So. Dann wollen wir mal.
schauki steakhouse
Ich finde eure Einwände berechtigt, werde aber nicht auf jeden einzelnen Punkt eingehen. Erstmal danke, denn eure Kommentare öffnen mir einen anderen Blickwinkel und können helfen zukünftige Hörvergleiche vielleicht anders aufzubauen. Dazu nehme ich gerne ein paar eurer Anregungen mit.
Vielleicht können wir uns auf Folgendes einigen: ich habe einen subjektiven Hörvergleich verschiedener Endstufen durchgeführt. Eine schöne Beschreibung finde ich auch "Hörerlebnisbericht". Die Aussagekraft ist auf meine persönliche Hörerfahrung und Beschreibung begrenzt.
Mein Anspruch war und ist es nicht einen "Test" durchzuführen, denn ja: dieser sollte völlig objektiv unter Ausschluss persönlicher Einflussfaktoren durchgeführt werden. Erst wenn eine vollständige (wissenschaftliche) Dokumentation vorliegt und sich die Ergebnisse signifikant unterscheiden sollten, kann die Frage von schauki "Erzeugen unterschiedliche Geräte hörbar unterschiedlichen Schall" mit ja beantwortet werden. Ich habe den Begriff "Test" lediglich in umgangssprachlichem, nicht in wissenschaftlichem Sinne verwendet.
Wenn Frau sagt "heller", deckt sich dass dann nur wenn du selbst "heller" gesagt hast, oder ist das auch ein "strahlend".
Oder gilt "Champagner" auch als "Prosecco"?
Und auch wenn man es nicht absichtlich macht, ist ein "zuhören" auch ein Faktor. Hier kann man den Einfluss vermeiden indem man den Hörer selbst schreiben lässt.
Sehr schön beschrieben, du sprichst die nicht vordefinierten Aussagen an. Ich gebe mal ein Beispiel aus meiner früheren Berufspraxis:
Wenn ein hörbeeinträchtigter Mensch sein Hörgerät oder Hörimplantat neu einstellen lässt (bitte immer regelmäßig überprüfen) bekommt er vom Akustiker einen Testton auf das Gerät. Die spontane Aussage des Kunden ist "Laut!". Was meint er damit
Der Testton ist zu laut? Das Hörgerät ist insgesamt zu laut eingestellt? Es sind laute Störgeräusche vorhanden? Der Prüfer spricht zu laut? Der Akustiker soll lauter sprechen? Der Testton soll lauter werden? Das Hörgerät soll insgesamt lauter werden? Seine eigene Stimme ist zu laut? Der Hund soll einen Laut geben? Ich drifte ab...
Der Punkt ist, dass der Hörgeräte-/Implantatträger eine Beschreibung abgibt, die er anhand seiner Hörerfahrung trifft. Der Akustiker bewertet dies wiederum anhand seiner persönlichen Hörerfahrung sowie der Annahme was der Kunde meinen könnte. Es ist äußerst schwierig eine persönliche Klangwahrnehmung sprachlich überhaupt so verständlich zu formulieren (kleine Kinder können z.B. noch gar nicht sprechen), dass sie vom Zuhörer dann sinngemäß interpretiert werden kann.
So ist es auch hier. Ich würde mich als "erfahrenen Hörer" bezeichnen und gebe eine persönliche Klangbeschreibung ab, die ich anhand meiner Hörfahrung treffe. Wenn ich "heller" sage, beschreibt das eine andere Person vielleicht als "strahlend", eine weitere als "es fiept ein bißchen", die nächste als "zu wenig Bass", die letzte als "es geht schon in die feine Richtung". Meinen jetzt alle dasselbe oder nicht? Keine Ahnung. Man kann nur miteinander sprechen, nachfragen und zuhören und zack : da ist sofort der Einflussfaktor drin, den es für einen echten "Test" zu vermeiden gilt.
Ich will damit nicht sagen dass diese Endstufen nicht unterschiedlich klingen, aber anhand dieses Test-Aufbaus würde ich jetzt auch nicht sagen dass sie das tun.
Blindtests sin schwer durchzuführen und werden üblicherweise wissenschaftlich begleitet. leider sind sie die einige Methode solche Unterschiede nachzuweisen. Der Aufwand, der hier betrieben wurde ist löblich, ändert aber an diesem Fakt nichts.
Es ändert aber nichts daran, dass der Test ansich doch einige Punkte nicht beachtet/kontrolliert die unbekannt starken Einfluss auf das Ergebnis haben können - und darauf weise ich hin.
Nur habe ich eben dargelegt, wieso aufgrund dieses Testaufbaus kein valides Ergebnis zu erwarten ist. Das ist durchaus wichtig anzumerken, weil es sonst heißt: Erfahrungsbericht XYZ hat nachgewiesen, dass Endstufen unterschiedlich klingen.
So ihr beiden Das sind alles unabstreitbare valide Punkte. Das stimmt genau so.
Und jetzt versuche ich wieder die Kurve zu bekommen... Ich habe nie ein Ziel meines Hörvergleiches formuliert. Absichtlich nicht, weil es keines gibt.
Vorgeschichte
Das Ganze hat sich einfach so zugetragen: ich wollte Elektronik für mein Heimkino erwerben und habe mich für die Arcam AV40 Vorstufe entschieden. Zum Erwerbszeitpunkt, ich glaube Herbst 2020, war sie die einzige auf dem Markt erhältliche und bezahlbare Vorstufe mit Dirac um ein 7.1.6 Auro3D-Layout zu realisieren. Das war damals theoretisch mein Plan. Später sollten dann zwei 7-Kanal-Endstufen das Heimkino befeuern. Die Vorstufe lief mit zunehmend weniger verbuggter Firmware mit den Endstufen des Marantz SR9600 als Übergangslösung.
Im Sommer 2021 ergab sich dann die Gelegenheit mal eine Iotavx AVXP1 zu erwerben. Diese hat mir auf Anhieb gefallen. Mein Gewissen nagte an mir und sagte "Hmmm ok die klingt anders, klingt denn eine weitere Endstufe für mich auch anders?" Einfach aus Spaß am Hobby Heimkino habe ich dann noch eine Arcam PA720 Endstufe erworben. Die klang für mich wieder anders als die Iotavx, ist aber für mein Budget recht teuer. Die ersten hier beschriebenen wahrgenommenen Differenzen im Bassbereich sowie der Höhen stammen wohl mit aus diesem Zeitraum. Keine Endstufe hatte mich so überzeugt, dass ich für eine finale Kaufentscheidung bereit gewesen wäre. Folglich wollte ich dann noch eine Emotiva XPA-7 Gen3 als klanglichen Mittelweg erwerben. Ihr Aufbau erschien mir sehr ähnlich zur Iotavx und ich hoffte auf einen kräftigen Bass. Emotivas Class H Endstufen sind schaltungstechnisch verwandt mit Arcams Class G, ich hoffte auf das perlige einzigartige Hörerlebnis in den Höhen. Stattdessen gab es auf dem Gebrauchtmarkt gerade nur die neunkanalige Emotiva XPA-9 Gen3 einschließlich der Stereo-Module in klassischer AB Schaltungstechnik. Ein Glücksgriff wie sich später herausstellte. Erst dadurch kam spontan die Idee für einen "echten" Hörvergleich auf.
Flugs habe ich noch eine Audiophonics bestellt um auch die Hypex NCore NC250MP Module als digitale Endstufen mit im Vergleich zu haben. Den Rest der Geschichte kennt ihr ja... Mein Ziel des Endstufen-Hörvergleiches ist es Hörerfahrung zu sammeln.
Im schlimmsten Fall stellt sich heraus, dass das hässlichere Gerät besser klingt, aber man legt Wert auf Optik. Dann wäre das Ergebnis für ihn ja maximal mies
Ja allerdings. Mein Fokus liegt zwar ganz klar auf klanglichen Aspekten, aber in eine Kaufentscheidung spielen auch der Preis, die Optik, die Materialqualität, technische Daten und ggf. auch andere Meinungen mit ein. Nach dem Vergleich entschied ich mich aus diversen Gründen für die Arcam PA720, sie hatte mir insgesamt am besten gefallen. Ich habe die Endstufe also behalten und die anderen Geräte wieder verkauft. Jetzt musste ich nur noch auf dem Gebrauchtmarkt warten und nach einem zweiten Exemplar Ausschau halten. Die Realität hat mich dann aber schnell eingeholt.
Nachgeschichte
Erstens kam mir später die Erkenntnis, dass die Iotavx ja deutlich günstiger und sofort verfügbar gewesen wäre. Hatte ich mich zu früh oder überhaupt anhand relevanter Kriterien entschieden?
Zweitens hatte ich in der Zwischenzeit wie gesagt viel mit Aufstellpositionen der Lautsprecher experimentiert, sogar die Deckenlautsprecher konnten variabel platziert werden. Mir wurde mit jeder Hörerfahrung langsam bewusst, dass ich eine möglichst originale Wiedergabe ohne Upmixer bevorzuge. Auch ein Podest wurde für die zweite Sitzreihe entworfen. Schlussendlich musste ich in der Praxis feststellen, dass ein 9.1.6-Atmos-Layout sowohl besser zu meinen Hörpräferenzen als auch zu meinem Hörraum passt. Von Auro3D kommend erhöht das die Kanalanzahl aber auf 15 Kanäle und zack: bei zwei 7-Kanal-Endstufen würde mir ein Kanal fehlen. Die Arcam PA720 sind aber auf dem Gebrauchtmarkt quasi nicht verfügbar und preislich war das auch nicht gerade der Plan.
Also bin ich notgedrungen anhand meiner Hörerfahrung auf die Hypex mit zwei 8-Kanal-Endstufen umgestiegen. Long story short: ich hatte massive Probleme mit Einschaltströmen und einem Rauschen. Da die Hypex so für mich nicht nutzbar waren gingen diese wieder zurück. Nach mehreren Wochen/Monaten stand ich also immer noch ohne vernünftige Lösung da. Ja selber doof, das war gar keine Absicht. Rein zufällig stolperte ich dann über eine Rotel RMB-1555 und dachte mir "Ach was soll's, ausprobieren kann ja nicht schaden." Was ich dann hörte, traf meinen Geschmack ganz gut und hat mich durchaus positiv überrascht. Ich konnte mit der Rotel noch einen Hörvergleich zu der Arcam und zu dem Marantz Receiver durchführen und meine bisherigen dokumentierten Hörbeschreibungen ergänzen. Anhand vielerlei Faktoren und Hörerlebnissen sind es dann drei Exemplare der fünfkanaligen Rotel RMB-1555 geworden.
An dieser Stelle möchte ich mich auch für die zahlreichen Beiträge und Danksagungen bedanken! Ich freue mich über euer Feedback. Danke!