Das Lehrerzimmer (TV, Prime Video, OV)
Die idealistische und frisch ausgebildete Frau Nowak wird als Lehrerin an einem Gymnasium schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Da in der Schule ständig Geld gestohlen wird, macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Dieb. Schnell eskaliert die Sache derart, dass ein großer Konflikt zwischen Kollegium, Schülern und Eltern entbrennt.
Der deutsche Oscarbeitrag kann auf verschiedene Arten gelesen werden. Zuerst ist er eine klassische und sehr spannende Who-done-it-Geschichte. Zweitens zeigt er auf recht realistische Weise den Wahnsinn, dem sich Lehrer täglich ausgesetzt sehen. Und drittens ist er auch eine deutliche Allegorie auf die allgemeinen Entwicklungen in der Gesellschaft. Es wird gezeigt welche Eigendynamik Gerüchte und Halbwahrheiten in Gang setzen können, wenn Fakten außer Acht gelassen oder nicht kundgetan werden. Dazu muss der Handlungsverlauf etwas zu sehr konstruiert werden, sodass die Logik etwas auf der Strecke bleibt. Auf das artsy-fartsy 4:3-Format hätte ich gerne verzichtet, hat der Film echt nicht nötig.
Ein würdiger Oscarkandidat in dem vor allem Leonie Benesch brillieren darf. Für die Auszeichnung dürfte es aber nicht reichen. Angehende Lehrer dürften sich nach Sichtung dieses Filmes beruflich vielleicht doch noch umorientieren.
8/10