Auslöschung durch Reflektion? Verständnisfrage:

  • Habe da mal wie im Titel beschrieben eine Verständnisfrage:


    Ich lese öfters, dass es durch Reflektion zu Auslöschungen kommen kann.


    Wenn jetzt ein Lautsprecher einen Ton, z.B. ein kurzes Ping ausgibt, dann ist doch der Ton "schneller" an meinem Ohr als die Reflektion. Wie kann die später eintreffende also den Ton "verändern?


    Da hakt es bei mir noch.


    Danke für jeden Input!
    Arne

  • Das ist -Frequenz bedingt- eher ein 'Bumm' als ein 'Ping', aber selbst bei hohen Frequenzen sind Reflektionen kontraproduktiv, äußern sich nur anders. Da gibt es eher die sog. Erstreflektion, die bei der Abstrahlung eines Lautsprechers dicht an der Wand entsteht und z.B. für zischelnde "S"-Laute sorgt.


    Aber -egal ob Bumm oder Ping- für Dich ist der Ton relativ kurz, in Wirklichkeit sind das aber bereits viele Schwingungen, die nacheinander kommen. In gängigen Wohnzimmer fliegt der Schall (bei angenommenen 5m Strecke) etwa 60x pro Sekunde vom einen Ende zum anderen Ende des Raumes. In dieser Zeit sind das sehr viele Wellenberge und Wellentäler, die da umher schwappen und gerade im Tieftonbereich (genauer unterhalb der so genannten Schröderfrequenz) machen sich diese Effekte bemerkbar.


    Wenn sich dann also die Wellenberge an einem Punkt ungünstig treffen (z.B. die positive und die negative Welle) löschen sie sich aus oder (wenn zwei positive Berge überlappen) eine furchtbar übertriebene Überhöhung.


    Es geht beim Problem der Raummoden also um ein kontinuierliches Signal, das aus vielen Schwingungen besteht, auch wenn es sich für Dich nur sehr kurz anhört.

  • Das mit dem überlappen ist mir soweit verständlich, unklar ist mir einfach noch genaugenommen der Anfang eines Signals, egal ob Ping, Pong oder Bumm: Vielleicht habe ich ja auch da meinen Denkfehler:
    Das direkte Signal kommt doch etwas früher an als die Reflektion? Oder ist der Zeitunterschied so gering, dass eine extreme Überlappung ein Signal komplett auslöschen könnte?


    Beim Bass kann ich mir das aufgrund der Länge der "Wellen" nnoch vorstellen, jedoch bei höheren Tönen noch nicht so (deshalb das Ping :D )

  • Was die stehenden Wellen betrifft, so handelt es sich ja immer um sehr große Abatände die z.B. durch eine Raumlänge von 5,5 m entstehen.
    Es ist die Überlagerung der Schallwellen im Bassbereich.


    Wenn der Abstand von Seitenwand oder Boden sehr viel geringer ist, so spricht man von >>> Interferenzen. Führt de Überlagerung zu einer Überhöhung so spricht man von einer konstruktiven Inteferenz. Löschen sich die Schallwellen gegenseitig aus so handelt es sich um eine destruktive Inteferenz.


    Wenn der Schall durch die Seitenwand einen Umweg von sagen wir 1 Meter nehmen muß, so überlagert er sich bereits nach weniger als 3 Millisekunden.
    Für gewöhnlich hält der Ton natürlich deutlich länger an damit wir ihn wahrnehmen können. :heilig:

  • ...Das direkte Signal kommt doch etwas früher an als die Reflektion? Oder ist der Zeitunterschied so gering, dass eine extreme Überlappung ein Signal komplett auslöschen könnte? ...

    Du hast immer noch nicht realisiert, dass der gehörte und erkannte 'Anfang' des Signales ja nicht dem ersten Durchlauf des Schalles antspricht. Dann sind schon die ersten 20, 40 oder mehr Reflektionen in und her gelaufen.


    Wenn Du jetzt -z.B.- einen Brummton hast, ich nehme mal das fiese Brummen von Magneto aus X-Men und seinen Angriffen auf irgendwelche bedauernswerte Metallteile... wenn dieses Brummen also durch Dein Wohnzimmer schießt, hast Du rein theoretisch bei der ersten Welle, also nach ca. 10 Millisekunden (wenn man davon ausgeht, dass Du etwa 3m von Deinem Sub entfernt sitzt) eine perfekte Wiedergabe. Dann schlägt der Schall an der Rückwand Deines Wohnzimmers an, schwappt zurück und ist nach wiederum ein paar Millisekunden wieder bei Dir. Und schon ist der perfekte Klang durch den reflektierten Schall beeinflusst.


    Was Du Dir also als 'etwas früher ankommend' vorstellst, kann Dein Gehör gar nicht wahrnehmen. Du hörst immer Reflektionen, weil jedes Signal bereits nach Millisekunden aus einem Mix besteht. Und ja, gerade eben im Tieftonbereich sind diese Überlappungen extrem auffällig.


    Bei höheren Frequenzen ist dieses Raummodenproblem nicht mehr in dieser Form hörbar, weil sich die Wellenberge und -täler in so kurzen Abständen überlagern, das Du das nicht mehr erkennen kannst. Bei 10.000 Hz hast Du alle 3,3 Millimeter im Raum ein Wellenberg und ein Wellental. Da gibt es keine Abstände mehr, wo Du diese Überhöhungen oder Absenkungen bewusst wahr nehmen könntest.

  • Ja genau, gut erklärt übriges. Das Gehör verarbeitet zeitlich und spektral anders, als das Mikrofon die Spannungswerte an den Bildschirm malt. :zwinker2:


    Wenn du genauer verstehen willst, wie die meisten Leute den Schall wahrnehmen, empfehle ich dir ein gutes Kapitel Psychoakustik zu lesen.

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