DEDE-Konzept "Überdämpfter" Raum besser als "Unterdämpft"

  • Ich habe mich die letzte Zeit ein wenig mit Raumakustik beschäftigt.

    Länger war wohl das DEDE-Konzept für Surround das Optimum. Inzwischen geht allerdings auch hier der Trend mehr zu LEDE-Konzept.


    Das LEDE Konzept ist für mich einerseits fast schon zu kompliziert und anderseits mit einem SBA wohl schlecht realisierbar.
    Somit kommen wir auch schon zu meiner eigentlichen Frage bzw. meiner Befürchtung.


    Wenn ich in einem Kinoraum die folgenden Fläche in etwa so dämme:


    Raum: 4,10m * 6,0m * 2,45m


    - Front: 20 cm mit 10000 Pa*s/m²; Abstand zur Wand 20cm; Flache ca. 8 qm

    - Rückwand: 50 cm mit 3000 Pa*s/m²; Abstand zur Wand 10cm; Flache ca. 7 qm

    - Seitenwände: 10 cm mit 10000 Pa*s/m²; Abstand zur Wand 5cm; Flache ca. 7 qm je Seite

    - Decke: 10 cm mit 10000 Pa*s/m²; Abstand zur Wand 5cm; Flache ca. 15 qm (als Deckensegel) oder Akustikdecke Thermatex Alpha

    - Boden: Teppich, Fliesen oder Parkett


    Habe ich den Raum dann eigentlich gut behandelt oder ihn bereits total überdämpft und mehr kaputt gemacht als gut?

  • Wenn du nun noch die Flächen in die Betrachtung mit einbeziehst, wird es evtl. besser einschätzbar, für diejenigen die davon Ahnung haben :big_smile: Ist ja schon ein Unterschied ob du jeweils die kompletten Wände so behandelt hast oder nur einen dm² und wieviel Flächen der Raum überhaupt hat etc.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Ich empfinde die absolute Höhe der Nachhallzeit (in einem gewissen Rahmen) als nicht so kritisch, die Hauptsache ist, dass gleichmäßig bedämpft wird.

    (Die Nachhallzeit in kleinen Räumen (also nicht Konzerthallen) passt eigentlich sowieso nicht zu den üblichen Auswertungsmethoden (T60).)


    Bei gleicher Absorptionsfläche lautet die Devise: Je dicker die Absorber, desto besser.


    Ich handhabe es es in meinem Popelraum so, dass ich alles mit mindestens 20cm dicken (Vorne+hinten mehr) Absorbern vollflächig verkleide und daraufhin die nicht Erstreflektionspunkte messbegleitet wieder mit Holzlatten bedecke bis es mir gefällt und dennoch keine negativen Aspekte wie SBIR etc feststellbar sind.


    Warum soll LEDE bei einem SBA nicht funktionieren?

    Du kannst die absorbierende Rückwand nahezu bedenkenlos mit Diffusoren etc zupflastern (auf Ohrhöhe zumindest), unter 100hz hat das keinen/kaum Einfluss. Wenn man dem nicht traut kann man auch halbdurchlässige PRN Diffusoren bauen, die sind extra für die Montage vor Absorbern konzipiert.


    Gerade durch das Aufkommen von ATMOS, Front Wides und immer mehr Stützstellen allgemein würde ICH immer mehr zu DEDE tendieren. Die Umhüllung ist somit auch ohne Reflektionen möglich.


    Allerdings schreibt Toole, dass gewisse Reflektionen durchaus als Bereicherung wahrgenommen werden. In seinen Studien empfanden Hörer z.B. reflektierende Erstreflektionspunkte als positiv.

    Auch an der Rückwand lässt er die freie Wahl, ob man nun (bei ausreichendem Sitzabstand) einen Diffusor oder Absorber anbringt.

  • Bei mir habe ich in der Probehör-Phase die Basotect Seitenabsorber etwas verkleinert und stattdessen solche Diffusoren eingebaut:

    https://www.thomann.de/de/the_…diffusor_wave_eps_set.htm

    Das gefällt mir besser, weil es lebendiger und nicht so muffig klingt...


    Das habe ich aber auch erst beim Probehören gemerkt. Am besten planst du das ganze modular (z.B. 60x60 cm Module). Dann kannst du recht einfach einen Teil der Absorber-Module durch Diffusor-Module ersetzen und kannst je nach Höreindruck flexibel reagieren.


    An der Decke ist das vermutlich schwieriger, aber an den Wände sollte das beim Bau ohne zu viel Mehraufwand machbar sein.

  • Habe ich den Raum dann eigentlich gut behandelt oder ihn bereits total überdämpft und mehr kaputt gemacht als gut?

    44 qm ist schon ziemlich viel bedämpfte Fläche bezogen auf die Summe der Raumflächen.

    Ich verwende in einem größeren Raum 25 qm bedämpfte Flächen und erreiche damit eine sehr passende Abklingzeit.

    Noch wichtiger als die Menge an Absorbern finde ich allerdings die Anordnung.

  • Wie pillepalle seh ich das genau so.

    Gleichmäßig „dick“ dämmen und später wieder nach Geschmack und Messung

    das ganze frequenzabhängig auffrischen.

    In meinem jetzigen Wohnzimmer würd ich jetzt, wenn ich es neu machen würde, ringsum mit Mineralwolle dämmen und mit Akustikputz versehen. Und bei Bedarf wieder „abgestimmte“ reflektierte Flächen anbringen.

    Im Prinzip kann man machen wie man es will, Hauptsache zum schluß kommt das gewünschte dabei raus.

  • Ich verwende in einem größeren Raum 25 qm bedämpfte Flächen und erreiche damit eine sehr passende Abklingzeit.

    Noch wichtiger als die Menge an Absorbern finde ich allerdings die Anordnung.

    Gleichmäßig „dick“ dämmen und später wieder nach Geschmack und Messung

    das ganze frequenzabhängig auffrischen.

    Das sind jetzt zwei Aussagen und ich bin der Meinung, dass beide Varianten zum Ziel führen können. Jedenfalls klingt für mich beides logisch. :)
    Die Methode von Aries ist günstiger, weil man anfangs weniger Material benötigt.

    Allerdings erscheint mir die Variante von Magneto für einen Anfänger besser, weil man sich zuvor nicht so viele Gedanken machen muss und erst mal alles behandelt! :)

    Echt schwierig ....!

  • Das wichtigste und worauf man besonders achten sollte, ist an Zonen angrenzender

    Außenwänden.Wasserdampfprobleme/Kältebrücken sollten vermieden und gegebenenfalls besser hinterfülltet werden, um Schimmelproblem vorzubeugen.

  • Wasserdampfprobleme/Kältebrücken sollten vermieden und gegebenenfalls besser hinterfülltet werden, um Schimmelproblem vorzubeugen.

    Danke für den Hinweis. Das ist auch eine meiner Sorgen, welche ich immer auf der Liste habe. Vor allem weil das Haus aus den 70er Jahren ist.

    Es wird zwar außen mit 20 cm WDVS gedämmt, aber lieber einmal mehr als weniger sich Gedanken machen.

    Aber bezüglich der Frage, ob ich die Dämmung von innen direkt auf die Wand kleben "dürfte" werde ich nochmals mit dem beauftragten Energieberater sprechen.

    Luft würde ich dann zwar dennoch lassen, aber so mehr für das gute Gefühl.

  • Habe ich den Raum dann eigentlich gut behandelt oder ihn bereits total überdämpft und mehr kaputt gemacht als gut?

    Mit diesen Absorberdicken bist du in der Raumbehandlung gang vorne dabei und es wird gut trocken werden. Muss man mögen.

    Ich mag das. Aber ich habe eine Bekannte, die meinte in dem Raum klappen ihr die Ohren zu und sie findet das ungewohnt. Ist so eine heimelige Lounge-Atmosphäre, die echten Kinos sind ja auch stark bedämpft.


    Je mehr Kanäle im Surround, umso mehr ist DEDE richtig. LEDE ist eher für reine Stereowiedergabe. Ich habe zwar auch 3 Diffusoren an der Rückwand, aber eher für die Optik, im Klang habe ich nicht wirklich einen Unterschied bemerkt. Eher das durch die Montage der paar Diffusoren und den 12 DBA-Boxen (die doch einiges an Fläche einnehmen, was vorher bedämpft war) die Nachhallzeit wieder angestiegen ist. Das fällt in der Praxis zwar nur auf, wenn man mitten im Film auf Pause drückt und es dann noch noch länger nachklingt als ich es davor gewohnt war. Aber es fällt negativ auf.

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