Tokyo Vice (ARD Mediathek; Original: HBO Max)
Tokyo Vice ist die in Serie verfilmte Geschichte von Jake Adelstein, der in der Serie als erster Ausländer 1999 bei der größten japanischen Tageszeitung als Reporter unterkommt (tatsächlich war das 1993). Zuständig für Verbrechen hat er nicht nur mit den für uns etwas seltsamen Gepflogenheiten der Japaner zu tun, sondern gerät auch schnell über das Tokyoter Nachtleben mit der Unterwelt, den Yakuza, in Berührung.
Ursprünglich als Film mit Daniel Radcliffe geplant, wird Adelstein in der Serie von Ansel Elgort (Baby Driver) verkörpert. Weiter spielt u.a. auch Ken Watanebe mit. Die Serie ist, eben weil sie in der Mediathek verfügbar ist, eine der wenigen Ausnahmen meines Speiseplans dahingehend, dass ich synchronisiert schaue. Die Synchronisation ist aber in allen Folgen nicht komplett. Als Stilmittel werden in japansich geführte Gespräche, manchmal auch nur Passagen darin oder nur einzelne Sätze im O-Ton belassen und untertitelt. Mitunter wechselt das anfangs sogar im Satz, so dass man immer auf der Hut sein muss. Ein Muster habe ich nach dem gestrigen Abschluss der Staffel noch nicht erkannt. Gefühlt wird hintenraus aber weniger untertitelt und entsprechend mehr synchronisiert.
Die zweite Staffel läuft derzeit in den USA und sollte im April fertig ausgestrahlt sein. Aktuell finde ich noch keine Information, wann und wo diese hierzulande zu sehen sein wird.
Für mich ist die Serie eine klare Empfehlung, zumal mich die Andersartigkeit von Japan, das Nebeneinander von Tradition und Moderne, fasziniert. Dass die Serie im Grunde vor einem Vierteiljahhundert spielt merkt man ihr nur an, wenn man sich die Handys und das Fehlen aktueller Autos vor Augen führt. Ganz ehrlich habe ich das aber erst realisiert, nachdem ich gestern ein wenig zum Hintergrud recherchiert habe.
Und der Hintergrund ist durchaus spannend. Adelstein ist nicht ganz unumstritten. In Japan ist man auf die Serie, die auf seinen Memoiren aus 2009 beruht, nicht gut zu sprechen. Das Buch selbst ist dort meines Wissens nach bis heute nicht erhältlich, so sehr stört man sich an den Innenansichten und Darstellungen des japanischen organisierten Verbrechens. Vllt. sollte man nicht zu gut recherchieren, sonst erahnt man noch was in Staffel 2 wohl noch kommen wird. Da könnte dann auch das FBI eine Rolle spielen...
Adelstein ist und bleibt aktiv als Berichterstatter und Aktivist in Bezug auf Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung (nicht nur) in Japan.