Frequenzgangmessungen im "MiaMar", Part II

  • Oder die Geschichte des verlorenen Basses




    Hallo zusammen,


    ich habe das Gefühl, daß das Thema „Messen“ insbesondere hier im Forum zunehmend an Bedeutung gewinnt.
    Und nachdem auch ich mittlerweile seit ein paar Wochen eifrig am „Mess-Erfahrungen-Sammeln“ bin, möchte ich Euch nun nicht länger die bisherigen Ergebnisse und Entwicklungen vorenthalten.
    Vielleicht kann der eine oder andere ja etwas für sich herausziehen oder sonst was auch immer damit machen… :big_smile:


    Was bisher geschah:
    Kurz gesagt: Anfang Januar kam Andi „Latenight“ zu mir nach Hause, klaute meinen Bass und verschwand wieder… Das wollte und konnte ich mir nicht gefallen lassen !


    Nein, ernsthaft… Andi war damals bei mir, um mein Kino zu vermessen. Leider reichte die Zeit aber nicht aus und so passten wir die Subwoofer- Einstellungen, wie ich finde, etwas zu…hm…überhastet, pauschal, oberflächlich ?... an.
    Darüberhinaus experimentierten wir kurz vor Schluß noch mit diversen Sitzabständen und fanden quasi „last minute“ heraus, daß sich die Frequenzgangcharakteristik bei Verschieben des Sitzplatzes um nur wenige Zentimeter nach vorn erheblich veränderte=verbesserte.
    Jetzt war meine Begierde geweckt…DAS wollte ich nun genauer wissen… :dribble:
    Und…wie schon erwähnt…Ich wollte (m)einen Bass zurück ( oder zumindest versuchen, ob er nicht vielleicht zumindest ein wenig zu mir zurückkommen konnte).
    Um es vorweg zu nehmen: Oder nein, ich nehme es doch nicht vorweg, der Spannungsbogen soll doch schließlich erhalten bleiben… :D


    So stellte sich die Frage nach dem geeigneten Equipment…
    Letztendlich entschied ich mich für ein Messmikro von Behringer ( ECM-8000 ) sowie ein USB Audio Interface ( M-Audio Fast Track MKII ) als Soundkarte.
    Das Mikro wurde von Hifi-Selbstbau kalibriert. Wen das USB Audio Interface interessiert, findet HIER ein paar mehr Details.
    Als Software dient mir momentan REW, ich werde demnächst aber noch einmal versuchen, das Ganze mit ATB zu plausibilisieren.


    Dann war es endlich soweit: Die ersten Messungen…


    Als Allererstes ging es mir darum, herauszufinden, wo ich denn in Zukunft sitzen würde – So wie heute in ca. 3,70m Entfernung zum Center ( ca. 4,30m von der LW ) oder vielleicht sogar näher. Andi hatte mir die Vorteile bereits schmackhaft gemacht: Aussicht auf ein größeres Bild, ein „Näher-im-Geschehen-sitzen“, der Platz für eine eventuelle zweite Sitzreihe irgendwann… Der große Nachteil war allerdings, daß ein Vorziehen des Sitzplatzes SCHON WIEDER bauliche Veränderungen zur Folge gehabt hätte -> Als logische Konsequenz müssten ja auch die seitlichen Surrounds mit nach vorn versetzt werden, d.h. Wieder Molton runter, den linken LS sogar in die Schräge einarbeiten… Ach Du Sch…nein…Das wollte ich nicht wirklich…


    Hier mal die Vergleichsmessungen 3,70m (blau) vs. 3,00m (rot) – Modus: PLIIMovie, Messungen REW, 1/3-Glättung:


    Ich denke, hier kann man deutlich den Unterschied sehen. Die Überhöhung bei 30Hz ist zwar quasi unverändert, die Senken im Bereich 50-80Hz allerdings sehen deutlich gesünder aus. Von den Verbesserungen bei den höheren Frequenzen ganz zu schweigen…
    Mist…also wohl doch Umbau… Um sicherzugehen, mal noch die Vergleichsmessung im Stereo-Modus:



    Wo ist die Bohrmaschine und das restliche Werkzeug ??? :D


    Nun würden es also 3m Abstand sein…3m…hmm…Andi hatte doch irgendwas von „Stereo-Dreick“ erzählt ?...Wie weit standen eigentlich meine Front-LS auseinander ?…ca. 2,50m in Leinwandbreite …Abstand zur Wand wäre jeweils noch vorhanden…hmmm…Das könnte doch…


    Gedacht, getan, wieder Vergleichsmessungen vorgenommen, einmal mit den Front-LS in Leinwandbreite (rot), einmal in Bühnenbreite (grün), wieder Stereo, 1/3 Glättung:



    Vom reinen Frequenzgang nicht wirklich eine Verbesserung, die kleine Überhöhung zwischen 100-200Hz, wohl begründet durch die wandnähere Aufstellung, eher störend. Also mal hören…Das Ergebnis überraschte mich -> Die Klangbühne war deutlich breiter und offener. Cool !!!
    Sch… auf den Frequenzgang auf dem Papier, das gefiel mir viel besser !!!


    Die nächsten Tage verbrachte ich damit, den „„MiaMar“-Umbau, die gefühlte 18.“ vorzunehmen. ( Ich HASSE handwerkliche Arbeiten !!!!!! )


    Wie es danach weiterging und ob die Geschichte des verlorenen ( aber eigentlich ja eher gestohlenen :choler: ) Basses gut ausgeht, erfahrt Ihr demnächst hier…

  • Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Das hast Du ja wirklich nett geschrieben.
    Ich mußte beim lesen schmunzeln. :ah:
    Von einem geklauten Bass kann ich auf Deinen Messgrafen aber nichts erkennen.
    Schon eher was von fehlenden Höhen. So schlimm hatte ich das nicht in Erinnerung.


    Da mußte ich gleich mal meine alten Messungen rauskramen. Hier die Messungen von mir an den beiden verschiedenen Standpunkten.



    Puh, nochmal Glück gehabt, der Hochtonbereich fällt nicht so stark ab. Die 5dB überhalb von 10 K sind nicht schlimm. Insgesamt ist die Messung etwas ausgewogener.
    Die rote Linie zeigt die Messung etwa 50 cm weiter vorne und somit näher in der Mitte des Raumes. Der Bass ist hier auch sichtbar weniger. Meine Messungen habe ich aber eher im Stereomodus oder PLII Musik gemacht haben, darum ist der Frequenzgang im Bass etwas flacher und neutraler. Hast Du das Mikro bei den Messungen auf den Hochtöner des jeweiligen Lautsprechers ausgerichte ? Der Frequenzgang sollte über 5K nicht so in den Keller gehen.


    Na da bin ich ja gespannt, wie viel Bass der Mario zum glücklich sein braucht. :rofl:
    In jedem Fall bist Du auf dem richtigen Weg !


    Gruß Andi


    PS. Wenn Du Stereomessungen machst, solltest Du den linken und rechten Kanal getrennt messen. Mikro auf den jeweiligen Lautsprecher ausrichten. Anschließend kannst Du beide Kanäle mit Average mitteln oder sie getrennt und einzeln darstellen.

  • Von einem geklauten Bass kann ich auf Deinen Messgrafen aber nichts erkennen.


    Hi Andi,


    zugegeben, die Geschichte hat ein paar Logiklücken... Na und ?
    Letztendlich geht es doch nur um eines -> Wie heißt es schon in "MI2": "Jede Geschichte braucht einen Schurken und einen Chelden" :huh: . Diese zwei Gestalten galt es in meiner Geschichte klar zuzuordnen -> Der Schurke ( Du :hell_boy: ) und der Cheld (ich :D )


    :rofl: :rofl: :rofl:


    Du hast das natürlich richtig beobachtet. Tatsächlich hatte ich den Bass wie ja auch schon gebeichtet wieder korrigiert. Diese Messgraphen hier spiegeln den letzten (aktiven) Stand wieder.


    Das mit den Höhen habe ich auch registriert. Zuerst dachte ich, das liegt (mit) an der Mikro-Kalibrierung: Wie schon an anderer Stelle berichtet, wurde mein Mikro ja nur mit der 0°-, aber nicht mit der 90° Kalibrierung ausgestattet. Es heißt, daß sich beide Arten durch mehr oder weniger starke Frequenzgangunterschiede ab 5-10k unterscheiden...Allerdings ist die 0° Kalibrierung wohl die "Lautere", was heißt, daß die Höhen dann deutlich lauter dargestellt sein müssten und nicht leiser...
    Das Mikro war bei allen Messungen starr nach vorn auf den Center ausgerichtet.
    Das mit dem jeweiligen Ausrichten muss ich mal probieren.
    Bei PLIIMovie bzw. Musik muss das Mikro aber nach vorn zum Center, oder ?


    vielen Dank und Grüße
    Mario

  • Zitat

    Du hast das natürlich richtig beobachtet. Tatsächlich hatte ich den Bass wie ja auch schon gebeichtet wieder korrigiert.


    Ich verstehe, dann ist der Bass also jetzt wieder richtig eingestellt. :mad::zwinker2: :rofl:


    Zitat

    Wie schon an anderer Stelle berichtet, wurde mein Mikro ja nur mit der 0°-, aber nicht mit der 90° Kalibrierung ausgestattet.


    Wenn Du das File mit 0 Grad zum messen verwendest, solltest Du das Mikro bei messen, wie bereits an anderes Stelle geschrieben, auf den Lautsprecher ausrichten. Wenn Du das nicht machst, fällt der Hochtonbereich früher nach unten ab.
    Bei Mehrkanalmessungen wo der Center mitläuft, würde ich das Mikro dann auf den Center ausrichten. Generell ist das messen der einzelenen Knaläe aber besser.
    Mehrere Kanaläe brauchst Du nur zum einstellen der Laufzeit und Phase.



    Gruß Andi

  • Dann will ich mal weitermachen…


    Ich saß nun also weiter vorn, die Surrounds waren versetzt.

    Jetzt wollte ich mich endlich dem eigentlichen Ziel widmen -> dem Bass.


    Die Bestandaufnahme sah so aus: Messung beide Subs, 1/6 Glättung , alle Equalizer am AV natürlich auf „0“



    Wie erwartet sah das Resultat eher bescheiden aus. Die fette Mode bei 30Hz hatte ich ja schon immer wahrgenommen, nun hatte ich sie auch schriftlich…
    Vielleicht konnte mir ja ein Equalizer helfen.Auf der Suche nach dem für mich optimalem Gerät landete ich letztendlich beim Behringer FBQ-2496, den ich glücklicherweise einigermaßen günstig bei eBay ersteigern konnte. Kaum eingetroffen, wurden sofort die ersten Experimente gemacht:



    Das sah ja mal gut aus !!! Mal sehen, ob es sich auch so anhörte. Also Bluray ( Avatar: Baum-Szene ) rein und getestet. Ok…kein Dröhnen, definitiv :-) , aber auch kein „Druck“ mehr :-( …Hm…vielleicht die Subs etwas lauter…Tja, ich weiß nicht…“Druck“ ist etwas anderes…So einfach war es also nicht…


    Also musste wieder Internet-Recherche betrieben werden. Irgendwo las ich ( ich glaube wortwörtlich in etwa so ), daß „man die Filter im Bereich unter 40Hz auch abschwächen könnte, wenn es mehr drücken soll“. „Mehr drücken“ ??? Cool… In diesem Zusammenhang stieß ich übrigens auch auf den Begriff „Housecurve“. Dazu aber gleich mehr...


    Zunächst einmal musste ich Ungeduldiger aber natürlich erst einmal sofort probieren. Noch einmal REW rechnen lassen, die Filter unter 40Hz dann im Gain-Bereich, ich glaube um die 2db heraufgesetzt. Das kam dabei heraus:



    Ok, mal sehen, wie das nun klang…Wieder die Avatar Bluray…wieder die Baumszene…Besser...Die Subs noch eine Idee lauter...Viiiieeeellll besser…Ich glaube, ich nähere mich dem Ziel…


    Das Ergebnis und derzeitige Stand der Dinge im "MiaMar" ( natürlich die rote Kurve :big_smile: )- PLIIMovie , 1/6 Glättung:



    Jetzt wollte ich noch wissen, was genau es mit dieser „Housecurve“ auf sich hat. Im HomeTheatershack.com Forum fand ich einen interessanten Artikel. Ich will mal versuchen, sehr vereinfacht zu beschreiben, um was es geht bzw. wie ich es verstanden habe ( Berichtigungen sind zwar nicht willkommen, aber dennoch erlaubt… :choler: :big_smile: ):
    Dort wird vom selben Problem berichtet, wie ich es hatte -> Die theoretisch optimale Kurve entsprach nicht dem praktisch Gefühltem/Gewolltem.
    Der gesamte Bassbereich sollte eigentlich gleichmäßig laut erscheinen. In der Praxis ist es aber so, daß ein niederfrequenter Ton ( z.B. 30Hz ) bei gleicher Master-Lautstärke leiser wahrgenommen wird als ein höherfrequenter ( z.B. 100Hz ) Ton.
    Bei einer flach errechneten Kurve des Equalizers bedeutet das nun, daß die tieferen Frequenzen eigentlich zu leise klingen bzw. wahrgenommen werden. Dementsprechend müssen diese tieferen Frequenzen manuell angehoben werden, um das gefühlte Niveau der höheren Töne zu erreichen.
    Das ist plausibel, oder ?
    In diesem Artikel wird auch detailliert beschrieben, wie man hier genau vorgehen kann. REW bietet in den Einstellungen zusätzlich die Möglichkeit, eine „persönliche“ Housecurve zu erstellen, die dann als Zielkurve bei den Equalizerberechnungen herangezogen werden kann.

    Meine manuellen Schnellschuß-Einstellungen bedeuteten im Endeffekt übrigens die im Beitrag pauschalisierte 6db-Kurve. Das war Zufall. Ich werde das in den nächsten Tagen aber einmal genauer verfolgen und diesen „Test“ bei mir machen.


    Grundsätzlich lässt sich sagen, daß das "Prinzip Housecurve“ für mich das Richtige zu sein scheint. Mal sehen, inwieweit und ob ich noch weiterhin optimieren kann.
    Bei Interesse halte ich Euch darüber auf dem Laufenden !


    viele Grüße
    Mario

  • Hi Mario


    ich bin beeindruckt. Die grüne Linie hast Du hinbekommen. Mit Deinem Höreindruck bist Du nicht alleine. So geht es vielen, die zum ersten mal einen Bass ohne Moden hören. Ich würde an Deiner Stelle die Mode bei 30 Hz etwas mehr zulassen ( +10dB). Dieser Bs liegt kaum im Hörbaren Bereich. Er kommt bei Musik nur seh selten vor. Bei Effektem im Film drückt er aber ganz ordentlich. Die Subwoofer kannst Du dann insgesamt etwas lauter stellen.
    Unterhalb 100 Hz dürfen es im Kino auch gerne die von Dir erwähnten + 6 dB sein, wenn Du Spaß daran hast.


    Mit der Housecurve bist Du auf dem richtigen Weg. Hier habe ich zu dem Thema ein bischen was geschrieben und einige >>> Housecurves abgebildet.


    Vielleicht ist ja eine nützliche Info für Dich dabei dabei. Du kannst mit REW die Filter automatisch berechnen lassen. Aber das hast Du sicher schon herausgefunden !?


    Ich würde die gemittelte Messung zu Korrektur heranziehen. Dazu werden mehrer Messungen rund um den Sitzplatz gemacht und mit Average gemittelt. Hier habe ich das für >> REW beschrieben


    Ich nerve Dich doch nicht etwa schon ?:big_smile:


    Gruß Andi

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