Directivity im Heimkino

  • Hallo zusammen,


    da es sich thematisch in den letzen Threads hier häuft und eine der maßgeblichsten Eigenschaften eines Lautsprecher ist, hier ein eigener Bereich dazu: Das Abstrahlverhalten, bzw. Directivity.


    Interessante Fragestellungen sind hier:

    • Welches Abstrahlverhalten ist für L-C-R zu bevorzugen? Hat eine asymmetrische Abstrahlung hier Vorteile (R/L)? Welches für Surroundspeaker oder Deckenlautsprecher?
    • Hat eine starke vertikale Bündelung nur Vorteile? Gelingt sie konstant und über einen weiten Freqzuenzbereich?
    • Breite horizontale Abstrahlung ohne Einwinkelung vs. enge Abstrahlung mit Einwinkelung. Wie sehen in beiden Fällen die raumakustischen Maßnahmen aus, speziell die Behandlung der Erstreflexionspunkte?


    Einige der Fragen sind natürlich individuell nach Raumgröße und Bestuhlung zu beantworten. Aber in jedem Fall ist es das Ziel eine gleichmäßige Pegelverteilung zu erreichen um an allen Plätzen eine möglichst ähnliche Qualität zu haben. Das ist besonders schwierig, wenn die Abstände zu den Lautsprechern sehr unterschiedlich sind, was insbesondere bei Surroundlautsprechern schnell passieren kann.


    Welche Erfahrungen habt Ihr hier?

  • Hi


    guter Ausgangspunkt für eine Diskussion! Ich würde gerne noch einbringen, in wie weit bei stark gedämmten HK (Decke/Wände) das jeweilige Abstrahlverhalten überhaupt noch relevant ist!

  • Und nicht vergessen, es gibt auch Nutzer, die beides möchten, also gut Stereomusik und Heimkino.


    Ich habe das Gefühl, das im Selbstbau in den letzten 5 Jahren oder so das Thema Abstrahlung deutlich mehr beachtet wird als vorher.

    Selbst im optimierten Raum ist das Thema Abstrahlung mMn wichtig. Ein Lautsprecher mit gutem Abstrahlverhalten hat ja auch Erstreflektionen an den Seitenwänden usw.

    Vielleicht nicht mehr so extrem wie ein Lautsprecher, der nicht so kontrolliert Abstrahlt, aber dennoch vorhanden.

  • Selbst im optimierten Raum ist das Thema Abstrahlung mMn wichtig. Ein Lautsprecher mit gutem Abstrahlverhalten hat ja auch Erstreflektionen an den Seitenwänden usw

    Ja, natürlich. Mit Raumakustik kann man nur den indirekten Schall (Reflexionen), also das Diffusfeld kontrollieren. Das direkte Schallfeld gibt es natürlich nach wie vor und das hängt vollständig von der Energieabgabe der Lautsprecher ab.

  • ...Das direkte Schallfeld gibt es natürlich nach wie vor und das hängt vollständig von der Energieabgabe der Lautsprecher ab.

    Oft wird in dem Zusammenhang ja der Energie-FG genannt und der wiederum betrifft "alles" was der Lautsprecher unter allen Winkel abgibt.

    Das wiederum nicht zwingend der Direktschall ist, der ist ja das was auf direktem Weg also die erste Wellenfront am Hörplatz ankommt.


    mfg

  • Hallo zusammen


    Ich denke das was mich momentan beschäftigt passt hier ganz gut (wenn nicht lagere ich das aus bzw. verschiebe es)


    Ich möchte das hier aufgreifen

    Atmos/Auro



    Was ich immer noch nicht verstanden habe. Wenn ich das ganze perfektionieren wollte, müßte ich da nicht Isobaren/Winkelmessungen meiner Lautsprecher an der Decke machen (Vertikal/Horizontal) und

    hiermit den Elevationswinkel bestimmen wenn ich von 1 Referenzplatz ausgehe.

    D.h. anders ausgedrückt: Welche Rahmenbedingungen/Anforderungen stellt man hinsichtlich der Positionierung an den Lautsprecher selbst? Wie sollte der abstrahlen?


    Sorry wenn ich so detalliert Frage aber ich beschäftige mich damit momentan weil ich ja andere Deckenlautsprecher einsetzen möchte. Anforderung: "Perfektes" Klangerlebnis an 1 Referenzplatz mit fixem Lautsprecher.

    Mir fehlt da irgendwie der Link zwischen --> Elevationswinkel/Referenzplatz und Lautsprecherabstrahlverhalten


    Momentan plane ich: Ausrichtung des HT/MT auf meinen Kopf für Front Height und Rear Height.


    VG Jochen

  • Verstehe ich jetzt nicht ganz.


    Das eine ist ja die Position im Raum des Lautsprechers.

    Von dort kommt der Schall. Die wird durch die Vorgaben des jew. Formats gesetzt.

    Z.B. 2 Kanal Stereo mit +-30° von der 0° Achse nach vorne.


    Wie er von dort kommt hängt wieder vom Abstrahlverhalten ab.


    Und daher gibt es auch keinen wirklichen Zusammenhang, denn das wird im Format auch gar nicht beschrieben (also zumindest nicht im Detail).


    mfg

  • Ja, aber die Vorgabe muß doch auch ein bestimmtes Abstrahlverhalten des LS annehmen.


    Das ist so bisl. Henne Ei Diskussion.
    War erst der LS da und man hat dann die Position festgelegt oder erst die Position und hat danach den LS ausgesucht.


    Ich geh jetzt mal von LS da und dann Position festlegen aus.
    D.h. was muß der LS erfüllen, damit er die geforderten Kriterien bei z.B. 30 Grad erfüllt.


    Oder meinst Du nicht, dass man das getestet hat?

  • Ist für die Effektlautsprecher evtl. sogar ein halbkugelförmiges Abstrahlverhalten optimal? Hängt sicherlich auch von der Saalgröße ab.

  • Das Richtungsempfinden wird maßgeblich durch den Direktschall beeinflusst.

    d.h. es ist "relativ" egal ob der Lautsprecher nun linear spielt, gleichmäßiges Abstrahlverhalten hat,....

    Die Richtung also woher der Schall kommt (bei passendem Signal) ist entsprechend von der Position abhängig.


    Um es anschaulicher zu machen bei 2 Kanal Stereo:

    Es ist hier gar nicht wichtig ob hier ein Dipol, eine Rundstrahler, Kugel, Line,... oder sonst was spielt die +-30° bleibt immer die Vorgabe für die Einfallsrichtung des Direktschalls.

    Jedoch klingt es (im selben Raum) freilich deutlich anders je nach dem wie der Lautsprecher abstrahlt.


    Nur wird sich die Verteilung/Lokalisation zwischen den Lautsprechern untereinander relativ ähnlich verhalten.

    Also es wird jetzt nicht so sein, dass die Trompete bei der Line von rechts kommt, beim Rundstrahler dann von rechts [EDIT hier muss links stehen]



    Somit sehe ich es so:

    1) Position möglichst nach Vorgabe des Formats

    2) möglichst gleiche (auch zum Teil Geschmacksache) Schallfelder (Direkt + Raumschall) von allen LS am Hörplatz


    mfg

  • Wenn ich das ganze perfektionieren wollte, müßte ich da nicht Isobaren/Winkelmessungen meiner Lautsprecher an der Decke machen (Vertikal/Horizontal) und

    hiermit den Elevationswinkel bestimmen wenn ich von 1 Referenzplatz ausgehe.

    D.h. anders ausgedrückt: Welche Rahmenbedingungen/Anforderungen stellt man hinsichtlich der Positionierung an den Lautsprecher selbst? Wie sollte der abstrahlen?

    Genau, der Königsweg ist ein Bodentank und dann die Winkelmessungen in min. zwei Achsen. Die 0°-Linie wäre dann nicht 90°, sondern der Winkel zum Hörplatz (oft 45°). Deswegen sind ja einige In-Ceiling Lautsprecher im Gehäuse eingewinkelt, zumindest der HF.


    Generell stellt sich auch hier die Frage, eher die Abstrahlung auf volle 180° und dann "alles was daneben geht" mit Raumakustik killen, oder "reguläre" Directivity mit Ausrichtung auf den Hörplatz.


    EDIT: Dolby sagt für Atmos hierzu nur, das min. 90° Coverage gegeben sein muss (ich denke, sie meinen bei -6 dB), wenn die Lautsprecher gerade in der Decke sind und auf den Boden strahlen. Dann verliert man aber zum einen -6 dB und zum anderen muss man schauen, das die Abstrahlung unter dem 45°-Winkel konstant ist. Sicherlich kein einfaches Unterfangen und möglicherweise auch der Grund warum die meisten Lautsprecher eingewinkelt werden (was wieder andere Nachteile hat, wenn sie nicht bündig in der Decke sind).

  • Um den Faden nochmal aufzugreifen, hier weitere Gedanken zum L-C-R (die anderen Lautsprechertypen folgen).


    Bei der horizontal Abstrahlung gibt es mE für die Frontkanäle drei Strategien:

    1. Möglichst breite Abstrahlung (>90°) – Vorteil: Keine Einwinkelung notwendig (sehr sinnvoll bei Bafflewall) – Nachteil: Mehr raumakustische Bedämpfung notwendig, da viel Energie auf die Erstreflexionpumkte (Seitenwände) geworfen wird – Neutral: Größerer Überlappungsbereich von L-C-R, kann je nach Breite der Sitzreihe Vor- oder Nachteile haben.
    2. Höheres Bündelungsmaß (<90°) – Vor- und Nachteile aus (1) vertauscht.
    3. Asymmetrische Abstrahlung (trifft nur auf L-R zu): Verbindet idealerweise die Vorteile von (1)+(2).

    Bei der Gestaltung der vertikalen Abstrahlung ist meist ein höheres Bündelungsmaß vorteilhaft, d.h. <60°. Der Grund ist, dass ein Heimkino eigentlich nur im Sitzen genutzt wird und die Ohrhöhe so gut definiert ist. Bei wenig Sitzplätzen könne Lautsprecher so direkt auf Ohrhöhe montiert werden, bei Rampung dann leicht darüber und ggfs. angewinkelt. Durch die Bündelung wird weniger Energie an Boden und Decke geworfen und so die Reflexionen verringert. So hat selbst eine extreme vertikale Bündelung ("lange" Hochtöner, Schallzeilen, etc) bei korrekter Aufstellung dahingehend keine Nachteile.


    In den meisten Fällen ist es aber so, das die Abstrahlung erst ab dem Hochtonbereich über die angeschlossene Schallführung kontrolliert wird, d.h. erst ab 1 oder 2 kHz aufwärts. Darunter ist die von Treibergröße und Schallwand abhängig. Idealerweise sind diese so gestaltet, dass die Abstrahlung konstant (= auch unter Winkeln linear) ist und das über einen weiten Bereich – beides sind Qualitätsmerkmale, die man ohne Dokumentation und Messungen nicht beurteilen kann. Die reinen Angaben über die Directivity sagt also nichts über die Qualität der Implementierung aus.

  • Ich würde immer zusehen, die Sitzreihen komplett "auszuleuchten", mit ein klein wenig Überstand. Wozu Schall dahin lenken, wo er nicht gebraucht/erwünscht ist? Ich für meinen Teil habe mit 90° Öffnungswinkel und "über Kreuz"-Anordnung sehr gute Erfahrungen gemacht, allerdings ohne Center. Der ist bei mir mit zwei Sitzplätzen und notfalls mal dreien auch nicht wirklich nötig, bzw. könnte ich ihn auch nicht stellen.

  • Ich würde immer zusehen, die Sitzreihen komplett "auszuleuchten", mit ein klein wenig Überstand.

    Klar, die gleichmäßige Pegelverteilung ist ja der Sinn der ganzen Überlegungen beim Abstrahlverhalten.

    Wozu Schall dahin lenken, wo er nicht gebraucht/erwünscht ist?

    Das ist ja nicht das Ziel, sondern ein Seiteneffekt bei breiter Abstrahlung und lässt sich eben raumakustisch behandeln... gerade in dem Bereich ab 1 kHz geht das noch gut mit recht dünnen Absorbern (<10 cm)


    Ich für meinen Teil habe mit 90° Öffnungswinkel und "über Kreuz"-Anordnung sehr gute Erfahrungen gemacht, allerdings ohne Center.

    Beim Crossfiring können 90° schon zu viel sein, außerdem ist eben die starke Einwinkelung notwendig, die nicht jeder stellen kann oder will. Der Verzicht auf einen Center hat darüberhinaus weitere Nachteile und funktioniert eigentlich nur für einen einzigen Sitzplatz. Das ist schon eine sehr spezielle Konfiguration...

  • 1. Möglichst breite Abstrahlung (>90°) – Vorteil: Keine Einwinkelung notwendig (sehr sinnvoll bei Bafflewall) – Nachteil: Mehr raumakustische Bedämpfung notwendig, da viel Energie auf die Erstreflexionpumkte (Seitenwände) geworfen wird – Neutral: Größerer Überlappungsbereich von L-C-R, kann je nach Breite der Sitzreihe Vor- oder Nachteile haben.
    2. Höheres Bündelungsmaß (<90°) – Vor- und Nachteile aus (1) vertauscht.

    Da ich schon beides mal hatte ganz klar die 2.

    Bei 1. waren es 120 grad.


    Das Problem bei mir war, dass es zu breit strahlte und es sehr verwaschen und auch undeutlich klang, d.h. ich mußte beim Center im MHT Bereich einige DB dazu geben und habe trotzdem das Problem gehabt, es nicht richtig zu verstehen.
    Hatte dann auf ein 90 Grad Horn im MHT gewechselt und da wurde es klar besser in der Sprachverständlichkeit.


    Also klare Empfehlung bzw. dringender Ratschlag 2. zu nehmen.


  • Um Deine Bewertung einzuordnen:

    • Hattest Du die beiden Varianten im gleichen Setting oder auch den größeren Absorptionsbedarf der breitstrahlenden Variante entsprechend berücksichtigt, d.h. die Erstreflexionspunkte an den Seitenwände stärker behandelt?
    • War die Einwinkelung gleich oder der Abstrahlung entsprechend angepasst?
    • Hatte das neue Horn gleichzeitig auch eine größere vertikale Bündelung?


    Ich denke, es ist schwer generelle Aussagen zur Eignung einer spezifischen horizontalen Directivity zu machen, weil es eben sehr von Raum, akustischer Behandlung und Größe (hier Breite) der Listening Area abhängt.

  • Ja, ich hatte auch versucht mehr zu dämpfen, aber das hat den gewünschten Erfolg nicht gebracht.


    Vertikal gibt es nur beschränkt Angaben wobei ich tippen würde, dass das neue Horn Vertikal offener war, d.h. einen höheren Winkel (40 Grad) hatte.


    War die Einwinkelung gleich oder der Abstrahlung entsprechend angepasst?

    dadurch, dass hier ein Pegelregler verbaut war konnte ich mit diesem spielen. Der Übergangsbereich zum TT wurde mit dem neuen Horn auch besser.


    Für mich war das sehr lehrreich, denn ein breites Abstrahlverhalten in der horizontalen ist gar nicht mein Ding.

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