Aktive vs. Passive Lautsprecher - Glaubenskrieg oder Daseinsberechtigung

  • Ich finde bei vollaktiven Aufwand/Betrieb,

    die vernünftige Auswahl der Endstufen der Zweige für mich am „Schwierigsten“.

    Im Sinne...

    ...vom Aussehen/Optik (gleiche/unterschiedliche Endstufen)

    ...Digital/Analog, eventuelle hörbare Klangunterschiede

    ...Auswahl der Leistungsabgaben.

    ...unterschiedliche Eingangsempfindlichkeiten und Verstärkungsfaktoren.

    Von meiner Seite aus geh ich den aktiven „einfacheren“ /faulen Weg und stell alles per DSP ein. Auch um mal einen anderen LS oder Konzept zu testen.

    Und das mit fast identischen Endstufen je nach Zweig. Da kann es schon irrsinniger Weise passieren, nur zwecks der Optik, das da ne Endstufe mit 200-400W auf den Hochtöner losgelassen wird .Was kein Mensch und vor allem kein Hochtöner braucht🤷‍♂️

    Der Aufwand von der Kabelei und Einstellung ganz zu schweigen 😥

    Ob nun passiv/aktiv besser ist, mach ich mir jedenfalls keinen Kopf🤓

  • Ich hatte das Thema auch mit dem Jochen besprochen.

    Was ist besserer Klang? Die Frage ist gar nicht einfach zu beantworten und ich würde eher die Frage drehen in: Was klingt richtiger!

    Und richtiger heißt nicht gleichzeitig besser. Hören kann man lernen. Es gibt Klavierstimmer, die ihr Handwerk mit den Ohren besser verstehen als mit Messgeräten - klingt verrückt, ist aber so.

    Genau so kann ein Lied mit flascher Phase usw. besser gefallen. Für mich z.B. ist da ein Super Beispiel die High End Stockfisch Records.

    Die klingen auf hochwertigen passiven Anlange oft echt gut und gefällig. Hört man die aber in einem "richtigen" Setup mit passender Raumakustik merkt man ganz schnell: Das ist ScheibenMusik. Stimme Mitte, Gitarre Links usw.

    Da gefallen mir die Aufnahmen deutlich schlechter als auf einer eigentlich schlechteren Anlage.


    Insofern ist besser / schlechter extrem subjektiv. Richtig oder falsch wäre eher die richtige Beschreibung. Ich höre z.B. aus dem Gund Lieder die ich zum Testen nehme sehr viel über Kopfhörer. Hier wird zumindest der Raum so weit es geht ausgeblendet und ich kann erahnen und üben was der Raum macht, was der Lautsprecher macht usw. Das ist aber wirklich training.

    Dadurch habe ich aber schon ganz oft Kinos zerlegt, weil ich mit 1-2 Lieder sagen konnte, dass hier was ganz und gar nicht stimmt. Das zeigt eine Messung nicht zwangsläufig.


    Hier glaube ich schon, dass es Aktiv einfacher ist ans richtige ran zu kommen.

  • Ja das einnorden mit einem Kopfhörer vorab ist definitiv eine gute Grundlage. Dazu wenig Pegel vorab, ausschlafen und viel trinken. Die Bewertungscd's der aya und Emma mit Anleitung dazu sind durchaus eine gute Übung um diverse akustische Bewertungskriterien zu erlernen und das Hören zu üben.


    Die Grenzen sind am Ende da fließend, die meisten Anlagen wollen ja garnicht als seziermesser oder Werkzeug benutzt werden. Ich finde es auch wichtig den Unterschied zu kennen und sich bewusst für richtig oder besser entscheiden zu können. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten so richtig richtig ja auch garnicht möchten. Es führt am Ende ja oft dazu an vielen Musikstücken und Filmen die Freude zu verlieren. Dafür gibt es dann mal echte Highlights, aber die sind rar gesäht. Am Ende liegt der Weg sicher wie oft irgendwo dazwischen, je nach Prämisse zur einen oder anderen Richtung.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Kopfhörer erzeugen sowohl tonal als auch räumlich etwas anderes als Lautsprecher (2 im stereodreieck).

    Kann man zwar mit crossfeed etwas ausgleichen aber es bleiben 2 paar Schuhe.


    Genauso "funktioniert" eine kunstkopfaufnahme nicht mit Lautsprechern.


    mfg

  • Das ist schon richtig, da das akustische Gedächtnis aber so kurz ist, finde ich es durchaus eine mögliche Methode immer wieder zu vergleichen und dabei eine konstante als vergleichsbasis zu erhalten, die man jederzeit reproduzierbar vorab abrufen kann.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Für Entwickler und Bastler ist der Vorteil sicher, dass jeder einzelne Weg per DSP umfangreich manipuliert werden kann. Bei passiven LS muss dies umständlicher über die Anordnung und Weiche umgesetzt werden.


    Für mich als reiner Anwender, der es gerne nach dem KISS Prinzip hält, wollte ich eigentlich keine aktiven LS: Viele Endstufen, DSPs ist ein größerer Aufwand, jedes weitere Gerät eine weitere, potentiale Problemstelle, wo man irgendwann Hand anlegen muss.


    Ursprünglich überlegte ich sogar die HKV1615 passiv zu bauen.

    Aber mit den Hypex Modulen, hält sich der Aufwand in Grenzen.

    Das Konfig File von Jochen eingespielt, per integrierten DSP die LS 1x grob vor entzerrt, damit die Einmessung später weniger Arbeit hat.
    Die Hypex schalten sich automatisch ein und aus, wenn ein Signal im Eingang anliegt, seit der Einrichtung nix mehr angegriffen.

    Läuft, sind genau so wenig Aufwendig, wie Passive.

    Hoffe natürlich, dass die ganze Zusatzelektronik der Hypex nicht irgendwann zu zicken beginnt ;)

  • Anstatt das Eine gegen das Andere zu stellen könnte man auch beide Welten kombinieren um den Nutzen zu vergrößern :opi::

    # obwohl aktiv getrennt und entzerrt zusätzlich einen Spannungsteiler und/ oder Hochpass vor einem HT-Horn um Rauschen zu minimieren und den HT zu schützen (vgl. z.B. JBL M2)

    # mit einem 2 Wege Modul einen 3 Wege LS aufbauen. Den HT und MT mit einer einfachen Weiche passiv trennen (eine serielle Weiche würde sich anbieten) dann über alles entzerren und die aufwendige/ passiv teure Trennung zum TT aktiv vornehmen.

  • Ja, das ist eine Möglichkeit. Aber eine aus meiner Sicht völlig krude Geschichte, da die beiden relevanten Argumente für Passiv, nämlich Kosten und zusätzlicher Platzbedarf, wegfallen.

    Nicht unbedingt. Ich bin im Car-Hifi tatsächlich eine Zeit lang so gefahren. Warum?


    1. Passive Trennung klang für mich besser, ich hatte viele der Bauteile zudem auch schon

    2. Ein Endstufenkanal pro Chassis hat dennoch Vorteile

    3. Zudem ist so Laufzeitkorrektur der Chassis zueinander möglich, was im Car-Hifi ein extrem großer Vorteil ist


    Mittlerweile bin ich da aber auch bei vollaktiv angelangt. Zuhause auch.

  • Das Thema sollte man nicht so dogmatisch sehen, da letztendlich die konkreten Anforderungen die beste Lösung bestimmen.

    Für die meisten im DIY Bereich ist aktiv/digital zu komplex, allenfalls fertige Plate-Aps kommen hier in Frage.

    Ich persönlich würde auch nicht mehr passiv bauen.

    In der Praxis exitieren aber oft auch Mischformen, wo z.b. nicht alle Wege aktiv ausgeführt werden oder aber im HF zumindest ein Kondensator den Treiber schützt und das Leerlaufrauschen mindert.

    Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil der Aktivtechnisch ist auch der gesamte Bereich Limiter, womit man die Endstufen genau auf die Treiber (falls digtal dann in Software) abstimmt und so sicher im Grenzbereich betreiben kann – was passiert wenn man das nicht hat oder nicht korrekt konfiguriert, konnte man bei einem auf Youtube bekannten Installer sehen, der so teure Hochtöner zerstört hat.

  • Hallo Wooderson,

    diese Gefahr kenne ich auch und kann bestätigen das ein solch verhängnisvoller Fehler schnell geschehen ist. Insbesondere an einer 8-Kanal Endstufe wie der Crown CT 875 -bei mir zuständig für die Ansteuerung meiner JBL HT- u. MT-Treiber muss man höllisch aufpassen. Gottseidank ist mir bisher dieses Unglück nicht passiert.

    Nach irgendwelchen Arbeiten teste ich aber auch grundsätzlich mit Rosa Rauschen - und sehr niedrigen Pegel was sehr selten der fall ist.


    Gruß

    Willi


    PS: Ich bin nach wie vor mit meinen Crown's (CT 875 u. 4150) mehr als zufrieden! :)

  • m HF zumindest ein Kondensator den Treiber schützt und das Leerlaufrauschen mindert.

    Hast Du dazu Details. Würde mich interessieren.

    ist auch der gesamte Bereich Limiter, womit man die Endstufen genau auf die Treiber (falls digtal dann in Software) abstimmt und so sicher im Grenzbereich betreiben kann

    Auch hier, hast Du da ein paar Details, Links, Empfehlungen, wie man das macht.

  • Ah ok, das war mir nicht bekannt! Somit bist du voll im Thema....:big_smile:

    Bzgl. Restrauschen kenne ich die angesprochene Vorgehensweise mit einem Kondensator vor dem HT auch nicht. Ich will aber keine passiven Bauteile mehr haben. Mit einer (guten!) regelbaren Endstufe kann man selbst bei Chassis mit sehr hohem SPL auf praktisch "0-Rauschen" kommen. In meinem Raum bin ich umgeben von 9 JBL-Chassis und ich höre kein Rauschen. Die Crown's machen halt einen verdammt guten Job!:respect:


    Gruß

    Willi

  • Hast Du dazu Details. Würde mich interessieren.

    Bei einer Kombination aus wirkungsgradstarken HF (z.b. Kompressionstreiber) und aktiver Ansteuerung wird besonders in kritischen Hörumgebungen (dazu zähle ich ein Heimkino, aber auch Studio, etc) oft eine passive Vorfilterung vorgenommen. Das ist meist ein Hochpass 1. Ordnung (= 1x Kondensator), ggfs unterstützt von einem Spannungsteiler (= 2x Widerstände in Reihe + Parallel). Darüber wird dann der aktive Filter gelegt mit einer akustischen Zielfunktion, um die Flanke zu bekommen, die man haben will. Damit erreicht man:

    • Absenkung des Leerlaufrauschens, durch die Pegelabsenkung, ggfs wird dadurch auch Amp und DAC Ausgang im rauschärmeren Bereich betrieben
    • Betriebssicherheit, da der angeschlossene Treiber durch den passiven Filter grundlegend geschützt ist.

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