Stilmittel vs Bildqualität - Eine Grundsatzdiskussion

  • Im Prinzip haben wir 2 Lager:


    Auf der einen Seite Diejenigen, die Mängel der Bildqualität, welche früher aufgrund der vorhandenen Technik auftraten, heute als nostalgisches Stilmittel eingesetzt, als Maßstab für die Bildbewertung ein beziehen.


    Auf der anderen Seite Diejenigen, die das Bild unabhängig von Stilmitteln, bewerten.

    Ich denke nicht, dass wir diese zwei Lager haben. Denn praktisch zieht es ja keiner durch, wirklich nur den Transfer zu bewerten. "Mein Lager" sieht aber, dass man den technischen Aspekt von der Kunstform trennen sollte. Das heißt aber nicht, dass wir es auch immer konsequent tun. :zwinker2:


    Bei ersterem könnten wir die BR und UHD Bewertungen zusammen legen.

    Ich habe diese seltsame Trennung nie verstanden. Film ist Film, egal auf welchem Medium er daherkommt. Aber die Diskussion wurde anscheinend schon mehrfach geführt...

  • Hast Du diesen Abschnitt gelesen?

    Ja, hab ich, den habe ich doch in Beitrag #52 zitiert und darauf Bezug genommen. :)

    Du bewertest den "sachgemäßen" Einsatz eines Stilmittels danach, ob bei Dir der gewünschte Effekt (den wir in der Regel ja gar nicht so genau kennen, da wir den Regisseur nicht direkt fragen können und deshalb nur interpretieren) eintritt, oder nicht.

    => subjektiv.

  • Das Einzige, was wirklich objektiv bewertet werden könnte, wäre die Qualität des Transfers. Und genau das können wir nicht, weil wir das Original nicht kennen. Also bleibt es in der Regel bei einer subjektiven Gesamtbewertung, die alle Aspekte (vor allem die Künstlerischen) in einer beliebigen Zahl verwurstet. Das ist ja auch nicht verwerflich und häufig trotzdem hilfreich, es ist nur eben nicht objektiv.


    Die Bildschärfe ist objektiv messbar, richtig?

  • Die Bildschärfe ist objektiv messbar, richtig?

    Ausgehend von einer Referenz (z.B. Bursttestbild oder dem Master), ja.

    Man kann sicherlich auch das Ortsfrequenzspektrum eines beliebigen Bildes per FFT analysieren oder ähnliches. Damit habe ich mich aber nicht tiefergehend beschäftigt bisher. Wäre mal interessant...

  • Die Bildschärfe ist objektiv messbar, richtig?

    Mit diesem Argument erübrigt sich fast jede Art von technischer Bewertung, egal ob Bild oder Ton.

    Ich denke wir drehen uns im Kreis.

    Bildschärfe ist objektiv messbar, ja. Bei einem Wettbewerb zum Thema Bildschärfe ist das auch total hilfreich um einen Sieger zu küren.

    Bei einem Film der es möglicherweise gar nicht darauf anlegt, so scharf wie möglich zu sein, nicht. Trotzdem kann ich natürlich objektiv schreiben "der Film ist zu großen Teilen unscharf", ohne Bewertung. Oder inkl. Bewertung "und das gefällt mir nicht".


    Ich bin dann aber erstmal raus, muss mal was arbeiten. :zwinker2:

  • Ich frage mich was 4K oder 8K bringen soll wenn man ein Bild so verunstaltet da0 nicht mal HD raus kommt.

    Das interessiert die meisten einfach nicht.


    Der Regisseur hat den Job einen Film zu produzieren der dem Publikum gefällt.

    Wenn möglich nicht nur im Kino.sonst brauch ich kein Home media.

  • Und wenn dort gewisse Stilmittel angewendet werden, dann führen Sie für Dich automatisch zur Abwertung.

    Wenn Stilmittel die Bildqualität mindern, dann ist doch so eine Automatik objektiv.
    Subjektiv ist doch eher, Stillmittel als softes Kriterium in die Bewertung des Bildes (nicht des Filmes) einfließen zu lassen.

    Ich denke nicht, dass wir diese zwei Lager haben. Denn praktisch zieht es ja keiner durch, wirklich nur den Transfer zu bewerten.

    Niemand von uns kann den Transfer beurteilen.


    Ich meinte, dass wie wir das Endprodukt auf der LW beurteilen.

    Ist das Bild scharf wie bei Lucy, Gemini Man, usw. oder unscharf wie Babylon?

    Ist das Bild frei von Bildrauschen/Korn oder ist es verrauscht wie 21 Bridges?

    Sind dunkle Szenen gut separiert, oder saufen dunkle Bereiche ab?

    usw.


    Man kann natürlich Blair Witch Project eine 10/10 Bildbewertung geben, weil das Bild perfekt transformiert wurde oder das Stillmittel (Amateuraufnahme) perfekt umgesetzt wurde.

    Kann man machen. IMHO ist es halt nicht sinnvoll.


    Der Film war ein interessantes Projekt, geniales Marketing, ich zieh heute noch den Hut, was die Burschen aus dem geringen Kapital raus geholt haben. Das Bild ist zum Film perfekt passend, und trotzdem gibts von mir eine 1/10.

    Ähnlich wie Dialog lastiger Film ohne besonderen Score oder Effekten keine 10/10 Soundbewertung bekommen wird, selbst beim perfekten Transfer von der Filmrolle.

  • Mit diesem Argument erübrigt sich fast jede Art von technischer Bewertung, egal ob Bild oder Ton.

    Da muss ich doch nochmal kurz nachhaken. :zwinker2:

    Es ging ja bei dem Abschnitt auf den ich Bezug genommen habe, gar nicht um einen technischen Aspekt, sondern um ein Stilmittel.

    Du beschreibst, dass das Stilmittel (Unschärfe) bei Dir nicht den gewünschten Effekt hat und dass es deshalb an der Stelle ungeeignet wäre. Das hat ja nichts mit technischer Bewertung zu tun.

  • Aber man könnte es als Referenz sehen!

    Und wo hört man dann auf? Die Bäume sind grüner als in der Realität, die Ausleuchtung auch nicht ganz richtig und die Tiefenunschärfe stört auch...

    Ist ja schön und gut, wenn man alles nur auf das technisch Mögliche reduziert, aber Spaß machen muss es ja auch ^^

    Ganz ehrlich, wenn es nur um die Bildschärfe und einfangen der Realität geht, sieht eine Aufnahme mit einem Handy häufig besser als ein Film aus.



    Zum Thema Bildschärfe:


    Ich hatte auch schon mal eine Diskussion mit jemanden, der z.B. die Mumie (1999) auf Blu-Ray als deutlich überlegen ansah und der UHD keinen Schärfevorteil zusprach, weil er einfach nicht am Filmkorn vorbeischauen konnte.


    https://caps-a-holic.com/c.php…30&s2=112717&l=0&i=2&go=1


    Ich kann es nachvollziehen, wenn jemand das grieselige nicht mag, aber wegen einem "Mangel" dann gleich den Transfer als unschaubar zu bezeichnen, ist halt leider subjektiv.


    Von daher, einfach jedem seine Skala für die Bildbewertung lassen und diese als subjektiven Eindruck hinnehmen. 100% objektiv kann das niemand bewerten.

  • Ja, ich kann ein langsameres Auto in den Dynamikwertungen nicht eine bessere Note geben, als ein schnelleres Fahrzeug.

    EIn Bild, ein Musikstück oder ein Film sind aber weder Auto, noch Mopped.. :zwinker2: Imo..

    Deswegen sprach ich ja auch polemisch von 'Autoquartett-Kriterien'.


    Kann natürlich auch an meiner Meinung bezüglich 'Zwangsgradern' und 'Grading-Zwängen' liegen..

    Denn eigentlich möchte man, so sehe ich das, ja nur seine persönliche Deutung und Auslegung als 'objektives Kriterium' verstanden wissen.

  • EIn Bild, ein Musikstück oder ein Film sind aber weder Auto, noch Mopped.. :zwinker2: Imo..

    Wasser ist Nass, Abends wirds finster, ein Auto ist kein Film.

    Das Objekt der Bewertung ist austauschbar. Es ging mir dabei, dass man den gleichen Bewertungsmaßstab ansetzen sollte.


    Wenn ich mir das Bild von Lucy, Mortal Engines, etc. ansehe und dann Babylon (oder gar den schon genannten Blair Witch Project), dann braucht es weder genaue Messungen, noch wissenschaftliche Untersuchungen:

    Es sieht ein (fast) Blinder, welcher Film das bessere Bild bietet.


    Warum, weshalb das Bild mal besser, mal schlechter ist, ist hier egal. Es ist so.


    Das was Eure Seite immer wieder anführt, würde ich dem Film zuschreiben, es gehört zur Kunstform Film.


    Bild und Ton wiederum die technische Qualität.


    Einen Song bewerte ich auch einerseits nach Sound, Rhythmus, Text, ob er mich mitnimmt.

    Eine CD oder LP nach der Qualität der Aufnahme, siehe mein Hans Zimmer Beispiel.

  • Eine CD oder LP nach der Qualität der Aufnahme, siehe mein Hans Zimmer Beispiel.

    Ist für mich ein besonders schlechter Kronzeuge, weil ich vieles von ihm für zwar perfekt designten und verpackten, aber dennoch 'simplen' Hochglanz-Schwulst halte.

    Produkt (Song, Film, Bild) und 'Verpackung' - also Präsentation, Rahmung, Mastering, Aufnahmequalität gehören -für mich- zu einem Gesamtpaket.


    Eine auf 100 Exemplare limitierte , 200gr MOFI-Exklusivpressung würde ich vielleicht von meinem liebsten Klassik-Konzert oder meinetwegen 'Kraftwerk' erwerben.. - meine Punk oder Metalschätzchen sollten allerdings keinesfalls plötzlich nach Meister Propper klingen..

    Oder, Gott bewahre, es käme ein Metallica-Album mit manierlich aufgenommenem Schlagzeug raus.. :rofl:


    Aber ich denke nicht, dass unsere differente Ansicht in dieser Sache einem von uns den Spass an 'seinen' Filmen nimmt.. :sbier:

    Einmal editiert, zuletzt von kinodehemm ()

  • Hallo,


    ....

    Wenn ich mir das Bild von Lucy, Mortal Engines, etc. ansehe und dann Babylon (oder gar den schon genannten Blair Witch Project), dann braucht es weder genaue Messungen, noch wissenschaftliche Untersuchungen:

    Es sieht ein (fast) Blinder, welcher Film das bessere Bild bietet.

    ....

    Besser weil uns(?) das schärfere, weniger wackelige,... besser gefällt.


    Dynamik Beispiel... ich habe schon mehrfach gelesen, dass eine hohe Dynamik als unangenehm empfunden wird.

    Ja die Dynamik ist objektiv darstellbar, die Bewertung ob gut oder schlecht, ist aber subjektiv.


    mfg

  • Eine CD oder LP nach der Qualität der Aufnahme, siehe mein Hans Zimmer Beispiel.

    Also die Qualität, von der angenommen ursprünglichen Güte des Konzertes.

    Nicht von den einzelnen Stilmitteln die ggf. verwendet werden.


    Wenn man diese mit einbeziehen würde, müsste man doch wohl die Aufnahme eins grölenden Punkers abwerten, weil er offensichtlich nicht die melodische Treffsicherheit der Noten hat wie ein Opernsänger. Die Jungs und Mädels von Stomp, weil Sie einfach auf Blech rumschlagen und kein richtiges Schlagzeug haben.

  • Man sollte die Bewertung nur nicht als objektiv deklarieren. :)


    Wenn es ein objektives Kriterium für die Bildschärfe gibt dann ist das eine objektive Bewertung.

    Der subjektive Teil ist dann nur ob man die höhere Bildschärfe goutiert oder nicht.


    Im Prinzip haben wir 2 Lager:


    Auf der einen Seite Diejenigen, die Mängel der Bildqualität, welche früher aufgrund der vorhandenen Technik auftraten, heute als nostalgisches Stilmittel eingesetzt, als Maßstab für die Bildbewertung ein beziehen.


    Auf der anderen Seite Diejenigen, die das Bild unabhängig von Stilmitteln, bewerten.

    Ich denke auch, das bringt es auf den Punkt.


    Meine Fragen, in wie weit Unschärfe zum Filmerlebnis beiträgt wurde leider nicht beantwortet.


    Und diesen Vergleich finde ich zwar nachvollziehbar - wenn man solche Musik mag - für Filme sehe ich die Verbindung aber nicht:


    meine Punk - oder Metalschätzchen sollten allerdings keinesfalls plötzlich nach Meister Propper klingen..

    Oder, Gott bewahre, es käme ein Metallica-Album mit manierlich aufgenommenem Schlagzeug raus.. :rofl:

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