Die Truman Show

  • Film: 8,5/10 - die Empörung, nein, das Entsetzen war groß Ende der 90er. Wie konnte Peter Weir für sein Drama bloß das Gummigesicht Jim Carrey als Hauptrolle besetzen? Nun, nachdem er Carrey in Ace Ventura gesehen hatte und ihn dessen Performance an Charles Chaplin erinnerte, konnte Weir. Genau so sollte Truman Burbank sein, der Star einer Fernsehshow - ohne es zu wissen. Kurz vor dem 30sten Geburtstag des sympathisch-naiven Verkäufers - die Show ist seit über 10.000 Tagen 24h täglich live auf Sendung - häufen sich seltsame Vorfälle, so dass Truman schließlich versucht aus seinem Heimatdorf zu flüchten.

    Für seinen Wechsel aus dem Comedyfach nahm Carrey eine erheblich kleinere Gage als für ihn üblich in Kauf und tatsächlich trägt er seine Figur mühelos durch die rund 100 Minuten. Nicht nur improvisierte er sich derart durch die heiteren Szenen dass Weir ihn - nach ein paar Anlaufschwierigkeiten mit Carrey - häufig einfach machen ließ. Vor allem sind es zwischen all den komischen Szenen hier und da auch leise und bisweilen traurige Töne, die ihn an des Zuschauers Herz wachsen lässt. Kein Wunder, dass die Zuschauer im Film vor den Fernsehschirmen genau wie die echten Zuschauern im (Heim ;) )-kino schließlich mit dem wild entschlossenen Carrey mitfiebern. Ganz anders Laury Linney, Trumans Frau Meryl. Die hatte sich von Sears Katalogen aus den 50ern inspirieren lassen um ins angestrebte Setting zu passen und wirkt in einem Großteil ihrer Szenen so künstlich, dass man beim Hinsehen Zahnschmerzen bekommt - einfach großartig. Neben ein paar anderen bekannten Gesichtern muss schließlich noch Ed Harris genannt werden, der mindestens zum Zeitpunkt der Truman Show ständig in Nebenrollen, nie aber in Hauptrollen auftauchte - beispielsweise als er zwei Jahre vorher "The Rock" besetzt hielt. Ist sein "Christof" anfangs wenig zu sehen, bekommt er im Schlussakt reichlich Screentime und spielt so wunderbar gemein, dass man sich als Zuschauer herrlich darüber aufregen kann. Eine Oscarnominierung (wie auch für Weir und das Drehbuch von Andrew Niccol) und u.a BAFTAs für die gleichen drei Personen waren der Lohn dafür.


    Bild: 9/10 - Paramount hat sich zum 25jährigen Jubiläum wie so häufig nicht lumpen lassen und einen neuen 4K Scan für die UHD anfertigen lassen. Und der sieht schlicht und einfach Bombe aus! Nur ein paar wenige Effekt-Shots sind etwas weicher. Der Großteil sieht, dank analoger Quelle und dazu sehr ordentlich von Peter Biziou gefilmt, sahnemäßig aus. Einzig HDR ist ja leider häufig nicht Paramounts Ding und so fehlen auch - trotz einiger prädestinierter Einstellungen - die ganz hellen Spitzlichter in Seahaven.

    Sieht man davon ab ist das 16:9 Bild eine wahre Wonne, übrigens nicht das ursprüngliche Format, da Weir in 4:3 filmen ließ um dem ganzen einen deutlicheren TV Show Anstrich zu verpassen. Gecroppt wurde erst nachträglich für Kino und (UHD) Bluray.

    Farben toll, Laufruhe top, ganz feines und meist sehr unauffälliges Korn, Nachtaufnahmen relativ gut im Griff - ein schönes Bild. Schaut man etwas "hinter" das Bild müssen einem die vielen Product Placements ins Auge fallen, plakativ in den grell ausgeleuchteten Innenräumen in Szene gesetzt. Da es keine Werbeblöcke in der Truman Show gab, konnte der geneigte Zuschauer alles aus der Show kaufen, von der Kleidung bis zu den Häusern, und so ließ Weir das ganze auch bisweilen sehr plakativ filmen. Ich hatte seinerzeit nur die DVD, an die ich mich nicht erinnern kann. Die BluRay (erstaunlicherweiuse auch die beigelegte übrigens) sieht im Vergleich ziemlich furchtbar aus - ein Quantensprung.

    Schließen möchte ich mit dem Geniestreich, Truman am Ende eine Treppe hinauflaufen zu lassen. Optisch wie metaphorisch ganz großes Kino!


    Ton: 7/10 (englisch TrueHD) - es spricht meist für den Film, dass einem erst zur Halbzeit auffällt wenn es rundrum relativ ruhig ist und der Mix eher frontlastig daherkommt. Andererseits wird es auch in der zweiten Hälfte etwas lebhafter und die Geräusche kommen häufiger mal nicht von vorne. Davon ab eine sehr saubere Tonspur mit einer - für diese Art Film - ziemlich guten Dynamik, die hin und wieder etwas fester zupackt. Der bekannte Score im klassischen Spät-90er Gewand kommt blitzsauber aus den Schallwandlern, die (rechtefreien, da für den TV-Sender im Film billiger) klassischen Stücke wie Mozarts bekanntes Rondo nerven direkt beim zweiten Mal fürchterlich dass es eine Freude ist.

    Da gibt es nix zu beanstanden, eine sehr solide Tonspur.


    Sollte jemand diesen Film tatsächlich nicht kennen, sollte das nachgeholt werden. Ein erneutes Beispiel dafür, wie wunderbar kurzweilig Filme unter zwei Stunden sind; es gibt einfach keine Längen. Charaktere sind schnell eingeführt und vieles (wie die Erklärung für die verschiedenen Kameras oder die Livemusik aus dem Studio) wird elegant nebenbei erledigt. Damals wusste Hollywood noch um den Grundsatz "show, don't tell". Und schon gar nicht "tell ten times" ... Als ich Free Guy gesehen habe, war ich doch stark an Truman erinnert, da die Grundidee ähnlich ist (na gut, von Wreck it Ralph auch, aber das mal beiseite). Die Truman Show ist, obwohl ich den Anarchospaß con Shawn Levy auch mag, aber wirklich ein anderer Schnack - ein wirklich guter Film, der mich auch nach dem Abspann noch hat sitzen lassen. Passiert nicht mehr so oft ...

  • Einer meiner All Time Favs. Danke für die ausführliche Bewertung. Muss ich mir wohl auch Gedanken über die UHD oder zumindest über den Apple 4K Stream machen. Der Film darf natürlich auch nicht in der Vorraumgestalltung fehlen :)


  • Einer meiner All Time Favs. Danke für die ausführliche Bewertung. Muss ich mir wohl auch Gedanken über die UHD oder zumindest über den Apple 4K Stream machen. Der Film darf natürlich auch nicht in der Vorraumgestalltung fehlen :)

    Ja definitiv. Hast Du Dir den eingefügten Caps-A-Holic Link angeschaut? Das ist wirklich ein extremer Unterscheid. Auch die Laufruhe ist ungleich besser, die Farben viel besser, Lichter überreißen nicht (Himmel beispielsweise). Das ist 'n Riesenunterschied.

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