Die Luft wurde nach kurzer Zeit schlecht, sowohl in Hinblick auf Sauerstoffgehalt als auch auf Temperatur. Beamer, Endstufen und ggf. volles Haus im Kino lassen Temperatur steigen und Konzentration sinken. Wenn zusätzlich mehrere Gäste da sind, ist regelmäßiges Lüften Pflicht.


    Der neue Raum hat mit dreifachem Volumen natürlich per se bessere Vorraussetzungen für langfristiges Kinovergnügen, aber auch hier setzt früher oder später schlechte Luft dem entspannten Vergnügen eine Grenze. Bzw. mit entsprechender Müdigkeit hilft es beim Einschlafen unerwünschterweise sehr.


    Daher stellte sich längere Zeit die Frage, ob ich hier nicht mit einer aktiven Lüftung Abhilfe schaffen kann. Jetzt macht es aber keinen Sinn, einerseits viel Aufwand für den Schallschutz aufzubringen, andererseits über den Schlüssellocheffekt diesen wieder aufzuheben. Eine einfache Zu- und Abluftöffnung geht also auf keinen Fall. Auch ein Ableiten der schlechten Luft in den anderen Wohnraum verbot sich a) wegen internem Schallschutz und b) wollte ich nicht die schlechte Luft ins Haus schicken. Daher habe ich Rat gesucht bei einem spezialisierten Bauingenieur. Wir haben mal ausgerechnet, wieviel Meter Schalldämpfer plus Kulisse ich benötigen würde, um einen adäquaten Schallschutz analog zur restlichen Gebäudehülle zu haben. Nur Schalldämpferlamellen wären auch nicht hilfreich gewesen, da der Schall auch quer durch die Lamellen gehen würde. Mitsamt Kulissen wäre ein giganter Kasten mit Mindestlänge vier Meter herausgekommen, eher sogar mehr. Man kann sich jetzt vorstellen, wie hübsch ein 5-6 Meter langer Blechkasten in dem Raum ausgesehen hätte. Selbst, wenn wir ihn halb gefalten angelegt hatte. Weiterhin hätte ich auch eine Begleitheizung für den Lüftungskanal benötigt, damit ich im Winter (immerhin Hauptnutzsaison) keine Zugerscheinung gehabt hätte. Also habe ich das Thema Lüftung wieder verworfen.


    Nach weiterem Überlegen habe ich daher eine andere Strategie eingeschlagen: Ich lüfte den Raum sowieso täglich und mache vor Raumnutzung kurz eine Stoßlüftung, entsprechende große Fenstertüren sind ja vorhanden. Die Luftqualität ist angesichts des großen Raums für zwei Stunden völlig hinreichend. Zusätzlich habe ich eine Klimaanlage (Splittgeräte mit Innen- und Außentruhe) von einem qualitativ hochwertigen Hersteller bezogen. Das Gerät ist extrem leise und es gibt nur einen minimalen Wanddurchtritt für die Kondensatleitung, der schallschutztechnisch beherrschbar ist. Jetzt im Sommer kann die den Raum vorkühlen bzw. automatisch auch entfeuchten ohne Zugerscheinungen und störender Lärmbelästigung.


    Für mich hat sich dieser Kompromiss als sehr zufriedenstellend herausgestellt.


    Big Daddy

  • 1.3.2 Elektrotechnik


    Da sich über die Klimatechnik keine Fragen ergeben haben, fahre ich in meinem Bericht nun fort mit dem spannenden Thema Konzeption der Elektroverbindungen...


    Das Thema ist ja leider sehr kontrovers und tendiert schnell zu heftigen Diskussionen. Es gibt ja Internet-Aktivisten, die schlicht davon ausgehen, einfach eine Steckdose nutzen, 230 V und alles gut. Den Rest wird dann schon das Netzteil machen, sonst hätte das Gerät ja keine Zulassung. Diese Meinung ist in gewissem Umfang ja sogar nachvollziehbar. Es gibt viele Anlagen, wo tatsächlich (liebend gerne mit Blindtest) nachgewiesen werden soll, daß die ganze Stromversorgung irrelevant sei, weil funktioniert und alles gleich.


    Hier muss man allerdings differenzieren, auf welchem Anspruchsniveau man sich bewegt, wie sauber die heimische Anlage schon abgestimmt ist, der Raum sauber spielt und welche Leistungsimpulse man abfordern möchte etc.. Mir ist bewußt, daß dies schnell wertend klingen kann und manche Leute dies gleich persönlich nehmen. Um daher eine Analogie zu wählen: Auch wenn beides mit Strom läuft, es käme vermutlich niemand auf die Idee der heimischen Waschmaschine gleich elektrische Anforderungen zuzuschreiben wie Geräte der Medizintechnik. Warum: Weil die Sensitivität eine ganz andere ist!


    Der gleiche Effekt macht sich auch im HighEnd-Bereich von Musik- und Kinosystemen bemerkbar. Je aufwendiger die Kette ist und je feiner differenziert diese spielt, desto stärker reagiert sie auch auf Störungen und Einflüsse.


    D.h. für mich in der Konsequenz, daß ich mir am Anfang wegen dem elektrischen Aufbau sehr wohl Gedanken machen mußte, um hier optimale Ergebnisse erzielen zu können. Es ist ja nicht so, daß einfach der Haushaltsstrom im Netzteil heruntertransformiert wird und den Platinen im Gerät übergeben wird.


    Ehe ich hier das Rad versuche erneut zu erfinden, füge ich einen Fachvortrag vor dem Verband der deutschen Tonmeister bei, der sehr anschaulich die Komplexität erleutert. Da er frei ins Netz gestellt wurde, hoffe ich dem Author nicht zu nahe zu treten. Er hat das im Gegenteil sehr gut geschrieben!

  • Wie man in dem vorgestellten Artikel sehen kann, sind für den optimalen Potentialausgleich zwischen den verschiedenen Geräten möglichst niederinduktive Leitungen sowie eine Sternverbindung ideal. Nicht so sehr die gerne zitierten (und dann heftig angegriffenen) Thesen der mit Stromschwankungen und negativ beeinflussenden Oberwellen sind entscheidend (auch wenn diese Einflüsse durchaus minimiert werden sollten). Es ist vielmehr das lokale Netzwerk aus verschiedenen Geräten untereinander bzw. die verschiedenen impulsartigen Spannungsverläufe, die das sensible Musiksignal stören.


    Damit der Potentialausgleich zwischen den Geräten möglichst gut abläuft, sollten die Musikkette möglichst nicht in einer komplexen Kette zueinander verbunden werden. Es hat sich herausgestellt, daß beim Strom eine Sternverbindung anzustreben ist.. D.h. in einer Steckdose ist eine Steckerleiste, in der alle Geräte eingesteckt sind.


    Dies funktioniert glücklicherweise in den meisten Kino- bzw. Musikräumen ganz gut aufgrund der räumlichen Nähe (bis auf dem Beamer, der meist weiter entfernt ist). Hier haben wir aber einen Nachteil von großen Räumen, die extrem lange Hifikabel erforderlich gemacht hätten. Was ja nicht gerade günstig ist. Daher bin ich bei mir einen anderen Weg der Sternverbindung gegangen und habe den Sternpunkt in der Unterverteilung. Aufgrund der langen Wege im Haus habe ich sowieso schon abgehend von Zählerkasten und Hauptverteilung eine separate Stromverbindung in den Anbau gelegt. Wichtig ist hierbei, daß entgegen anders lautenden Meinungen nicht die Last auf mehrere Phasen verteilt wird, sondern zur Vermeidung von Potentialunterschieden das ganze Musiksystem auf eine Phase kommt. Alle anderen Verbraucher (z.B. Kinderzimmer) bekommen die anderen Phasen. Ausgehend vom Knotenpunkt führen möglichst niederinduktive Leitungen zu verschiedenen Steckdosen und der verschiedenen Verbraucher (Endstufen, Beamer, Vorstufen, ...).


    Mehr dazu in der Beschreibung der Bauphase...

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