Wände bearbeiten um Schallübertragung zu vermeiden

  • Hallo zusammen,


    aktuell beschäftigt mich die Frage wie ich die Wände in meinem künftigen Kinoraum behandeln könnte, um so ungewollte Schallübertragung ins darüber liegende Stockwerk zumindest etwas in den Griff zu bekommen. Doch vielleicht zur Ausgangssituation von der ich spreche:


    Das Kino soll klassisch in einem Kellerraum entstehen. Aktuell ist dort eine schlecht schließende, alte, dünne Tür mit Glaseinsatz (einfach verglast) verbaut - also denkbar schlechte Voraussetzungen. Bei ersten Tests mit (meinem persönlichen) Maximalpegel konnte ich Folgendes feststellen:
    Lärm im EG: Deutlich hörbar, jedoch hauptsächlich Höhen und Mitten - Ich gehe davon aus, dass diese Problem mit dem Einbau einer Schallschutztüre mit 42dB Wirksamkeit insoweit beseitigt ist, dass der restliche wahrnehmbare Pegel von meiner besseren Hälfte tolleriert wird ;)
    Vibration im EG: störender ist da die Tatsache, dass (speziell bei Musik) der Bass dauerhaft am Boden im EG spürbar und ziemlich nervig ist.
    Lärm im OG (Schlafräume): selbst mit der jetzigen Türe im HK Raum ist es im OG kein Problem. Nachdem die Schallschutztüre installiert ist bin ich mir sehr sicher dass es die anderen Familienmitglieder keineswegs mehr stört.
    Vibration im OG: Kein Problem.


    Das bedeutet, dass mein Hauptproblem in der Vibration des Bodens im EG liegt. Ich und auch meine Frau haben nun nicht den Anspruch dieses Problem restlos beseitigen zu wollen (da dies sicherlich nur mit enormen finanziellem und baulichen Aufwand möglich wäre) Es soll vielmehr darum gehen, was ich im Zuge der Umbauarbeiten berücksichtigen kann um dem Problem ggf. teilweise Herr zu werden.
    Eine Raum im Raumlösung wäre hier sicherlich das Optimum. Diese Variante fällt jedoch aus den eben genannten beiden Gründen raus.
    Die Decke abzuhängen wäre ggf. auch eine Möglichkeit, doch hier kommt das übliche Kellerproblem zum Tragen. Die Deckenhöhe beläuft sich aktuell lediglich auf 2,10 Meter. Platzfrässende Maßnahmen an der Decke sind damit auch raus.
    Einen Effekt von dem ich mir ein wenig Verbesserung erhoffe ich die Akkustikbehandlung (Absorber, Basotect, ggf. Folienschwinger und die Installation einer DBA Lösung) des Raumes an sich. Darüber hinaus gilt es jedoch relativ bald Strom- Lautsprecher- und Signalleitungen im Raum zu verlegen. Die klassische Möglichkeit wäre, die Wände danach wieder zu verputzen. Eine andere Idee kam auf, als ich mit zwei Freunden die mir bei der Umsetzung zur Hand gehen werden, über die Maßnahmen im Raum diskutierte. Wäre es evtl. sinnvoll die Decke und ggf. alle Wände mit Holzfaserplatten (z.B. von Steico) zu beplanken um so die bestehenden Wände vom Schall im Raum zu entkoppeln ? Die Platten gibt es in unterschiedlichen Dichten und damit unterschiedlich stark absorbierend. Damit würde zudem das Schlitzschlagen entfallen, da sämtliche Kabel und Leitungen unter eben jenen Platten verlegt werden könnten. Die Platten gibt es zudem verputzbar.


    Wenn das aus eurer Sicht zur Verbesserung meines weiter oben beschriebenen Problems beitragen könnte, so frage ich mich nach welcher Materialdichte ich idealerweise Ausschau halten sollte. Gilt hier je weicher desto besser ?
    Darüber hinaus wäre die Frage, wie diese Platten an Wände und Decke angebracht werden sollten um nicht erneut schallübertragende Stellen zu erzeugen. Wären hier gummigelagerte Dübel sinnvoll oder sollten die Platten besser flächig geklebt werden ?
    Wie würdet ihr die Auswirkung auf die Akkustik im Raum beurteilen ? Aktuell ist der Raum sehr hallig mit extrem langen Nachhallzeiten.


    Danke vorab für eure Tips,


    Gruß,
    Jan

  • Hallo Jan,
    bei mir war ja Schallschutz ganz oben im Pflichtenheft. Von daher kann ich Dir schon ein paar Tipps geben. Einfach wird die Sache aber nicht.



    Wäre es evtl. sinnvoll die Decke und ggf. alle Wände mit Holzfaserplatten (z.B. von Steico) zu beplanken um so die bestehenden Wände vom Schall im Raum zu entkoppeln ?


    Das wäre aber dann quasi eine Raum-in-Raum-Lösung. Ich kenne zwar diese Platten nicht, aber wenn Du sowas machen willst, dann empfehle ich dafür spezielle Schallschutzgipskartonplatten z.B. Diamant von Knauf, doppellagig verbaut (2x12,5mm). Wichtig für Schallschutz, besonders beim Bass, ist die Masse und so eine Platte mit 12,5mm Stärke wiegt über 25 kg!



    Darüber hinaus wäre die Frage, wie diese Platten an Wände und Decke angebracht werden sollten um nicht erneut schallübertragende Stellen zu erzeugen. Wären hier gummigelagerte Dübel sinnvoll oder sollten die Platten besser flächig geklebt werden ?

    Auf keinen Fall dürfen solche (oder andere) Platten flächig aufgeklebt, sondern müssen von Wand und Decke entkoppelt sein. Das Entkoppeln ist der eigentliche Schallschutzeffekt (Raum in Raum). Dazu hat Knauf für seine Platten für die Decke spezielle dafür gedachte Abhänger, welche bestmöglich entkoppeln und für die Wände lässt man einfach ein paar Zentimeter Abstand ohne Verbindung zur Mauer. Einen Raumverlust von 10cm für jede Wand/Decke musst Du einplanen.



    Einen Effekt von dem ich mir ein wenig Verbesserung erhoffe ich die Akkustikbehandlung (Absorber, Basotect, ggf. Folienschwinger und die Installation einer DBA Lösung) des Raumes an sich


    Ein DBA könnte auf jeden Fall was bringen, der Rest eher nicht. Der Übertragung ist es egal, wo im Raum der lauteste Bass ist. Durch das DBA wird der Bass im Raum vergleichmäßigt, so dass die maximale Lautstärke (vorher bedingt durch angeregte Raummoden) insgesamt zurückgeht.



    Vibration im EG: störender ist da die Tatsache, dass (speziell bei Musik) der Bass dauerhaft am Boden im EG spürbar und ziemlich nervig ist.


    Kann es sein, dass der Estrich im EG nicht schwimmend verlegt ist? Normalerweise findet die Übertragung des Basses eher über die Mauern statt.



    Lärm im EG: Deutlich hörbar, jedoch hauptsächlich Höhen und Mitten - Ich gehe davon aus, dass diese Problem mit dem Einbau einer Schallschutztüre mit 42dB Wirksamkeit insoweit beseitigt ist, dass der restliche wahrnehmbare Pegel von meiner besseren Hälfte tolleriert wird ;)


    Ja, sehr wahrscheinlich, besonders wenn Du ein offenes Treppenhaus hast. Ganz wichtig ist auch ein fachgerechter Einbau der Türe. Beim Schallschutz ist es immer so, dass das schwächste Glied der Maßnahmen zählt. In der Regel sind das auch die Türen und Fenster. Unter diesem Aspekt würde ich auch sagen, dass wenn Du die Decke behandelst, die Wände unbedingt mit machen solltest.

  • Hallo,


    und auch bei diesem Thema vielen Dank für deine umfangreichen Ratschläge! :respect:


    In den meisten Punkten bestätigst du genau das was ich vermutet habe. Ob der Estrich nicht schwimmend verlegt wurde kann ich dir nicht sagen (gebrauchte Immobilie). Und selbst wenn, so könnte ich wohl auch nicht wirklich etwas daran ändern :-(


    Das Argument mit "nur Masse hilft" kann ich verstehen. Aber wäre nun eine schallharte Oberfläche (Knaufplatten) oder ggf. eine weichere Oberfläche (die zeitgleich absorbiert) sinnvoller ? :think:


    Zitat

    und für die Wände lässt man einfach ein paar Zentimeter Abstand ohne Verbindung zur Mauer.


    Ich frage mich bei "Raum in Raum" Diskussionen schon immer, wie man eine zweite Wand aufbauen soll die keine Verbindung zur Originalwand hat. Wie soll das gehen? Selbst wenn ich mit einer Latten Unterkonstruktion arbeite und diese mit Basotect o.ä. von der Wand entkopple, so bleibt doch noch immer die Schraube die die Latte im Dübel in der Ursprungswand hält als Schallbrücke, oder nicht ?!


    Wo liegt hier mein Denkfehler ?


    Gruß,
    Jan

  • Zitat

    Aber wäre nun eine schallharte Oberfläche (Knaufplatten) oder ggf. eine weichere Oberfläche (die zeitgleich absorbiert) sinnvoller ? :think:


    Die Knaufplatten sind eine SCHALLSCHUTZTECHNISCHE Maßnahme. Was RAUMAKUSTISCH notwendig ist, ist ein eigenes Thema. Da gelten die üblichen Maßnahmen wie bei einer normalen Wand auch, also Absorber wirst Du natürlich trotzdem noch brauchen.


    Zitat

    Ich frage mich bei "Raum in Raum" Diskussionen schon immer, wie man eine zweite Wand aufbauen soll die keine Verbindung zur Originalwand hat. Wie soll das gehen? Selbst wenn ich mit einer Latten Unterkonstruktion arbeite und diese mit Basotect o.ä. von der Wand entkopple, so bleibt doch noch immer die Schraube die die Latte im Dübel in der Ursprungswand hält als Schallbrücke, oder nicht ?!

    Die Wände sind in Verbindung mit der Decke selbsttragend, das ist kein Problem, auch nicht bei Trockenbau. An den Türen und Fenstern besteht natürlich eine Verbindung, das lässt sich nicht verhindern. Die Bodenprofile werden auf den Estrich gedübelt (Dämmband dazwischen) und darauf die Wand aufgesetzt. Wichtig wäre natürlich auch, dass der Estrich im Kinoraum schwimmend verlegt ist und keine Verbindung zu den Wänden hat.
    Die Decke ist mit den Wänden verbunden, muss aber nach oben befestigt werden mit diesen speziellen Direktschwingabhängern, die auf bestmögliche Entkopplung konstruiert sind.






    Bei mir hat das Ergebnis sehr zufriedenstellend funktioniert. Auch wenn seltsamerweise es noch nie einer meiner Besucher in einem Bericht erwähnt hat, war bisher noch jeder vom Ergebnis sehr überzeugt.

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