Hörbericht vom 30. Juni 2021
Vergangenen Samstag durfte ich Jochen und das SMASH besuchen. Nachdem meine Ohren sich nunmehr halbwegs regeneriert haben, komme ich nicht umhin, ein paar Worte hierzu zu verlieren. Damit es keine Mißverständnisse gibt, stelle ich vorab klar, dass ich keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Objektivität erhebe und weit von dem weg bin, was man einen Profi nennt.
Ton
Jochen hat mich sehr nett empfangen und wir haben bei Kaffee und Kuchen angefangen uns zu unterhalten. Jochen wollte wissen, wie weit meine Planungen sind und ich habe versucht, nicht wie ein kompletter Idiot auszusehen. Es ist mir nur halb gelungen. Er hat mir sein Konzept für das SMASH erläutert und seinen schön aufgeräumten Technikraum erklärt. Von wegen aktiv führe nicht zum "Türmchenbau". Der Infra hängt da im Raum wie ein Damoklesschwert und wartet darauf losgelassen zu werden. Ein Arzt hat mich mal als "Danger-Seeker" bezeichnet und so freute ich mich schon darauf, ihn in Aktion zu erleben.
Los ging es dann mit einigen Musikschnipseln in Stereo. Einen Teil kannte ich, einen Teil nicht. Den Hochtöner der Dr. Banner hatte ich ja schon bei Dieter gehört (Die SON B MK II + Forte 15), so dass ich von der tollen Auflösung nicht ganz so beeindruckt war, wie beim ersten Hören. So ist das mit der Gewöhnung. Allerdings klang es bei Jochen insgesamt homogener, noch präziser und insbesondere den Bass fand ich konturierter. Da die Dr. Banner technisch nicht so weit von dem weg ist, was ich bei Dieter gehört hatte, ist meine laienhafte Vermutung, dass dies am Raum und der perfekten Einmessung liegen sollte.
Dann durfte ich ein paar Stücke aussuchen. Ich startete gemütlich mit Dire Straits "Telegraph Road". Wunderschönes Lied mit sanfter Gitarre und ein paar Dynamikspitzen. Herrlich. Dann ein wenig Pink Floyd "Another brick in the wall I & II". Jochens Kette hat dann das Rauschen auf meiner "Toccata Fuge D-Moll" gnadenlos offenbart. Aber Orgeln sind auch gnadenlos. Im Stereo-Modus hätte untenherum noch eine halbe Oktave Platz. Aber die wird von fast keinen Lautsprechern zur Verfügung gestellt. Und in der Lautstärke sind es noch weniger. Aber das ist Meckern auf sehr hohem Niveau. Faszinierend fand ich indes, dass trotz des weit über Zimmerlautstärke liegenden Pegels auch die hohen Passagen nicht nervig wurden. Dann kam etwas gefälligeres: Bei Queen und den Eagles hatte ich mein Urteil für die Musikwiedergabe gefällt: So klingt es gut. Ich hätte bereits hier einfach stundenlang weiter hören können.
Nach einer kurzen Pause, hat mich Jochen dann in die 5.1-Konzertwelt eingeführt. Sting zeigte mir mit "Englishman in New York" was Kickbass heißt. Dann eine asiatishe Künstlerin, die ich nicht kannte und an deren Namen ich mich auch nicht mehr erinnere. Singen konnte sie indes. Dann wieder die Eagles. Kein Rauschen, homogenerer Klang. Was eine HiRes Aufnahme doch ausmacht. Auch wenn ich nicht verstanden habe, was den Abmischer der Scheibe geritten hat, das Saxophon hinter den Hörer zu platzieren. Aber das ist ja die Aufnahme und nicht die Wiedergabekette. Neben dem gleichen positiven Höreindruck aus der Stereosession, war besonders auffällig, dass ich einen klanglichen Unterschied zwischen den Kanälen nicht ausmachen konnte. Ich vermute mal, dass das nicht nur an meinem wenig geschulten Gehör liegt.
Nach einer weiteren Pause kamen wir dann zum Film. Jochens Präsentationsstückchen ist der Anfang von "Ready Player One". Dass Jochens Setup pegelfest ist, ist ja hinlänglich bekannt. Und ja, es war laut. Ich finde jedoch, dass dies nicht der entscheidende Punkt ist. Der entscheidende Punkt ist, dass das Fallen der Münzen und der Ton des Kollektors, als Wade die Münzen aufsammelt, auch bei hohem Pegel sehr präzise und klar dargestellt wird. Gut, dass man bei John Wick tatsächlich die Schüsse auf der Brust spürt, ist echt heftig. Beeindruckender fand ich jedoch die Performance bei der Anfangsszene von "The Greatest Showman". In den kurzen Pausen des Songs hörte man: Nichts. So schnell und heftig die Musik da war, so schnell war: Stille. Großartig. Schließlich durfte ich mir noch ein paar Szenen aussuchen. Um den Tief(st)bass zu testen fragte ich nach der Anfangsszene von "Edge of tomorrow". Die kannte ich bislang nur von einem Flachbildfernseher mit integriertem Lautsprecherchen. Klang tatsächlich deutlich anders. Tiefer und spürbar. Ob Jochen mir den Infrasub nicht in voller Dröhnung zumuten wollte, der Pegel nicht hoch genug war oder es mein elefantöses Gemüt war: Beklemmungen hatte ich keine. Obwohl Jochen mit LoR nichts anfangen kann, kam er meiner Bitte nach und wir legten die "Gefährten" ein. Ich finde da drei Szenen geeignet. Der Anfang mit dem Monolog der Erzählerin bis zum Tod von Sauron. Man muss spüren, wie die Druckwelle über die Armeen hinwegfegt. Und es war zu spüren. Dann zur Fähre nach Bree. Das Schreien des Nazgul ist bei hohem Pegel nur zu Ertragen, wenn es nicht klirrt. Es war zu ertragen. Und schließlich "Balins Grab". Wunderbar wie Peregrin die Überreste des Orks in den Brunnen befördert. Wie die Kette in die Tiefe schlägt, der Eimer hintendrein. Auch wenn Jochen sicher kein Freund von Ritterfilmen werden wird: Er meinte immerhin, dass ihm nicht klar war, wie anspruchsvoll der Ton bei Herr der Ringe ist. Jep, ist er. Bravourös gemeistert.
Bild
Da der Schwerpunkt unseres Termins eindeutig beim Ton lag, mache ich zum Bild wenige Worte: Passt.
Fazit
Wie lautet mein Fazit: Das beeindruckendste war für mich die Präzision der Darstellung. Dann der Kickbass. Dann der Tiefgang und dann der Pegel.
Dass Unterschiede im Setup hör- und sichtbar sind, hatte ich Im letzten Jahr bereits selbst erfahren. Vom einfachen MB-Quart Setup zu Saxx-Lautsprechern. Dann der Wechsel von einem einfachen BR-Spieler zum 9004. Schließlich vom Denon AV10SE zur Datast (danke Mike!). Bereits dadurch habe ich deutlich hör- und sichtbare Fortschritte erzielt. Der Besuch bei Jochen hat mir jedoch gezeigt, dass es Heimkino gibt und Heimkino. Und dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe.
Dir, lieber Jochen, vielen Dank für die Möglichkeit, Dich und das SMASH besuchen zu dürfen. Ich glaube, erfahren zu haben, was Heimkino sein kann. Ganz viele Anregungen und Ideen habe ich mitgenommen. Falls ich es schaffen sollte, meine Lichtspielhütte halb so gut aufzubauen, wie Dein SMASH es ist, bin ich bereits zufrieden. Und jetzt gehe ich den ersten Schritt und kaufe mir eine Tischkreissäge.
Viele Grüße
Jürgen