Heimkino-Optimierung „Binaptikum 4K“ durch Andreas Willig

  • Heimkino-Optimierung „Binaptikum 4K“ durch Andreas Willig


    Nach mehreren Anläufen hat es nun endlich geklappt, Andreas Willig in meine heimischen Gefilde einzuladen und von ihm für mein Keller-Heimkino „Binaptikum 4K“ eine akustische Optimierung durchführen zu lassen. Meine gemachten Erfahrungen und Eindrücke mit dem Klang-Tuning möchte ich hier nun mit Euch teilen.


    Ich kenne Andreas schon sehr lange über das Hifi-Forum, indem er eines seiner größeren Bauprojekte in Berlin in einem Baublog präsentierte. Schon damals war ich von seiner akribischen Arbeit und akustischen Perfektion sehr beeindruckt. So verfolgte ich in den letzten Jahren viele seiner professionellen Klangoptimierungen von Heimkino- und Stereo-Systemen mit wachsendem Interesse.


    Nachdem nun in meinem Heimkino keine größeren baulichen Veränderungen mehr anstanden und ich mich aus zeitlichen Gründen nicht so sehr mit eigenen Messungen und der zwingenden Aneignung entsprechenden Basis-Wissens anfreunden konnte, fiel der Entschluss, die Optimierung in Andreas fachlichen Hände und vor allem in seine Ohren zu legen. Und wie wichtig gerade das „Ohr“ ist, davon konnte ich mich selbst während der Optimierung auf äußert eindrucksvolle Weise überzeugen.


    Auch war ich sehr darauf gespannt, endlich einmal von fachmännischer Seite eine ehrliche Einschätzung meiner bereits durchgeführten akustischen Maßnahmen und Optimierungen zu bekommen. Mein Raum ist ja bereits mit allerlei selbstgebauten Breitband-Absorbern und Skyline-Diffusoren an Wand, Decke, Seitenwänden und Ecken ausgestattet.

    Von technischer Seite war als Ausgangssituation eine Audyssey MultEQ XT32 Einmessung nach der 101-Methode am Denon AVC-X8500H und eine LFE-Entzerrung mittels eines DSP-Signal-Prozessoer „DSPeaker Antimode Cinema“ von Andreas vorzufinden.


    Zuerst musste also entschieden werden, ob man auf meiner bestehenden Audyssey-Einmessung aufbauen und diese dann optimieren kann, oder ob eine komplette Neu-Einmessung erforderlich ist.

    Die klangliche Basis war laut Andreas im Bereich der Deckenlautsprecher Front Heights / Rear Heights (4 x „Jamo D8SUR“) und Top Middles/Top Surround/Center Height (4 x „Jamo D500LCR“) schon durchaus gut vorhanden, die untere Ebene, vor allem die beiden Front-Lautsprecher „Jamo Concert 11“ und die beiden geschlossenen Subwoofer „SVS SB3000“, mussten aber noch einmal komplett neu abgestimmt werden. Als sehr problematisch erwies sich anfangs der Center-Lautsprecher „Jamo Concert Center“ (D8CEN), der sogar erst einmal auf Funktionsfähigkeit geprüft werden musste. Mir fiel schon seit längeren auf, dass der Center recht muffig klang und eigentlich im Hochton und Mittelton recht viel vermissen lies. Andreas äußerte sogar den Verdacht, dass Hoch- und Mitteltöner defekt seien, was wir aber durch einige Vollbereichs-Mess-Sweeps glücklicherweise entkräften konnten. Die Audyssey-Einmessung hatte beim Center wohl einige Probleme, dennoch konnte meine bisherige Audyssey-Messungen als Basis für die eigentliche Optimierung verwendet werden, was die ersten Carma-Messungen bestätigten.


    Als erstes wurden sämtliche Pegel und Entfernungen aller Lautsprecher genauestens ermittelt und korrigiert. Hier wurde alles auf den Zentimeter genau angepasst und immer wieder gegen gemessen.

    Anfangs war ich schon etwas verwundert, da Andreas als erstes die Schrittweite im AVR von „10cm“ auf „1cm“ geändert hatte. Von der Unterschieden und Auswirkungen dieser zentimeterweisen Anpassungen konnte ich mir selbst anhand der diversen Testsignale ein Bild machen. Für mich wirklich sehr lehrreich und äußerst beeindruckend.

    Danach wurden die beiden SVS-Subwoofer in die Front integriert. Das eigens dafür angeschaffte miniDSP 2x4HD hatte allerdings einen Hardware-Defekt, was mit einem Austauschgerät von Andreas schnell nachgewiesen werden konnte. Da das bestehende DSPeaker Antimode Cinema jedoch bereits eine ausgezeichnete Korrektur verrichtete, wurde auf eine miniDSP-Integration verzichtet. Alle LFE-Optimierungen wurden dann über die Audyssey-App durchgeführt, was laut Andreas keinerlei Probleme darstellt. Eine anfängliche Frequenz-Senke der beiden Subwoofer konnte durch Phasenanpassungen schnell korrigiert werden (wenn man denn weiß, wie man das erkennt und es dann auch umsetzen kann. Ich kann nur sagen, meinen Respekt für diese Arbeit...)

    Das akustische Zentrum des Zusammenspiels von Front-Lautsprechern und Surrounds wurde ebenfalls nachträglich nochmals korrigiert, was aufgrund meines länglichen Kinoraumes und der somit größeren Distanz der Lautsprecher erforderlich war.


    Anschließend begann Andreas mit der eigentlichen Optimierung und dem Equalizing. Unzählige Carma-Messungen, um für jeden Lautsprecher bzw. jedes Lautsprecherpaar eine eigene Korrektur-Kurve in der Audyssey-App zu erstellen, diese in den AVR hochzuladen, anzuwenden und erneut zu messen, bis eben ein möglichst linearisierter Frequenzgang erhalten wurde.

    Technisch war nun das Machbare erreicht, zumindest in der Theorie. Aber diese Optimierungen müssen sich nun auch noch in der Praxis bewähren. Und auch hier spielt die ganze Erfahrung und das gute Gehör von Andreas eine tragende und ausschlaggebende Rolle. Denn erst die Anpassungen mittels Gehör anhand von live abgespielten Songs und Filmausschnitten, die Andreas in und auswendig kennt, ist eine perfekte Abstimmung möglich. Und alles wurde von ihm klar und deutlich nachvollziehbar erklärt und im Detail für mich erläutert. Ich habe meine Anlage von einer völlig neuen Seite kennenlernen dürfen.


    Fazit:

    Ich kann mich auch nur bei Andreas Willig bedanken. Ich habe eigentlich angenommen, dass meine Vorliebe einzig und allein auf eine Mehrkanalton-Wiedergabe liegt, und mein Lautsprecher-Setup auch nicht gerade für Stereo-Wiedergabe tauglich ist.

    Aber das was Andreas da herausgearbeitet hat, ist für mich eigentlich nicht zu glauben, wenn ich es nicht selbst miterlebt hätte.

    Das Eine ist die technische Durchführung von Messungen über Carma, und dahingehend die Änderungen von Pegeln und Abständen und die Korrekturen für einen linearen Frequenzverlauf der Audyssey-Einmessung.

    Das Andere ist die akustische Optimierung am lebenden Objekt, am Song, am Interpreten, bis es sich eben „richtig“ anhört.

    Dabei wurde mir immer wieder von Andreas genau erläutert, auf was ich in einem von ihm abgespielten Musikstück achten sollte, und wie es sich dann genau mit dieser Stelle nach der Korrektur verhält. Und sowas geht nur mit viel Erfahrung, wenn man Gehörtes sofort in die Theorie und in die Frequenzkorrektur umsetzen kann.

    Der Abschuss war dann wirklich das reine Stereo-Stück von Yellos „Planet Dada“, bei dem ich nur noch ungläubig auf meine Height- und Surround-Lautsprecher geschaut habe, ob die nicht doch einen deutlichen Ton von sich geben... ein Wahnsinn, welche 3D-Effekte eine Stereo-Spur generieren kann,

    wenn die Anlage auf dem Raum abgestimmt ist. EINFACH UNGLAUBLICH.


    Zitat Andreas:

    Zitat

    „Als Ergebnis spielt nun wirklich alles wie aus einem Guß. Effekte, die klar lokalisierbar quer durch den Raum gehen und eine tolle Geschlossenheit in der sehr präzisen und druckvollen Basswiedergabe. Schwächen kann ich bei dem auch optisch wunderschönen Kino nicht mehr erkennen, Filmspass ist garantiert. Zudem ist das Setup nun voll stereotauglich und die Nutzbarkeit damit deutlich erweitert.“


    Als Anregung wurde mir noch von Andreas mitgegeben, den Wandbereich im Rückraum noch etwas besser akustisch aufzuwerten, indem man dort sogenannte „Abfusoren“ installiert. Diese Module haben gleichermaßen Absorber- als auch Diffusor-Funktion.

    Diesen Vorschlag werde ich natürlich zeitnah umsetzen.


    Abschließend muss ich sagen, dass die Qualitäten gerade in der Stereowiedergabe, im Surround-Bereich und auch die Basswiedergabe deutlich zugenommen haben.

    Die obere und die untere Ebene agieren nun wie eine bruchlose Einheit. Ich freue mich über die deutliche Zunahme an Basspräzision, kann keinerlei Basslöcher feststellen, sondern erlebe nun einen komplett stimmigen und geschlossenen Bassbereich.

    So kann ich mein „Binaptikum 4K“ neu und viel intensiver erleben, und auch wieder die eine oder andere CD in reinem Stereo genießen.

    Ich kann nur sagen: Daumen hoch für die Arbeit von Andreas Willig.


    Wie üblich macht Andreas auch immer einige Bilder am Ort seines Wirkens, die ich Euch ebenfalls nicht vorenthalten möchte:

  • schöner Bericht! Schön das es dich weiter gebracht hat! Als ich die 8805 von Marantz noch im Betrieb hatte, hab ich irgendwann dass Audyssey abgeschalteten, hab nur die Pegel mit einem Peggelmessgerät eingepegelt und die Abstände am Hochtöner mit dem Laser ausgemessen und auf cm eingestellt ! Ich hatte damit für mich das beste Ergebnis! Über Andreas Willig hab ich bis jetzt noch gar nichts gehört, ich hab mir schon mal überlegt Jochen Veith vorbei kommen zu lassen und die Sache mal anschauen zu lassen! Den kenn ich persönlich ein bisschen! Aber bis jetzt hab ich immer selber getüftelt !

  • Über Andreas Willig hab ich bis jetzt noch gar nichts gehört,

    Ich auch nicht, musste erst nachschauen, wer das ist. Seine Firma gibt es auch erst ein paar Jahre.


    Binap , ist der Mann ein "gelernter" Akustiker oder eher ein Händler, der diesen Service mit anbietet?


    Denn erst die Anpassungen mittels Gehör ... ist eine perfekte Abstimmung möglich.

    Und das lediglich auf Basis der Audyssey-Einmessung, hmm. Aber wenn es den gewüschten Erfolg gebracht hat und Du zufrieden bist, dann wird es schon passen. Ich bin nur immer etwas skeptisch, wenn nach Gehör gearbeitet wird.

  • Ich finde die Qualitätskontrolle nach gehör unabdingbar. Oft klingen recht identisch wirkende Messungen und Ergebnisse völlig anders. Ich habe bestimmt auch rund 200 Messungen und kurven mit audyssey für jedes speakerpaar optimiert, aber so 100% happy war ich am Ende nicht. Dennoch geht da schon was.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Bei Audyssey hat ich immer das Gefühl, dass es jedesmal anderst klingt, irgendwie war ich nie zufrieden! Seit ich Trinnov habe, bin ich einfach glücklich! Man kann es natürlich auch anders gut hinbringen z.b ein Bekannter hat seine Marantz mit mehreren monacor dsp einmessen lassen von einem Akustiker ( Audyssey abgeschaltet) ! Hört sich auch Klasse an, ist aber auch keine günstige Lösung ! Ich habe mich für Trinnov entschieden, alles in einem Gerät

  • Hallo, ich hatte davor auch einen X8500H. Und ich war vom Gerät begeistert. Ein tolles Teil.

    Klar, muss auch zum Charakter der LS passen.

    Wichtig war/ist für mich grundsätzlich LS und Raum so weit zu optimieren wie es irgend möglich ist. Das ist mehr als die halbe Miete.

    Die Geräte davor sollten keine so große Wirkung mehr zeigen.

    Auch mit Audissey konnte ich gute Erfahrungen sammeln. Auch da, wie auch bei anderen Geräten, ist eine intensive Beschäftigung mit dem Einmesssystem erforderlich.

    Ich habe damals auch alle 8 Messpunkte akribisch durchgeführt. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt.


    Selbstverständlich habe ich hier und da kleine Veränderungen gemacht, das aber auch nur um es meinem Geschmack anzupassen.


    In dem Sinne, Binap, viel Spaß weiterhin mit deinem Setup und danke für dein Bericht.

  • Hi,


    schöner Bericht. Darf man fragen in welchem Preisbereich sich so eine Mess- und Einstellsession, von einem Profi durchgeführt, bewegt?

    Das ist so pauschal nicht so einfach zu beantworten und muss immer individuell berechnet werden. Das hängt sehr von der Raumsituation und der vorhandenen Konfiguration ab, und letztendlich von den Anpassungen, die gewünscht sind. Und natürlich hängt es von der Entfernung bzw. der Anfahrt ab; Andreas Willig kommt ja aus Berlin, er macht aber regelmäßig Touren durch Deutschland, Österreich und Schweiz.

    Bei Interesse nimm einfach per Messenger Kontakt mit Andreas Willig auf, um Einzelheiten zu klären.

    Andreas Willig ist übrigens in der Szene mittlerweile recht bekannt, und seine Optimierungen wurde bisher immer in den höchsten Tönen gelobt. Es gibt ja mittlerweile einige bekannte Namen, die solche Service-Leistungen anbieten.

    Leider gibt es auch einige schwarze Schafe in dieser Branche, deshalb werden Messkurven und Kosten nicht mehr so gerne veröffentlicht.
    Erst kürzlich gab es wieder Unstimmigkeiten bei einem dieser Akustik-Profis und einem anderen Profi, der dessen erste Optimierung gerade biegen musste....

    Ich wollte demnächst aber mal selbst messen mit REW und meinem UMIK-1, diese Messungen kann ich dann auch mal einstellen.

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