Surrogates (2009)
Bewertung (ich bewerte nach folgendem Schema) :
- Film: Zwischen Gut und Sehr gut
- Sound: Sehr Gut (hab auf englisch geschaut), sehr räumlich, direktionale Effekte, Bass aus den Surrounds
- Bild: Gut (Perfektionisten werden mäkeln, dass ein paar Luftaufnahmen unschärfer als die anderen Aufnahmen sind, das spielt aber für den Filmgenuss keine Rolle)
Worum gehts:
Der Film spielt in einer Zukunft, in der Surrogates existieren. Das sind eine Art Roboter, künstliche Menschen-"Hüllen", die vom echten Menschen aus ferngesteuert werden können, während der Operator (so wird der steuernde Mensch bezeichnet) zu Hause bleibt. Dabei bietet das dem Operator ein Erlebnis, als wäre er wirklich "dabei". In diesem Zukunfts-Setting geht es um den Mord am Sohn des Mannes, der die Surrogates erfunden hat, und die Aufklärung des Falls durch die Polizei.
Fazit:
Dieser Beitrag bei Bored Panda und die Tatsache, dass wir alle wegen Corona mehr Zeit zuhause verbringen, brachte mich auf die Idee, mal wieder Surrogates anzuschauen. Gesagt, getan.
Mit Bruce Willes und Rosamund Pike in den Hauptrollen sehr gut besetzt. Den Film kann man auf zwei Ebenen bewerten (das ist schon mal eine Ebene mehr, als die meisten anderen Filme zu bieten haben):
- Die Handlung als solche
- Gesellschafts- bzw. Kulturkritik
1. Die Handlung selbst fand ich OK und spannend, lies mich aber nicht vor Begeisterung jubeln. Nett an der Handlung war, dass
...es nicht um die Weltherrschaft des Industriellen ging, sondern dass dieser seine eigene Erfindung unschädlich machen wollte. Frei nach dem Motto "Die Geister, die ich rief..."
2. Die Kulturkritik
Wer den Film kennt, wird die künstliche Ästhetik aus dem oben verlinkten Bored Panda Beitrag sofort wiedererkennen: alle Surrogates sehen aus, als wären sie mit der Facetune-App "verschönert" worden. Allerdings wurde dabei der Schieberegler für den Effekt das entscheidende Stück zu weit geschoben. Dabei stammt Surrogates von 2009, also bevor Instagram 2012 an den Start ging und das, was die Menschen unter "schön" verstehen, änderte. Das Setting des Films bietet viel Raum, um Vergleiche mit der heutigen Social Media Parallelwelt anzustellen.
Jeder Zuschauer darf für sich auch die What-If Frage stellen: Was würde ich tun, wenn ich einen Surrogate zur Verfügung hätte. Würde ich einen nutzen, um meine ganz persönlichen Träume damit zu verwirklichen? Würde ich den Surrogate nutzen, wann immer es geht? Oder würde ich Surrogates ablehnen?
Nettes Detail des Films: Viele Operator sind ungepflegt und in Gammelklamotten zu Hause, während der zugehörige Surrogate als ihr "perfektes" Abbild (oder was der Operator eben dafür hält) durch die Welt läuft. Wer viel im Home Office war oder ist, wird gewisse Parallelen erkennen.
Sehr positiv fielen mir Set-Design und Kostüme auf, z.B. der knallbunte Schönheitssalon von Bruce Willis' Filmfrau und makellose Designer-Klamotten bei den Surrogates. Im Gegensatz dazu die geerdete Welt der Surrogates-Ablehner mit eher braunen Farben und Holzfällerhemden.
Der Film mag auf der Handlungsebene kein Meisterwerk sein, die zweite Ebene hebt den Film aber heraus und macht ihn sehenswert. Surrogates ist einer der Filme, die meiner Meinung nach eine bessere Wertung in der IMDB verdient hätten. Aktuell hat er dort 6,3. Der Durchschnitt aller Filme bei der IMDB liegt übrigens bei 6,8 (und nicht bei 5,5, wie man vermuten würde). D.h. alles unter 6,8 IMDB-Wertung ist eigentlich unterdurchschnittlich.