Kinobestuhulung
Die Planung umfasst bis zu zwei Reihen. Die Reihe mit dem Referenzplatz befindet sich zwischen den Surround-Lautsprechern (ca. 100-110 Grad Winkel). Es handelt sich um einen Drei-Sitzer von Sofanella. Der Modellname lautet Matera. In meinem anderen Thread (B&W CT8.2 in 27m2 Kellerkino - Lautsprecher - Heimkinoverein) habe ich diesen bereits kurz vorgestellt. Der Übersichtlichkeit halber übernehme ich die Beschreibung in Teilen und ergänze diese mit meiner Sichtweise nach ca. 18 Monaten Nutzung.
Ich habe die Sitzreihe ohne vorherigem Probesitzen, lediglich nach einem Vergleich von mehrere Stoffmuster, bestellt.
Nach ausgiebigem Probesitzen war ich direkt sehr zufrieden! Die Rückenlehne ist, wie auch schon diversen anderen Diskussion festgestellt wurde, nicht sonderlich hoch. Ich bin 1,81m groß. Wenn ich gerade sitze, ist das Kopfpolster im Nacken / am unteren Ende des Kopfes. Wenn ich die Rückenlehne flacher stelle, rutsche ich weiter in den Sitz rein, sodass mein Kopf ca. zur Hälfte auf dem Kopfpolster aufliegt. Ich empfinde es als großen Vorteil, dass die Ohren nicht abgeschirmt werden.
Ich habe die Stoffvariante bestellt. Der Stoff macht auf mich einen ordentlichen, robusten Eindruck. Die Nähte sehen alle sauber aus. Der Motor läuft sauber und ruhig. Das Einzige was ich etwas unglücklich finde, ist, dass ich pro Sitz einen separaten Stecker habe. D.h. ich muss den Dreisitzer drei Mal an den Strom anschließen, anstatt diesen in Reihe geschaltet mit einem Stecker anzuschließen. Die Ausdünstungen halten sich sehr im Rahmen.
Das Bedienfeld der Sessel ist ok. Insgesamt vier Knöpfe und ein USB Anschluss. Die Knöpfe könnten nach meinem Geschmack etwas fester im Bedienfeld eingefasst sein.
Die Polster sind ehern etwas weicher als härter. Ich finde die Härte angenehm. Der Rücken wird gut gestützt.
Nach 18 Monaten würde ich meine Einschätzung weiterhin unterschreiben. Der Referenzplatz wurde deutlich häufiger genutzt als die anderen beiden Plätze. Die Polsterhärte hat jedoch nicht merklich zu diesen nachgelassen. Der Stoff weist keine Abnutzungsspuren auf. Die Motoren laufen sauber, ruhig und zuverlässig. Die Knöpfe sitzen noch alle in ihren Fassungen. Die USB Ports benutze ich eigentlich nie, sie haben bisher in den wenigen Fällen aber immer ihren Dienst getan. Ich würde die Sitzreihe nicht für Personen empfehlen, die deutlich größer als 1,80m sind. Bei 1,90m und mehr dürfte die Kopfstütze zu weit unten sein.
Hier kommen noch ein paar Bilder, um einen besseren Eindruck zu bekommen:
Der Stoff ist nicht abnehmbar. Ich habe aktuell als Übergangslösung, bis ich mir Bezüge schneidern lasen kann, Kissenbezüge auf die Kopfstützen gezogen.
Sollte ich irgendwann den Drang zur Erweiterung der Sitzgelegenheiten verspüren, werde ich hinter dem Dreisitzer ein kleines Podest bauen und einen Zweisitzer draufstellen.
Bisherige Anpassungen / Modifikationen
Wie aus den [noch aufzunehmenden] REW-Messungen zu entnehmen, haben Absorber, Teppichboden und Bestuhulung die Nachhallzeit deutlich reduziert. Um diese nicht weiter absacken zu lassen, habe ich mich gegen die Verwendung von weiterem Absorptionsmaterial entschieden. D.h. dass ich die hinteren Reflektionspunkte (Surround L/R) unbehandelt gelassen habe (weiße Markierung an der Wand auf oberen Bildern). Ferner habe ich das Deckenfries nicht mit Basotect gedämmt.
Ein erster Versuch mit Diffusoren, insgesamt drei Stück (100x50cm), welche ich an der hinteren Holzkonstruktion (Surround Back Left / Right) mittig platziert hatte, hatte für mich keinen hörbaren Mehrwert geliefert.
Um dem Hochton weniger stark zu bedämpfen, habe ich dünne Holzplatten in die seitlichen Holzkonstruktionen (Surround Left / Right) vor die Dämmung jeweils eingebracht. Auf Ohrhöhe habe ich davon abgesehen, um akustische Reflektionen zu vermeiden. Subjektiv hat das etwas mehr Hochton gebracht.
Vor kurzem habe ich die Würfel aus Dämmmaterial, bis auf einen Streifen (ca. 30 x 45cm) auf Ohrhöhe, aus den seitlichen Holzkonstruktionen rausgenommen. Ich meine, dass dies ebenfalls dem Klangbild zuträglich war.
Offene Punkte
Hier komme noch ein paar offene Punkte, die ich in der Zukunft mal angehen möchte (Stand Januar 2021):
- Beamerkalibrierung: Ich betreibe den JVC DLA N5 weitestgehend auf Standardsettings und bin mit dem Bild sehr zufrieden. Wahrscheinlich gibt es aber einige Optimierungsmöglichkeiten (Einstellungen, Presets) die man vornehmen könnte. Hier fehlt mir noch der nötige Einblick.
- Abstimmung des Arcam AVR 390 / DIRAC: Wenngleich das Filmeschauen auch in akustischer Hinsicht sehr viel Spaß macht, gibt es sicherlich noch einiges an der Einmessung zu optimieren. Eine der Baustellen ist die Anbindung des SBAs an die L/C/R Lautsprecher. Ich muss schon etwas an Pegel auf die Subwoofer geben, damit sich diese von den L / C / R Lautsprechern, welche Fullrange laufen, lösen. Damit meine ich, dass die tieferen Frequenzen wahrnehmbarer werden.
- Akustik: Evtl. würden weitere akustische Maßnahmen (Skyline Diffusoren im hinterem Deckenbereich, Diffusoren an Erstreflektionspunkten Surround Back Left / Right) weitere akustische Vorteile bringen. Hierbei habe ich allerdings noch keinen Eindruck gewinnen können, was wieviel bringt bzw. was in welchem Maße sinnvoll ist.
- Beim Gegenlesen meines Berichtes ist mir der weiße Heizkörper im Technikbereich direkt ins Auge gesprungen, den ich vor Ort nicht als störend wahrgenommen habe. Ich werde hierfür ein Holzgestellt bauen und dieses mit dunklem Stoff überziehen. Da ich die Heizung nicht benutze und ein kühles Klima beim Filmeschauen vorziehe, ist dieser dann gut versteckt und stört die Optik nicht mehr.
Abschließende Worte
Ich habe mir mit dem Bau des Heimkinos einen länger gehegten Wunsch erfüllt. Es sind unzählige Stunden in die Planung, Komponentensuche, den Bau, und in die Abstimmung geflossen. Insbesondere dank euch habe ich sehr viele Ideen und Tipps für die Umsetzung bekommen. Man wird aber auch etwas "versaut" Versaut mit Blick auf den Anspruch, mit welchem man Filme schauen möchte. Es macht sehr viel Spaß, Filme in einer solchen Umgebung zu schauen. Es war eine gute Erfahrung, sich auf neue Themenfelder (Akustik, LS-bau, Kinobau) einzulassen und dem normalen Arbeitstrott (am Schreibtisch) ein Gegengewicht zu bieten. Ich habe aber definitiv den zeitlichen Aufwand unterschätzt. Teilweise hatte ich, bei den diversen job- und familiärbedingten Pausen, das Gefühl, dass ich nicht an einem Heimkino sondern am Berliner Flughafen baue. Es war nicht immer ganz leicht, alles unter einen Hut zu bekommen. Würde ich es wieder machen? Na klar!
Mit diesem Prolog daher ab in die Fragen, die ich mir 2017 stellte, bevor alles los ging.
1) Einbau über Heimkino-Installer vs. Selbstbau. Die hohen Kosten eines HK-Installer schrecken mich etwas ab, aber mangels Erfahrungswerte (Baffle Wall, Einmessung, Kalibrierung) werde ich ggf. nicht drum rum kommen. Ist jemand über einen Installer gegangen?
--> Ich würde auch mein nächstes Heimkino, wenn es die Zeit zulässt, selbst bauen. Es fordert fachlich und handwerklich und macht Spaß, wenn man nicht gerade Dämmwolle verarbeiten darf . Außerdem war ich flexibel in der Auswahl meiner Komponenten. Insbesondere mit Blick auf gebrauchte Komponenten konnte sich einiges an Geld sparen lassen. Wenn der zeitliche Rahmen knapp ist und das Finanzielle es zulässt, würde ich aber auch durchaus über die Planung und den Bau des Heimkinos durch einen Experten nachdenken (ohne Komponenten).
2) Der Raum wird restlichtoptimiert. Ich frage mich, ob ich dadurch auf eine Maskierung der Leinwand verzichten kann.
--> Mir bringt die Maskierung auf jeden Fall einen Mehrwert, auch wenn der Raum sehr dunkel ist. Könnte ich aber auch darauf verzichten? Ja.
3) Ich denke, dass die Raumgeometrie kein 7.X Set zulässt, es sei denn ich platziere neben der Sitzgelegenheit zusätzlich Dipole. Ich bin allerdings unsicher, ob Dipole und Direktstrahler harmonieren würden zumal es aus der B&W CT Serie keine Dipole gibt.
--> Ich denke, dass meine Anordnung gut funktioniert. Ich vermisse auch nicht die Dipol-Charakteristik der Surround-Lautsprecher, die ich vorher hatte (Teufel System 8). Das Surround-Klangbild ist für mich direkter und weniger diffus. Insbesondere bei Konzert-DVDs / Blu Rays (z.B. Jean Michel Jarré in der verbotenen Stadt) oder auch gut abgemischten Filmen macht das Spaß.
4) Akustik: Bei Betrachtung diverserer Heimkinos scheinen die Akustikelemente einem gewissen Schema zu folgen, ist es ausreichend sich daran zu orientieren oder ist ein Akustiker eine sinnvolle und wichtige Investition?
--> Ich dachte damals, dass es ausreicht, vorne links und rechts drei Absorber aufzuhängen und das Ganze hinten im Raum zu wiederholen. Betreffend (Erst)Reflektionspunkten, Nachhallzeiten, Diffusion etc. hatte ich damals kein nennenswertes Verständnis. Es ist sinnvoll und für ein gutes Ergebnis notwendig in die Grundlagen der Akustik zu gehen und sich Gedanken über Aufstellwinkel der Lautsprecher und akustische Maßnahmen zu machen. Ich habe viel rumexperimentiert, insb. mit den L und R Frontlautsprechern (in Baffle Wall, nach vorne gezogen, eingedreht etc.) und natürlich auch gemessen (REW).
Fühle ich mich jetzt so, dass ich alles verstanden habe? Nein. Es gibt immer noch viele Threads, die ich hier staunend mitlese und merke, wie viel es noch zu lernen gibt. Auf diesem Weg auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank für die Diskussionen, die kritischen Anmerkungen und den tollen Umgang