Vergiftete Wahrheit
Film: 7/10 - und wieder mal ein Film, der aufgrund von Erwähnungen in diesem Forum geflimmert ist, habt Dank! Todd Haynes lässt Mark Ruffalo, eigentlich Unternehmensanwalt, den merkwürdigen Fall eines Farmers annehmen dessen Kühe nach und nach grausam verenden. Hierbei kommt er stückweise einem Umweltskandal auf die Spur, der immer größere Kreise zieht und - der Film basiert auf wahren Begebenheiten - bis heute nicht abgeschlossen ist.
In deutlich fluffigerer Form gab es vor rund 20 Jahren einmal Soderberghs Erin Brockovich, die sich eines ähnlichen Skandals annimmt. Die Tonalität der Filme ist jedoch grundverschieden. Während Ms. Brockovich leichter verdaulich und trotz des Themas positiver daherkommt, kämpft sich Ruffalo als Rob Bilott förmlich durch die rund zwei Stunden Laufzeit. Der Fall nimmt ihn so sehr ein, dass seine Ehe (mit Anne Hathaway) und seine Kollegen (u.a Tim Robbins, später auch Bill Pullman) zu Randnotizen verkommen und er sich besessen in seine Schlachten wirft. David gegen Goliath, Bilott gegen DuPont.
M.E. sollte man den Film gesehen haben, alleine weil der zugrunde liegende Skandal sicher an den meisten (so auch uns) vorbeigegangen sein dürfte. Allerdings ist das Ganze kein fluffiges Werk für zwischendurch sondern mitunter auch für den Zuschauer anstregend. Das Spiel von Ruffalo wird zunehmend eindringlicher, der Ausverkauf seines Nervenkostüms nimmt schrittweise auch körperliche Züge an, so dass dem Zuschauer Angst und Bange wird. Der weitere Cast kommt mit vielen bekannten Gesichtern daher, spielt aber durchweg kaum eine Rolle - ich würde den Film ein Stück in die Kammerspiel-Ecke schieben.
Gut, dass es solche Filme gibt um auf Geschehnisse hinzuweisen, die sonst weitgehend im Dunkeln geblieben wären - die Aktie von DuPont rauscht bei Veröffentlichung des Films gehörig nach unten. Allerdings ist der Film durchgehend auf Düster und Hoffnungslos getrimmt, was mir unterm Strich (wie häufig) zuviel des Guten gewesen ist. Es dürfte Haynes Intention gewesen sein, den Zuschauer intensinv in diesen Sog zu reißen. Das schafft Nähe zu Bilott, der völlig von seiner Sache eingenommen wird und dadurch nicht eben sympathisch wirkt. Aber es verhindert auch, sich ganz auf den Film einzulassen, alleine um nicht depressiv zu werden. Wohl eher kein Film für dunkle Novembertage, aber sicher etwas für die Merklisten.
Bild: 7/10 - der Film öffnet mit einer sehr feinen Hommage an den weißen Hai und ist die gelaufen, wird die Stimmung düster und bleibt es auch durchgehend bis zum Schluss. Genauso gibt sich das 2,39:1 Bild. Es scheint nicht ein einziges Mal die Sonne, Farbwerte mit mehr als 70% Helligkeit gibt es gleich gar nicht, alle Einstellungen sind sehr düster und bedrückend. Die Innenräume bedrängt und dunkel, die Außenszenen bewölkt und kalt. Die Farben sind stark gesättigt und stets ins Blaue gegradet, Kontraste sehr steil, Mitteltöne eher ins Schwarze runtergezogen. Es rauscht durchgehend wie verrückt, was keineswegs stört sondern den dunkel/dreckigen Look noch mehr steigert.
Ton: 7/10 (deutsch DTS HD Master) - der Score von Marcelo Zarvos lässt eine leichte Räumlichkeit aufblitzen, ebenso gibt es dezente Surroundunterstützung mit Umgebungsgeräuschen. Die Sprache gut verständlich und halbwegs harmonisch in den Mix integriert. Der Ton spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, einen Extrapunkt hat er sich verdient, indem eine Handvoll Szenen mit Subwoofer-Unterstützung untermalt werden und die Bedrohlichkeit die von der Geschichte ausgeht körperlich werden lassen. Davon abgesehen aber eher unauffällig, passt.