The Untouchables / Die Unbestechlichen

  • Leider gibt es diesen Film bisher nur auf (noch dazu einer recht schlechten) BluRay. Den 30sten hat er hinter sich, vielleicht wird es ja zum 35ten endlich eine würdige Edition!


    Film: 9/10 - Mafia-Filme im Allgemeinen sind bei mir so eine Sache. Häufig sind mir diese zu zäh inszeniert und ergehen sich in ihrem Setting. In De Palmas Film von 1987 hingegen findet sich nicht nur einer der erlesensten Casts der späten 80er, auch ist er sich nicht zu Schade, gelegentlich Style über Substanz zu stellen. Dafür wurde der Film denn auch hauptsächlich kritisiert, aber ich denke daher funktioniert er für mich so wunderbar. Vorhang auf für Chicago in den 30ern.

    Es ist die Zeit der Prohibition, die Zeit Al Capones - und die Zeit von Eliot Ness, der angetreten ist Capone hinter Gittern zu bringen.

    Die Besetzung vieler Rollen dauerte ein wenig an, insbesondere Eliot Ness, der letztendlich von Costner gespielt wird, war ein Sorgenkind. So hat De Palma praktisch das gesamte Hollywood angefragt bevor Kevin, damals noch kein Star, zum Zuge kam. Unter den Absagen oder Ideen finden sich denn auch Namen wie Don Johnson, Mel Gibson (konnte nicht - stand gerade als Riggs vor der Kamera), Schwarzenegger, ... verrückt. Je nun, die Besetzung Capones getaltete sich einfacher und De Palmas erste Wahl, Robert De Niro, sagte zu. De Palma sandte daraufhin seiner zweiten Wahl Bob Hoskins einen Scheck über die vereinbarte Gage in Höhe von 20.000 Pfund mit einem "Danke!" - Kärtchen. Bob Hoskins rief daraufhin an um sich zu erkundigen ob es noch mehr Filme gäbe, in denen De Palme ihn nicht haben wollte :-)

    Ein sehr junger Andy Garcia wird Costner zur Seite gestellt, Charles Martin Smith darf den schießfreudigen Buchhalter Oscar Wallace geben, fehlt nur noch der Mann, der die Untouchables schließlich auf die Straße bringt - Sean Connery. Der übrigens für seinen heftigen schottischen Akzent kritisiert wurde, spielt er doch den irisch-amerikanischen Cop Jim Malone ohne sich groß um den Akzept zu scheren. Das überwog dennoch nicht Connerys Spiel, er wurde für die Untouchables mit seinem einzigen Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Herrjeh, geht mir das Herz auf wenn der gute Sean losnuschelt! Noch ein Anekdötchen am Rande - Connery tauchte am Ende eines Drehtages - den er statt am Set auf dem Golfplatz verbracht hatte - für ein Close-up in seinen Golf-Klamotten auf, drehte fünf Minuten und wollte verschwinden. Garcia und Smith hielten ihn auf und meinten, das wär' ja sehr clever gewesen, hier nur für fünf Minuten aufzutauchen. Connery "Jungs, das hier ist nicht mein erstes Barbecue".

    Komplettiert wird das ganze durch De Palmas Regie, der das Geschehen - wie sehr häufig - von Stephen Burum einfangen ließ; auch der übrigens erhielt zwar keinen Oscar für die Unbestechlichen, aber den kaum minder wichtigen "American Society of Cinematographers Award for Outstanding Achievement in Cinematography in Theatrical Releases" (lang lebe copy+paste). De Palma nimmt sich, trotz der Laufzeit von zwei Stunden, selten die Zeit eine Szene auszukosten. Die bewusst ruhigen Auszeiten stellen gleichsam Ruheinseln in einer mitunter action-orientierten Inszenierung dar. Die nur sehr lose Orientierung an der wirklichen Geschichte, deren Eckpfeiler zwar aufgegriffen, zugunsten eines zugänglicheren Filmes aber mitunter arg verdreht wurden sind der Haupt-Kritikpunkt am Film. Hierzu trägt auch das ins comichaft-groteske gezogene Spiel De Niros und überhaupt aller Gangster bei. Für den Film funktioniert es prächtig, denn Capone fungiert hier eher als Bösewicht im Hintegrund denn als tragende Figur und hat nur wenige (aber starke Auftritte). Style over Substance also.

    Last but not least, abgerundet wird das Ganze durch einen traumhaften Score von Ennio Morricone. Egal ob es die bekannten treibende Sechzehntel Rythmen im Main Title sind, die typischen spät-80er Saxophon Passagen oder ganz großer Cinemascope-Soundtrack für große Szenen - hier ist einfach für jeden etwas dabei und jeder Track ist Genuss und große Freude zugleich.


    Jetzt habe ich praktisch nichts über den Film erzählt, außer der Einsatz-Inhaltsangabe. Das war Absicht ;) Ihr müsst den Film einfach sehen, solltet ihr ihn noch nicht kennen - oder mal wieder sehen. Die berühmte Treppenszene, Hommage an eine sehr ähnliche Szene im 25er Stummfilm Battleship Potemkin inklusive Musik übt immer noch eine seltsame Faszination aus. Und alleine der Wechsel zwischen muffigem Polizeirevier, Totale über das 30er Chicage und die anschließende erste Razzia inklusive dreimal komplett eigener Musik und Bildwirkung - Gänsehaut! Genug. Schaut ihn euch (mal wieder) an.


    Bild: 5,5/10 - der auf verschiedenen Kodak Eastman Negativen gedrehte und auch Eastman-geprintete Film im 2,35:1 Format beschert uns den typischen und wunderbar farbenfrohen Kodak-Look, der das glamuröse 30er Jahre Chicage genauso ins rechte Licht setzt wie die dunkleren Ecken im Film. Im Prinzip sind Schatten, Lichter, Kontrast und Farben durchgehend ganz wunderbar anzusehen. Auch die Schärfe scheint überwiegend zu stimmen. Handwerkskunst.

    Scheint, denn leider darf die BluRay auch als Zeitzeuge früher HD-Masterings gelten. Ein stellenweise widerlicher Mix aus Rauschfilterung, nachträglicher Schärfung und stehenden Rauschmustern die auf einfarbigen Flächen gar um Darsteller im Vordergrund wabern - wirklich eklig und auf großen Diagonalen schlimm anzusehen. Man kann nur hoffen, dass es hier irgendwann ein 4K Update gibt - verdient hat der Film es allemal.


    Ton: 6/10 (englisch DTS 6.1) - ich hatte mir vor Jahren die Scheibe von der Insel besorgt als es sie bei uns noch gar nicht gab, kann daher zum deutschen Ton gar nichts sagen. Der englische ist relativ gut verständlich, mit Abstrichen (oder Boni, wie man es nimmt ;) ) bei Connery und in den wüsteren Szenen.

    Der Film kam in Stereo in die Kinos und so haben vier der sechs Main-Speaker praktisch Sendepause, sieht man von einer dezenten Räumlichkeit im Score ab. Auch der LFE hat nicht gezuckt, wir hören spät-80er Actionton. Blecherne Pistolenschüsse, die typischen quitschende Reifen, alles wie es damals war. Aber, ganz ehrlich, der Score macht die Musik und auch wenn diese ein Remaster vertragen könnte - und verdient hätte - klingt sie weitgehend sauber und ohne Knackser oder Muff.

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