• Harry Brown


    FSK 16, 97 min


    Aloha,


    bei der Zweitsichtung dachte ich nach 13 Jahren vor allem: Ich verstehe Harry Brown, wie die Wut in ihm aufkommt, weil auf der Straße immer mehr die die Oberhand gewinnen, die sich nehmen, was sie möchten, ohne dabei auch nur ansatzweise gebildet zu sein. Diese Ohnmacht stellt der Streifen sehr gut dar, die auch in Deutschland immer öfter anzutreffen ist und in Zukunft weiter zunehmen wird. Auch in meiner Heimatstadt gibt es solche Orte, die immer mehr verkommen, auch wenn viele ihre Augen verschließen und wo die staatliche Gewalt, das angebliche Gewaltmonopol, nahezu nichts mehr ausrichten kann oder auch will, weil dann unangenehme Wahrheiten angesprochen werden müssten, die man lieber totschweigt.



    So, hier ist nun meine Rezi aus dem Jahre 2010:


    Ich sah diesen Film gestern und er verführte mich insofern, dass ich heute noch mal eine Kritik schreiben möchte. Ich las im Vorfeld ein paar Einschätzungen von Dritten, um zu eruieren, wie denn der Film sein mag. Was mich im Nachhinein verwundert, irgendwer schrieb „ein Film, der sicher bald verboten wird!“, also, das kann ich nicht nachvollziehen. Der Film ist nur FSK 16, was durchaus gewagt erscheint, aber sicher wird er niemals verboten werden. Das Thema dürfte auch viele Leute in Deutschland interessieren: Jugendbanden, die sich mit Drogenschmuggel und Waffenverkauf über Wasser halten und nebenher, oder eigentlich hauptsächlich, Leute auf der Straße [hier: vor allem in einem kleinen Park und einer Fußgängerunterführung in einem Wohnviertel] tyrannisieren und anpöbeln. Der Film zeichnet ein sehr dunkles, extremes Bild, aber sicher eines, welches hier und da anzutreffen ist. Die kleineren Wahrheiten sind aber sicher überall existent, die Angst der Bürger vor der Gewalt solcher Banden, die einschüchtert und tatenlos macht – auch teilweise seitens der Polizei, was das Frustpotential der Bürger noch weiter überhöht.


    Harry Brown ist solch ein Bürger, der zunächst jeden zum Gang zur Polizei überreden will – weg von der Selbstjustiz, bis eines Tages sein einziger Freund auf bestialische Weise von der benachbarten Bande ermordet wird. Da er zuvor schon seine Frau verlor, hat er keine Skrupel mehr, in seinem recht sinnentleerten Leben selbst aktiv zu werden, egal, ob es ihn in Gefahr bringt. Michael Caine spielt diesen alten Ex-Marine [von einer Polizeieinheit wie o. g. wird nicht gesprochen] großartig, auch wenn man sich zuweilen fragt, wie er die Körperlichkeit noch aufbringen will, da er kaum noch richtig laufen kann. Er besorgt sich diverse Waffen und greift zur Selbstjustiz – emotional sehr glaubwürdig, wie ich finde. Auch wenn dies Unrecht ist, so identifiziert sich der Zuschauer doch sehr mit diesem alten Mann, der Rache übt und dort für Ordnung sorgt, wo es die Polizei versäumt. Bemerkenswert an diesem Machwerk ist, dass die Gewalt zwar offenkundig ist, aber doch die ruhigen, nachdenklichen Passagen im Vordergrund stehen. Man könnte Parallelen zu „Gran Torino“ ziehen, wenngleich die Geschichte eine ganz andere ist, auch spielen hier rassistische Belange gar keine Rolle, was den Film allgemeingültiger erscheinen lässt.


    Das Bild der DVD ist soweit ganz gut, der Ton passend, hier und da wirkt der 5.1-DD-Ton sehr räumlich-authentisch und man fragte sich gar, ob draußen was auf der Straße passiert.


    Fazit: Ein schon recht brutaler Streifen, der aber seine Hauptakzente auf die geistigen Zusammenhänge der Charaktere und ihre kausalen Handlungen legt. Ein Anschauen kann ich sehr empfehlen.


    Film: 1- [Aufwertung nach der Zweitsichtung, dieses Mal BD]

    Bild: 2-

    Ton: 2-

    Gruß Mickey

    Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)

    Rezensionen und deren Bewertungen beruhen auf der BD-Fassung.

    Einmal editiert, zuletzt von MickeyKnox ()

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