Asteroid City

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    Von dem Regisseur, der Grand Budapest Hotel gefilmt hat. Ich freue mich.

  • Noch nichts außer dem Trailer? Gibt's doch gar nicht :)


    Film: 8/10 - Eigentlich ist mit "Wes Anderson" alles gesagt, was der geneigte Bewegtbildkonsument wissen muss. Im Gegensatz zum Grand Budapest Hotel ist Asteroid City etwas sperriger, was sich in Kritiker- wie Zuschauerbewertungen widerspiegelt. Wo das gesagt ist - man bekommt exakt was man bei Anderson erwarten darf, die Dosis ist möglicherweise noch höher als sonst.

    Anderson lässt uns daran teilhaben, wie der Schriftstellers Conrad Earp (Edward Norton) sein neuestes Bühnenstück fertigstellt. Moderiert vom nicht namentlich genannten TV-Ansager Bryan Cranston werden der Handlungsort - die fiktive Wüstenstadt Asteroid City - und die Grundzüge der Handlung eingeführt. Das ist insgesamt doch reichlich trocken, so dass wir im Folgenden Szene für Szene des Stückes zu sehen bekommen. Allerdings nicht im Theater sondern in der "tatsächlichen" Kleinststadt. Hier kommen die Charaktere im Jahre 1955 nacheinander an, nehmen sie doch am "Asteroid Day" teil. Während der von der "United States Military-Science Research and Experimentation Division" gesponsorten Feier werden unter anderem Nachwuchswissenschaftlar bzw. Wunderkinder für ihr Projekt ausgezeichnet. General Gibson (Jeffrey Wright) führt durch die Veranstaltung, doch zwischendurch passiert etwas Unvorhergesehenes, so dass das Militär das Dorf für eine Woche hermetisch abriegelt. Jaja, Corona: Anderson sagt zu diesem Handlungselement übrigens, dass es das ohne Pandemie so nicht gegeben hätte. Und so weiter. Und so weiter.

    In Asteroid City sind es eher ganz viele Mini-Episoden, die durch den größeren Plot miteinandner verbunden werden und so spielt die eigentliche Geschichte eher eine untergeordnete Rolle. Das liest sich etwas befremdlich, spiegelt sich möglicherweise aber in den nicht so begeisterten Reviews wider. Ein Schulbus mit begabten Kindern, ein verwitweter Kriegsfortograf (Jason Schwartzman) mit seinen vier Kindern (u.a. dem ausgezeichneten "Brainiac" Jake Ryan), dessen schlecht gelaunter Schwiegervater (Tom Hanks), die Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson) mit ihrer ausgezeichneten Tochter Dinah (Grace Edwards), ... und der wissenschaftlichen Leiterin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton).

    Große Namen ohne Ende und hier nicht mal vollständig. Entgegen dem MCU ist das bei Anderson aber kein Schaulaufen - jeder Charakter spielt tatsächlich einen Charakter, hat ausreichend Screentime um wirklich zu spielen und keine Figur wirkt flach (außer, wenn gewollt).

    Es gibt noch so viel zu sagen, aber das würde einem Zerreden gleichkommen - und außerdem werde ich mich noch zum Bild auslassen - so dass ich es bei diesem Anteasern an dieser Stelle belasse.


    Bild: 8/10 - Anderson zeigt die Sequenzen im TV Studio bzw. rund um die Entstehungsgeschichte des Theaters in zwei scharfen aber rauschigen schwarz-weißen Seitenverhältnissen, der "Academy Ratio" 1.37 : 1 und in 16:9. Davon abgesetzt spielt der Film in pastelligen Farbtönen im Seitenverhältnis 2.39:1. Auch das ziemlich scharf, auch das recht körnig. Anderson lies seinen Stammkameramann Robert D. Yeoman analog filmen und so dürfen wir eine Kodak-Farbpalette sehen, die es in sich hat. Ich persönlich finde die Schwarzweiß-Teile so scharf, dass es beinahe überschärft wirkt und auch die farbigen Teile ausgesprochen scharf. Man sollte sich vom pastelligen Look nicht in die Irre führen lassen, der Fokus sitzt immer auf den Punkt und die Blende offenbart stets die Menge Hintergrundinfos, die das kreative Duo der jeweiligen Szene zugestanden hat. Ein wirklich schönes Bild.

    Die Stadt-Kulisse wurde in Spanien aufgebaut und Anderson wollte harte Wüstensonne als Beleuchtung haben. Außer Bounce-Cards gibt es also nur eine Lichtquelle von oben und dadurch allzeit satte Farben, künstlich gebräunte Charaktere und Pastell ohne Ende dass es mitunter in den Zähnen zieht. Die Kulisse hält eine bemerkenswerte Balance zwischen total künstlich und echt dass es eine wahre Freude ist und Anderson gelingt es sogar, Stop-Motion Aufnahmen in seinen Film hineinzuflechten.

    Schließlich und endlich gebührt der letzte Absatz der umwerfenden Kameraarbeit. Natürlich gibt es Schnitte, aber eigentlich gibt es immer nur die eine Kamera, die in Vielfachen der bewährten 90° Schwenks operiert, zoomt und Kamerafahrten vollführt. Cranston erzählt von einer sehr familiären Stimmung am Set und die mitunter fantastischen Sequenzen sind ein bildgewordenes Zeugnis der aufwendigen Planung mit Hilfe aller Anwesenden. Ich würde hier wieder mit Zerreden starten, was ich einfach sein lasse. Stattdessen sei euch "The Look of Asteroid City" der Filmmakers Academy unbedingt ans Herz gelegt.


    Ton: 7/10 - was Yeoman an der Kamera, das ist Alexandre Desplat im Orchestergraben - die Stammbesetzung bei Anderson. Tatsächlich lässt sich zum Ton gar nicht viel sagen. Desplat tupft in die pastellige Welt der Asteroid City nur wenige Noten, die auch kaum im Ohr bleiben. Was ich gerne als Kritik anführe, meine ich hier als Kompliment. Es gibt so viel Dialog über die Ohren und sooo viel Bild über die Augen aufzunehmen, dass mehr Musik einfach abgelenkt hätte. Dazu gibt's dezente Räumlichkeit, LFE bei den Atombombentests, alles solide, alles nicht so wichtig wie Sprache.

    Apropos, die gibt es natürlich sehr reichlich. Viele Figuren kommen mit ihren eigenen Akzenten daher, die nicht immer leicht zu verstehen sind. Dazu wurde der Regler für surreal-absonderlich zwischendurch über 10 hinaus aufgerissen und beschert uns absolut schräge Mono- und Dialoge. Obacht: Klare Sätze gibt's hier kaum. Und so schließe ich den Ton mit einem zauberhaften Zitat aus der Welt des Autors Conrad Erp "You can't wake up if you don't fall asleep"

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