The Hateful 8​

  • The Hateful 8


    Rezi aus dem Jahre 2015 (passt argumentativ gut zur Diskussion in TG)


    Aloha!


    Zuerst die gute Nachricht: "The Hateful 8" gefiel mir etwas besser als DU. Aber im Grunde macht er dieselben Fehler wie DU. Meist langatmige Dialoge, die den Tarantino-Stil so sehr ausschlachten, dass sich auch der eingefleischte Anhänger irgendwann angewidert und gelangweilt abwendet. Wäre Tarantino ein wirklich kreativer Kopf, dann würde er selbst merken, dass er sich nur noch selbst kopiert und etwas daran ändern, sich neu erfinden. Den Anhängern kann man nicht vorwerfen, dass sie ihrem Idol treubleiben und ihm ob seiner früheren Verdienste huldigen. Aber Tarantino reproduziert sich lieber weiter selbst und weiß auch, dass er so oder so weiterhin damit Erfolg haben wird, dafür ist sein Kultstatus zu sehr in Stein gemeißelt.


    Das Werk fängt vielversprechend an, die ersten 15 min sind sehr unterhaltsam und die Kutschenatmosphäre sehr stimmig, dazu gehört auch der gute Ton. Leider fragt man sich anschließend aber, wann der Film denn nun endlich richtig losgeht. Bis auf sehr knappe Aktions- und Schlüsselszenen dümpelt der Streifen nur noch dahin. Weiterhin gefällt mir die Atmossphäre und überdies die Kameraführung. Die Gewaltdarstellung war ein weiterer positiver Punkt. Der Film ist viel zu lang und zielt zu sehr auf die mittlerweile oft pseudocoolen Dialoge ab, die sich ziehen wie ein Kaugummi und die die immer gleichen Elemente aufweisen. Dass der Erzähler dann noch die einfachsten Zusammenhänge explizit erläutert, finde ich dröge und unpassend.


    Seitens der Darsteller gefielen mir Samuel L. Jackson und Kurt Russel mit Abstand am besten. Nervend fand ich den mir in Serien sonst positiv aufgefallenen Walton Goggins – u. a. aufgrund seiner total überzeichnenden Art.


    Fazit: Es ist Tarantino zu wünschen, dass er sich zeitnah neu erfindet. Er war einmal ein Vorreiter/Trendsetter, mittlerweile sind Filme, die seinen alten Stil kopieren, aber nicht so sehr auf die Spitze treiben, besser. So langweilt man sich über weite Strecken bei seinem neuen Streifen. Die kurzen guten Phasen des Films lassen aber ein Anschauen trotzdem einmalig empfehlenswert erscheinen.


    Film: 3+

    Ton: 2

    Bild: 2

    Gruß Mickey

    Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)

    Rezensionen und deren Bewertungen beruhen auf der BD-Fassung.

  • MickeyKnox

    Hat den Titel des Themas von „The hateful 8​“ zu „The Hateful 8​“ geändert.
  • Also wie in anderen Threads schon ausgeführt, ich liebe H8, gerade die Dialoglastigkeit sowie die entstehende Spannung zwischen den Charakteren finde ich jedes mal wieder hochgradig interessant.

    Ich kann quasi den gesamten Film mitsprechen und entdecke sogar jedes mal neue Kleinigkeiten, die mir vorher nicht aufgefallen sind.

    Walton Goggins gefällt mir sogar am besten, seine dreckige und überzeugte Südstaaten-Art und Redeweise finde ich einfach großartig. Kurz dahinter dann Kurt Russel und Samuel L. Jackson.


    Ich kann allerdings nachvollziehen, warum einem der Film nicht gefällt. Wenn man mit den Dialogen nichts abgewinnen kann, ist der Film einfach zu lang.


    Gruß Jan

  • Sehr gut beschrieben, Jan. Sehe ich genauso. Beim wiederholten Schauen wird er eher noch besser.


    H8 habe ich erst kürzlich am Todestag von Morricone (wieder mal) geschaut. Bei dem Film ist für mich der Weg das Ziel.

    Ausgefeilte Charaktere dargestellt von exakt passenden Darstellern mit brillanten Dialogen. Und die Erzählstruktur mit den Rückblenden finde ich auch stark.

    Darüber hinaus sind Kamera und Score einfach ein Genuss und für sich alleine schon fast das Schauen wert.


    Dieser Film ist auch der beste Beweis, dass Tarantino eben nicht dem Mainstream nachgibt.

    mittlerweile sind Filme, die seinen alten Stil kopieren, aber nicht so sehr auf die Spitze treiben, besser

    Welcher denn beispielsweise?

  • THE HATEFULL 8

    70-mm-Filmfassung & Blu-ray


    "Der Nigger in der Scheune hat einen Brief von Abraham Lincoln." - "Der Nigger in der Scheune hat einen Brief von Abraham Lincoln?"



    Film: 8/10 Punkte

    Der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) überführt in einer Postkutsche eine Gefangene, die den namen Daisy (Jennifer Jason Leigh) trägt. Um einem zunehmenden Schneesturm zu entgehen, hält die Postkutsche an einer Herberge an einem Gebirgspass. Ruth, Daisy und noch zwei weitere Reisende treffen dort auf ein paar Männer, die in Abwesenheit der Eigentümerin die Zeit totzuschlagen scheinen, bis der Schneesturm sich gelegt hat. Ruth ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Männer aus einem ganz anderen Grund dort sind...


    Quentin Tarantino schuf in bewährter Manier ein kurzweiliges "Kammerspiel", mit ausladenen und vor Witz sprühenden Dialogen, faszinierenden Wendungen und einem vollkommen übertriebenen, brutalen Showdown. Diese Mixtur funktioniert über die Laufzeit von 187 Minuten so gut, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen will. Zu Verdanken ist das auch den überragenden Schauspielern, die allesamt ihre Charaktere glaubwürdig verkörpern.

    Tarantino engagierte für diesen Western gleich mehrere Schauspieler, mit denen er bereits in früheren Filmen zusammen gearbeitet hat.



    70 mm Bild: 4/10 Punkte

    Das Besondere an diesem Film ist das Bildformat. In superbreitem 2,76:1-Seitenverhältnis führt es die Tradition fort, die Filmfreunde von Klassikern wie "Ben Hur" und "Lawrence von Arabien" kennen. Für die Aufnahmen des außergewöhnlichen Bildformats drehte das Team auf 70 mm Filmmaterial. Die Film-Kameras und die Anamorphoten/Objektive stammen von Panavision aus den 1960er-Jahren. Die alten Techniken führen leider dazu, dass das Bild zu keinem Zeitpunkt wirklich scharf erscheint. Sowohl die Titel als auch ein Großteil der gefilmten Objekte lassen die Kantenschärfe vermissen, die Zuschauer aus aktuellen Filmproduktionen kennen. So fehlt es weit entfernten Wäldern an Detailreichtum, Schneelandschaften überstrahlen ins Weiß. Einzelne Bäume erscheinen eher matschig, es fehlt überdies an Durchzeichnung, so dass Details in dunklen Szenen regelmäßig absaufen. Sogar Nahaufnahmen sind davon betroffen. So erscheint die Holzfigur in der Eröffnungsszene detailarm und flach. Das grobe Filmkorn, der unruhige Bildstand und typisches Helligkeitsflimmern verstärken diese Bildeindrücke noch zusätzlich. Trotzdem wirkt das Bild auf der großen Leinwand im Hamburger Kino "Savoy" besser und schärfer als alles, was ich vorab auf 35-mm-Film dort und anderswo gesehen habe. Durch das breite Bildformat gelang es mir, vollkommen ins Filmgeschehen einzutauchen. Die technischen Unzulänglichkeiten versprühten genau den Charme, der damals Stand der Film-Technik war und zu diesem Western durchweg passt. Das in kühle Blaufarbtöne gefilterte Bild unterstützt die Winterstimmung. Vereinzelt auftretende Kratzer und Laufstreifen lenkten kaum vom Handlungsgeschehen ab.


    Es war schön, mal wieder einen echten 70-mm-Film zu sehen - auch wenn die Zeit wohl endgültig vorbei sein dürfte. Moderne Filmproduktionen mit 2K- und 4K-Aufnahme/Projektionssysteme sind einfach schärfer, homogener und weit verbreiteter.



    Kino-Ton: 9/10 Punkte

    Die 70-mm-Filmfassung enthält keinen Digitalton, sondern nur Steuersignale, um die jeweilige Sprachfassung, die sich auf CD (Datasat) befindet, mit dem Projektor zu synchronisieren. Dynamischer Digitalton in beliebigen Sprachen ist das angenehme Ergebnis. Schnelle Pegelsprünge, kräftige und sonore Männerstimmen und ein allgegenwärtiger Surround-Ton machen unglaublich viel Spaß. In der Herberge pfeift der Wind durch alle Ritzen. Permanent wird das Auditorium mit diesen typischen Geräuschen umhüllt. Die Schusswechsel wsind körperlich spürbar, und der Original-Score von Ennio Morricone flutet förmlich den Kinosaal.


    Technische Daten:

    Vorlage: 65mm-Filmnegativ

    Seitenverhältnis: 2,76:1

    Anamorph: 1,25-fach (70-mm-Fassung)

    Verleih-Material: 70 mm Filmkopie, 4K-DCP

    Laufzeit: 187 Minuten (70-mm-Fassung), 168 Minuten (4K-DCP)



    Blu-ray

    Full-HD-Bild: 8/10 Punkte

    Der 2,76:1-Transfer besitzt im Vergleich zur 70-Millimeter-Kinofassung eine erheblich bessere Kantenschärfe. Sowohl Feindetails als auch entferntere Elemente sind viel klarer und deutlicher zu sehen. Zudem ist der Bildstand erheblich ruhiger. Dank des besseren Kontrastumfangs besitzen Schneeaufnahmen obendrein mehr Zeichnung. Schatten sind klar erkennbar. Die Gesichter in der Kutsche wirken überaus plastisch. Auch ist das Schneetreiben deutlicher vor dem verhangenen Himmel zu sehen.

    In der Hütte offenbaren dunkle Bereiche mehr Inhalte. Während auf der 70-mm-Fassung diese Bereiche ins Schwarz abgesoffen sind, zeigt die Blu-ray noch Holzstrukturen der Wand.


    Blu-ray-Ton: 8/10 Punkte

    Der deutsche Ton biete klare und kräftige Stimmen. Schüsse tönen sehr laut und druckvoll. Das Windrauschen ist aus allen Kanälen gut wahrnehmbar. Dennoch erreicht dieser Tonmix nicht die Dynamik und Schallschnelligkeit wie der original Kinomix. Der BD-Ton tönt im Vergleich leicht dynamikkomprimiert.






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